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INTERVIEW MIT DEM INSPEKTEUR DER POLIZEI

100 Tage im Amt, IdP Wilfried Kapischke: „Ich bin angekommen“

Schwerin:.

Seit dem 8. August 2016 100 Tage im Amt: Für Wilfried Kapischke, Inspekteur der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern, bedeutet das nicht nur Hunderte Hände der Kollegen in der Landespolizei geschüttelt zu haben. Was er bisher erreicht hat, welche Aufgaben nun auf ihn warten und wie viel Freizeit ihm noch für seine Familie bleibt, das erfuhr Landesredakteur Marco Bialecki im DP-Interview.

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  • Herr Kapischke, Sie sind nun 100 Tage im Amt. Haben Sie sich schon in Ihrer neuen Tätigkeit eingelebt?
Kapischke: Es wäre wohl sehr vermessen von mir, wenn ich behaupten würde, dass ich mich in NUR 100 Tagen in alle Aufgabenbereiche , die das Amt des Inspekteurs der Polizei beinhalten, bereits eingearbeitet hätte. Vordringlich habe ich Mitarbeitergespräche in meinem Referat geführt, um einerseits die Arbeitsschwerpunkte besser kennenzulernen und zugleich die Erwartungen meiner Mitarbeiter an mich zu erfahren, aber auch meine Vorstellungen in der künftigen Zusammenarbeit zu erläutern.
Zudem habe ich die ersten Arbeitsbesuche in den Behörden so z.B. im LBPA, LWSPA, LPBK, FHöVPR realisiert, die nächsten Arbeitsbesuche in den beiden Präsidien werden im 2. Halbjahr terminiert.

Der Inspekteur der Polizei, Wilfried Kapischke, und der GdP-Landesvorsitzende Christian Schumacher während des Interviews im Gespräch.
Der Inspekteur der Polizei, Wilfried Kapischke, und der GdP-Landesvorsitzende Christian Schumacher während des Interviews im Gespräch.
  • Welche Überraschungen haben Sie denn seit Ihrem Amtsantritt erlebt?
Kapischke: Überrascht im positiven Sinne und zugleich erfreut war ich über die Offenheit und Zugewandtheit, mit der mir sowohl meine Mitarbeiter als auch meine Vorgesetzten bereits in den ersten Tagen begegneten. Die offizielle Amtseinführung durch Minister Caffier in Anwesenheit der Führungskräfte der Polizeiabteilung war für mich ein ganz besonderes Erlebnis und hat mir den Einstieg in meine neuen Aufgaben als Inspekteur der Polizei deutlich erleichtert.
Aufgrund meiner ministeriellen Erfahrungen als Referent II440-2 von 2000-2002 sind mir grundsätzlich die Arbeitsabläufe hier im Ministerium nicht unbekannt. Gewöhnungsbedürftig hielt und halte ich dennoch die parallele „Bedienung“ von 3 IT-Anwendungen zur Informations-/Entscheidungssteuerung: das Hausnetz des IM, das VBS DOMEA und das LAPIS-Netz. Hier besteht m. E. deutlicher Optimierungsbedarf!
  • Manche aktuell anstehenden Aufgaben sind wahrscheinlich weniger überraschend für Sie. Was wird in nächster Zeit Ihre größte Herausforderung sein?
Kapischke: Meine vordringlichsten Aufgaben als Inspekteur der Polizei beinhalten sämtliche Belange der Führung und des Einsatzes. Im Bereich der Führung halte ich einen engen Schulterschluss mit den Behördenleitern für besonders wichtig. Dadurch möchte ich einerseits zu einer modernen Führungskultur beitragen und andererseits den konstruktiven, sachlich kritischen Dialog zu den Herausforderungen für unsere Landespolizei fördern. In den wöchentlichen Telefonschaltkonferenzen mit den Behördenleitern beider Präsidien, des LBPA und des LWSPA möchte ich Schwerpunkte diskutieren und Problemlösungen erörtern, aber zugleich auch ein offenes Ohr für die kleinen und großen Nöte der Behörden anbieten.

