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30.04.2013

Gemäß dem Motto "Wir bringen Licht ins Dunkel" fand vom 12. bis 14. April 2013 das erste JUNGE GRUPPE (GdP) Seminar des Jahres statt.

Organiserte Kriminalität - Ein Lagebild zwischen Prostitution und Drogenhandel

Fünf Fachreferenten lieferten den Teilnehmerinnen und Teilnehmer des JUNGE GRUPPE (GdP) Seminars interessante Einblicke in verschiedene Bereiche der Organisierten Kriminalität.

Als erster Punkt auf dem Seminarprogramm stand die Vermittlung von Grundlagen und Beispielen grenzübergreifender Zusammenarbeit. War der Einstieg am Freitagnachmittag mit der Vermittlung komplexer rechtlicher Grundlagen der internationalen Zusammenarbeit durch Herrn Dr. Ralf Riegel vom Bundesjustizministerium noch sehr theoretisch, bot der zweite Programmpunkt bereits die erhoffte praktische Nähe. Die Vermittlung der verschiedenen „Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität (OK)“ im zweiten Teil des Nachmittags konnte den Seminarteilnehmerinnen und –teilnehmern nicht nur einen Überblick über die Erscheinungsformen organisierter Kriminalität, wie Mafia, Rocker, Prostitution und Geldwäsche in Deutschland geben, sondern auch einen sehr interessanten Einblick in statistische Zusammenhänge und Motive liefern.

Im Anschluss an die ersten beiden Fachvorträge folgte ein gemeinsames Abendessen im Herzen von Berlin, am Potsdamer Platz, das die teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen sofort zum länderübergreifenden Austausch nutzten. Am Samstagmorgen beschäftigte man sich mit Eigentumsdelikten, am Beispiel eines OK-Verfahrens gegen georgische Gruppierungen. Hierzu konnte Kriminaloberrat Mario Huber, Sachgebietsleiter Organisierte Kriminalität vom Landeskriminalamt Bayern, einen interessanten Einblick in seine Arbeit im Bereich der OK-Bekämpfung geben, der allen Anwesenden nicht nur die strukturierte und vernetzte Vorgehensweise organisierter Kriminalität vor Augen führte, sondern auch die Bedeutung ausreichender Personalstärke, politischen Rückhalts und internationaler Zusammenarbeit verdeutlichte.

Im Anschluss kamen die Seminarteilnehmer in den Genuss, den hochinteressanten Ausführungen des Oberstaatsanwaltes Sjors Kamstra von der Staatsanwaltschaft Berlin zu folgen. Es zeigte sich bereits nach kurzem Zuhören, dass hier ein Fachmann anwesend ist, der weiß wovon er spricht. Oberstaatsanwalt Kamstra gab einen höchst interessanten Überblick über die Rockerszene in Berlin, der vor allem mit dem verklärten Mythos von Freiheit und Brüderlichkeit aufräumte. Gleichzeitig verwies er sehr eindringlich auf die strikte Ausnutzung gesetzlicher Möglichkeiten und der Wichtigkeit der Verfolgung gemeinsamer Strategien von Polizei und Staatsanwaltschaft, um diesen höchst kriminellen Machenschaften dieser Gruppierungen Einhalt zu gebieten und erteilte politischem Aktionismus eine eindeutige Absage.

Nach einer Stärkung bei Kaffee und Kuchen stand den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern auch schon der nächste Experte in Sachen Organisierter Kriminalität Rede und Antwort. Mit Manfred Paulus, Kriminalhauptkommissar a.D., konnte den Kolleginnen und Kollegen vor Ort ein Experte für die Bereiche Menschenhandel und Milieukriminalität geboten werden, dessen Fachkenntnis auch auf einer Vielzahl persönlicher Erfahrungen beruhte. Es freute die Anwesenden, dass Herr Paulus der Einladung der JUNGEN GRUPPE (GdP) folgte und eigens aus Ulm nach Berlin anreiste. Herr Paulus erörterte zuerst das Phänomen des Menschenhandels. Durch den Einbezug geschichtlicher, nationaler und sozialer ebenso wie politischer Hintergründe in seinen Ausführungen, schlug er nicht nur einen spannenden Bogen zu den speziellen Erscheinungsformen des Milieus in Deutschland, sondern konnte mit seinem Votum für mehr polizeiliche Ressourcen und stärkeren politischen Rückhalt bei der organisierten Kriminalitätsbekämpfung sowie gegen die unreflektierte statistische Hörigkeit bei der Maßnahmenentscheidung, die lediglich die kurzfristige Erfolgsvermittlung zum Ziel hat, auch schnell die Teilnehmenden für seine Sichtweise gewinnen. So war den Ausführungen Paulus zu entnehmen, dass die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität ein langwieriger Prozess ist, dessen Erfolge bei der Aufnahme von Ermittlungen nicht vorhersehbar sind und erklärte, dass es dieser Umstand ist, der es leider zunehmend erschwert, die notwendigen Ressourcen für die Ermittlungen auch über länger benötigte Zeiträume zu erhalten. Die organisierte Kriminalität schläft nicht und ist weder in ihrer kriminellen Energie noch in ihrem Hang zur Gewaltbereitschaft zu unterschätzen. Sie besitzt klare Zielvorstellungen, agiert wie ein Unternehmen, ist hochgradig organisiert und international aufgestellt. Daher leuchtet es ein, dass auch nur eine professionell ausgebildete und mit ausreichend Ressourcen und Kompetenzen ausgestattete Polizei der Organisierten Kriminalität immer einen Schritt voraus sein und den illegalen Machenschaften entgegentreten kann.

Gegen 18:00 Uhr endete dieser spannende zweite Seminartag. Nach einem gemeinsamen Abschlussabend und unterhaltsamen Abendstunden startete der Sonntagmorgen wieder mit dem sehr fachkundigen Herrn Paulus. Er stellte nicht nur die kriminellen Machenschaften der Parallelgesellschaft Rotlichtmilieu eindrucksvoll dar, er wusste auch mit einer äußerst kritischen Sichtweise auf eine zunehmend gesellschaftsfähig werdende Gruppe Krimineller zu gefallen und verstand es Entwicklungen im Milieu aufzuzeigen, die auch noch am Abschlusstag Unverständnis und einen regen Diskussionsbedarf auslösten.

Insgesamt ist es dem Organisator und Verantwortlichen, Torsten Rohde sehr gut gelungen, diesen komplexen Themenbereich mit einer gekonnten Auswahl an Fachreferenten zu beleuchten und so dem Motto der JUNGEN GRUPPE (GdP) Seminare 2013 „Wir bringen Licht ins Dunkel“ gerecht zu werden.

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