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© Peter Hermes Furian/stock.adobe.com
Peter Hermes Furian/stock.adobe.com

07.08.2025

Im Polizeidienst fünfeinhalb Jahre länger arbeiten? 
Geht's noch?

Beamtenpolitik Innenpolitik Pensionäre Soziales Versorgungsempfänger

„Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) lehnt es rundherum ab, dass Polizeibeamtinnen und -beamte fünfeinhalb Jahre länger arbeiten sollen", sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Sven Hüber, verantwortlich für beamtenrechtliche Fragen, der Funke Mediengruppe. Hintergrund ist die Debatte um längere Lebensarbeitszeiten, auch für Beamtinnen und Beamte. 

Hüber sagte wörtlich: „Meine Kolleginnen und Kollegen im Schicht- und Einsatzdienst liegen schon heute unter der durchschnittlichen Lebenserwartung, obwohl sie zu Beginn überdurchschnittlich fit und gesund eingestellt werden. Faktoren dafür sind etwa ihre gefahrengeneigte Tätigkeit, Dienste zu ungünstigen Zeiten und Wechselschichten sowie durch zahlreiche andere Faktoren bewirkte außergewöhnlich starke Belastungen. Zudem ist die wöchentliche Arbeitszeit der Beamten mit bis zu 41 Stunden seit Jahren höher als die anderer Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst oder der Industrie.“ 

Hüber weiter: „Statt endlos die Lebensarbeitszeit zu verlängern, sollten die Gesetzgeber das in Deutschland vorhandene Erwerbstätigenpotenzial besser nutzen: Kinderbetreuung und Frühförderung ausbauen, mehr Geld in Bildung investieren, dafür sorgen, dass alle jungen Menschen eine anständige Ausbildung und Arbeit bekommen sowie die Einwanderung von Fachkräften erleichtern. Das ist gesellschaftlich viel hilfreicher, als alle immer länger arbeiten zu lassen.“

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Es ist falsch, pauschal anzunehmen, dass Beamte deutlich länger leben als andere Beschäftigte. 

Für den gesamten Beamtenbereich stellt der 8. Versorgungsbericht der Bundesregierung fest:

„So geht die Vorausberechnung für den Achten Versorgungsbericht davon aus, dass sich der Abstand der Lebenserwartung einer 60-jährigen Beamtin beziehungsweise eines 60-jährigen Beamten gegenüber derjenigen der Wohnbevölkerung bis 2060 auf etwas mehr als ein Jahr halbiert.“ Gemeint sind alle Beamtinnen und Beamten

Polizeivollzugsbeamte sind durch Dienste zu ungünstigen Zeiten und in Wechselschichten gesundheitlich äußerst belastet. Es gibt eine Reihe von Studien, die darauf hinweisen, dass die Lebenserwartung von Polizistinnen und Polizisten geringer als der Durchschnitt der Bevölkerung ist. 

Hinzu kommen außergewöhnliche Belastungen. Die vom Bundesministerium des Innern 2024 vorgelegte Polizeistudie MEGAVO stellt fest: 

„Das Risiko, im Dienst Opfer einer Gewalttat zu werden, liegt um ein Mehrfaches höher als in der Gesamtbevölkerung. Am häufigsten gaben die Befragten an, Opfer von Beschimpfungen und Provokationen zu werden.“

Bei allen Beamtinnen und Beamten kommt hinzu, dass sie seit vielen Jahren 41 Stunden in der Woche arbeiten, während Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst nur 39 und in der Industrie teilweise nur 35 Stunden arbeiten müssen. Das heißt, Beamte arbeiten jetzt schon länger als andere Beschäftigte. Hinzu kommen viele Millionen Überstunden bei der Polizei aufgrund von Personalmangel. 

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