Zudem fühle ich mich besonders den jungen Führungskräften im höheren Dienst verpflichtet. Durch meine Teilnahme am jährlichen Seminar „Fortbildung junger Führungskräfte im höheren Dienst der Landespolizei M-V“ will ich die strategischen Schwerpunkte unserer Landespolizei erläutern und zugleich mit den Führungskräften der Zukunft gemeinsam diskutieren sowie neue Ideen und Anregungen aufgreifen. Die kontinuierliche Begleitung und das Ausloten von Möglichkeiten/Erwartungen zur Einbindung im Prozess der Personalentwicklung sind wichtige Aufgaben, denen ich mich stellen möchte.

Sämtliche Einsatzangelegenheiten, ob in der Vorbereitung zur Erstellung von Einsatzdokumenten, ob in der Einsatzdurchführung oder der konstruktiv-kritischen Einsatznachbereitung sind keineswegs ungeliebte Pflichtaufgaben des Inspekteurs. Das polizeiliche Einsatzgeschäft, war für mich stets Herausforderung und Freude zugleich. Meine vielfältigen Erfahrungen im Einsatzgeschäft angefangen als HuFü in der BePo, als AL 2 im Bereich SE/SK, als PI-Leiter oder Behördenleiter bzw. als EA-Führer oder FüSt-L(B) in der BAO KAVALA, sind für mich in der neuen Aufgabe als Inspekteur von ganz besonderem Wert – ich freue mich, diese Kompetenz bei der künftigen Einsatzbewältigung mit einbringen zu können.
Derzeitige und künftige Herausforderungen für unsere Landespolizei sehe ich insbesondere in der Bewältigung der islamistischen Terrorismusbekämpfung, der Extremismusbekämpfung und der Bekämpfung der Cyber-Kriminalität. Dazu müssen bisherige Einsatzkonzepte auf den Prüfstand und aufgrund der aktuellen Ereignisse angepasst werden.
Dies bedeutet aber auch zugleich die Ausstattung unserer Polizei mit modernen erforderlichen Instrumenten, ob FEM (Führungsmittel und Einsatzmittel) für den Schutz unserer Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter oder Arbeitsmittel wie IT-Ausstattung oder den interaktiven Funkstreifenwagen zeitgerecht in die Investitionsplanung aufzunehmen. Führungsentscheidungen dürfen nicht durch Aktionismus/sog. „übereilte Schnellschüsse“ getrieben werden, vielmehr gilt es, sachliche Marktbeobachtung zu betreiben und kluge, auf die Zukunft ausgerichtete Konzepte zu entwickeln. Die bisherigen Investitionen in unserer Landespolizei müssen m. E. den Vergleich mit anderen Bundesländern nicht scheuen – unsere Landespolizei ist auf einem guten Weg.

Die polizeifachliche Beratung und Unterstützung des Ministers, insbesondere in Angelegenheiten der zweckmäßigen und zugleich erforderlichen Ausstattung unserer Landespolizei sehe ich als vordringliche Aufgabe des Inspekteurs. Zugleich habe ich bereits jetzt die Erfahrung machen können, dass Minister Caffier auf diese Beratung ganz besonderen Wert legt. Ausdruck dessen ist u. a. meine Begleitung des Ministers zum Besuch der GPEC am 7. Juni 2016 in Leipzig.

Um es mit einem über 2000 Jahre alten Zitat von Aristoteles zu sagen: „Wir können den Wind nicht beeinflussen, aber wir können die Segel richtig setzen.“ – an diesem Anspruch will ich mich gern messen lassen.
  • Erzählen Sie doch kurz, wie so ein Tag im Leben eines Inspekteur der Landespolizei aussieht...
Kapischke: Mein Wecker klingelt um 5 Uhr. Nach der Zeitungsschau und dem gemeinsamen Frühstück mit meiner Frau – ich decke übrigens den Frühstückstisch – beginnt mein Arbeitstag gegen 7 Uhr im Büro. Die erste tägliche Besprechung mit Frau Lange findet um 7.15 Uhr statt. Hier werden die Termine des Tages abgesprochen. Bis 8.15 Uhr beschäftige ich mich mit den aktuellen Lagemeldungen aus dem Land und dem Bund. Dieses wird dann mit meinen Referenten im Anschluss ausgewertet. Der gesamte Tagesablauf ist von unterschiedlichen Besprechungen und vielen Telefonaten mit Behördenleitern und Kollegen aus anderen Bundesländern sowie Terminen in den Behörden/Dienststellen gekennzeichnet. Ab ca. 16 Uhr bearbeite ich dann meine Postmappen und meine E-Mails. Zwischendurch stehe ich selbstverständlich für Nachfragen des Innenministers und des Abteilungsleiters zur Verfügung. Gegen 19 Uhr versuche ich dann Feierabend zu machen.

