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GdP-Chef Konrad Freiberg über seine Forderung nach einem Alkoholverbot in Fußballzügen

"Der Tagesspiegel": Ein trockener Vorschlag

Berlin.

Jedes Wochenende seien bei zahlreichen Spielen in ganz Deutschland – meist in den unteren Ligen – tausende Polizisten im Einsatz. Die kämen mit der Gewaltbereitschaft mancher Fans nicht mehr zurecht. Dabei spiele Alkoholmissbrauch eine zentrale Rolle. Im Gespräch mit "Tagesspiegel"-Redakteur Jan Oberländer erläutert der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, wie die GdP schon auf der Stadion-Anreise Alkoholmissbrauch eindämmen will und die Störung vieler Bahn-Passagiere durch alkoholisierte Fußballanhanhänger verhindern möchte: ein Alkoholverbot für Fußball-Sonderzüge, aber auch der Transport von Bierkästen in normalen Zügen könnte verboten werden – die Bahn zeigt sich aufgeschlossen. Bitte lesen Sie den am 20. Oktober 2009 im "Der Tagesspiegel" erschienenen Artikel im Wortlaut.


Konrad Freiberg, Chef der Polizeigewerkschaft GdP, will in Gesprächen mit der Deutschen Bahn und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Alkoholverbote in Fußballzügen vereinbaren. Jedes Wochenende, erklärt Freiberg, seien bei zahlreichen Spielen in ganz Deutschland – meist in den unteren Ligen – tausende Polizisten im Einsatz. Die kämen mit der Gewaltbereitschaft mancher Fans nicht mehr zurecht.

„Wir schaffen das nicht,“ sagt Freiberg. Die Hemmschwelle sei gesunken, „die Gewalt hat beunruhigende Dimensionen angenommen.“ Dabei spiele Alkoholmissbrauch eine zentrale Rolle.

Freibergs Appell: „Wir müssen handeln.“ Es müsse so weit wie möglich verhindert werden, dass „Fußballrowdies“ sich betrinken. Ein Ansatzpunkt sind für ihn die Züge der Deutschen Bahn. Schließlich fahren viele Fans mit dem Zug zum Auswärtsspiel, mit Bier im Gepäck.

Ein generelles Verbot von Alkoholkonsum in der Bahn hält Freiberg zwar für unrealistisch. An „lustigen Reisegruppen“ sei nichts auszusetzen. Aber: „Man muss sehen, dass nicht eine Reihe von Bekloppten den vernünftigen Menschen die Freude verdirbt.“ Darum seien punktuelle Verbote, etwa in von Fans besetzten Sonderzügen, sinnvoll. Auch könnte die Bahn etwa die Beförderung von Bierkästen verweigern. Freiberg will das Problem in Kürze mit dem DFB-Präsidenten Theo Zwanziger besprechen. Auch mit der Bahn gebe es Gesprächstermine.

Ein Bahn-Sprecher bekräftigte, man sei „offen für die Diskussion“. Er verwies auf die Beförderungsbedingungen, die jeden Reisenden verpflichten, sich so zu verhalten, „dass andere Reisende nicht über Gebühr gestört werden“. Und die der Bahn zudem die Möglichkeit geben, gegen „Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung des Betriebes oder für die Sicherheit der Mitreisenden darstellen“, vorzugehen. „Und das tun wir auch.“

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Doch nicht nur das. „Wir prüfen weiter gehende Maßnahmen“, erklärt der Sprecher. Wie GdP-Chef Freiberg hält er es für denkbar, dass in Zügen, die ausschließlich oder hauptsächlich Fußballfans befördern, ein besonderes Alkoholverbot ausgesprochen wird.

Ein solches Verbot sei allerdings „auch ein Nahverkehrsthema“ und müsse in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsverbünden durchgeführt werden. Ein Zug mit Ziel Berlin hält schließlich nicht direkt am Olympiastadion, sondern am Hauptbahnhof – und die S-Bahn-Fahrt zum Stadion soll ja ebenfalls möglichst alkoholfrei bleiben.

Man sei bereits mit einzelnen Verbünden im Gespräch, erklärte der Sprecher. Mit welchen, konnte er nicht sagen.

Ein generelles Alkoholverbot plant die Bahn jedoch nicht. Ein solches Verbot könnte etwa „die Mitglieder eines Kegelvereins oder Skatclubs, die im Zug friedlich ihr Bierchen oder ihren Sekt trinken und niemanden belästigen“, dazu bringen, die Bahn nicht mehr zu nutzen. „Das kann nicht Sinn der Sache sein,“ betont der Sprecher.

Die private Bahngesellschaft Metronom, die in Niedersachsen, Bremen und Hamburg täglich 80 000 Fahrgäste befördert, greift härter durch. Ab 15. November gilt in Metronom-Zügen ein generelles Alkoholverbot. Es gebe immer mehr „hemmungsloses Verhalten“, klagt Sprecherin Tatjana Festerling. Besonders am Wochenende sei es schlimm.

Nicht nur betrunkene Sportfans seien problematisch, sondern auch Jugendliche, die in den Zügen zechen. „Wenn wir Glück haben, zerstören sie den Zug nicht, sondern verdrecken ihn nur.“ Darum sei es „höchste Eisenbahn“ gewesen, „neue Spielregeln“ zu definieren, sagt die Sprecherin. Nicht nur aus Rücksicht auf friedliche Kunden. Sondern auch wegen der horrenden Vandalismuskosten von rund 500 000 Euro – plus Reinigungskosten.

Metronom sei ein Nahverkehrsunternehmen, betont Festerling. Die Züge sind nicht lange unterwegs. „Es muss doch möglich sein, für eine maximale Verweildauer von 60 Minuten auf Alkohol zu verzichten.“ Ausnahmen von der Regel gibt es nicht. Auch der feucht-fröhliche Junggesellenabschied sei „für unsere Fahrgäste eine enorme Belästigung“, erklärt Festerling. In Passagierbefragungen hätten die Kunden auf die Ankündigung des Alkoholverbots „durchweg positiv“ reagiert. Um die neue Regelung durchzusetzen, werde Metronom „massiv auf private Sicherheitsdienste zurückgreifen“.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 20.10.2009)

Link: Zum Artikel auf der Homepage des Tagesspiegel
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