Mein erster Tag als Inspekteur – der 01. Mai 2016 – begann für mich um 08:00 Uhr in der Hagenower Straße 71 a in Schwerin. Unmittelbar vor Einsatzbeginn für die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter des LBPA sollten die Worte des Inspekteurs sowohl Anerkennung als auch Rückendeckung symbolisieren, aber auch zugleich meine Erwartungen an eine professionelle versammlungsfreundliche und dennoch konsequente Einsatzdurchführung verdeutlichen.
Die Begleitung unserer Einsatzkräfte unmittelbar in der Einsatzdurchführung ist auch künftig für mich als Inspekteur vordringlich.
  • Gibt es weitere konkrete Ziele, die Sie als Inspekteur umsetzen möchten??
Kapischke: Bei der Frage der Gestaltung des Dienstes gilt es aus meiner Sicht, neue Ideen der altersgerechten Personalentwicklung zu untersuchen. Der Schichtdienst ist über einen längeren Zeitraum belastend/gesundheitsschädigend – hier geht es vorrangig um den Wechsel vom Tages- in den Nachtdienst, der die Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter stark belastet. Wir können die Nacht leider nicht zum Tag machen. Dennoch finde ich es wichtig, zu überlegen, wie wir Schichtdienst noch attraktiver gestalten können und bessere Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit weiter ausloten.
  • Wie beurteilen Sie die Belastungssituation in der Landespolizei??
Kapischke: Insbesondere im Zuge der Bewältigung von herausragenden Lageentwicklungen Ende 2015 bis jetzt wird deutlich, dass durch die Bewältigung der Flüchtlingslage sowie der einhergehenden angestiegenen Versammlungslagen mit nicht selten drohenden Eskalationen, aber auch durch die Bekämpfung der Terrorgefahr und des Extremismus die Belastungsgrenze der Landespolizei erreicht ist. Erforderliche Schwerpunktsetzungen in der Kriminalitätsbekämpfung wie in den zurückliegenden Jahren sind i. d. R. zu Lasten der Reviere erfolgt. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Dienstplanung und in der Folge auch auf das Privatleben der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter.

Ich verbinde hohe Erwartungen an das Ergebnis der Projektgruppe „Bemessung Personalbedarf der Landespolizei“ und würde mich sehr darüber freuen, wenn auf der Grundlage des Projektgruppenberichtes und der aktuellen Gefährdungslagebeurteilung durch die neue Landesregierung konkrete Beschlüsse zum mittelfristigen Personalbedarf zeitnah gefasst werden.
  • Wozu lässt Ihnen das Amt noch Zeit?
Kapischke: In der Woche ist meine Freizeit knapp bemessen. Die Teilnahme am jährlichen Fünf-Seen-Lauf und am Silvesterlauf in Schwerin gehört dennoch zu meinem sportlichen Pflichtprogramm. Aber, der Sport kommt insgesamt leider noch zu kurz – daran muss ich weiter arbeiten.
Im Urlaub unternehme ich gemeinsam mit meiner Frau sehr gern Radtouren, Tagestouren im Umfeld von Schwerin oder Wochentouren in M-V oder auch anderen Bundesländern. Über viele Jahre haben wir vorrangig Touren entlang der Flüsse oder Seen unternommen, u. a. Neckar, Rhein, Elbe, Weser, Donau … bzw. Bodensee, Müritz, Plauer See …
In diesem Sommer werden wir am „Amazonas des Nordens“ – an der Peene radeln.

So viel Zeit wie möglich verbringe ich mit meiner kleinen 1 ½ - jährigen Enkelin Hedi!!!


Vielen Dank für das Interview.

Die DEUTSCHE POLIZEI ist die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Sie informiert über aktuelle Positionen und Forderungen der GdP und berichtet aus dem Innenleben der Gewerkschaft.

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