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Konrad Freiberg: Rede auf dem 11. Europäischen Polizeikongress in Berlin:

Der Polizist der Zukunft - Herausforderungen für das föderale Sicherheitssystem

Berlin.

Der Polizist der Zukunft werde in hoch spezialisierten, überstaatlichen Einsätzen international agierende und gut organisierte Kriminelle stellen. Unter Einsatz von Fachleuten und mit Ausdauer würden auch langfristig angelegte - internationale - Ermittlungen geführt. Darüberhinaus werde eine gut vernetzte Polizei mit hoher sozialer Kompetenz in den Ballungsräumen wie in der Fläche präsent sein, präventiv arbeiten und den Verfolgungsdruck auch bei Alltags- und Gewaltkriminalität hoch halten, beschreibt der GdP-Vorsitzende Kontrad Freiberg die zukünftigen Anforderungen an die Polizei. Demgegenüber stünden heute Gesetzeslücken, die Ermittler behindern, die bundesdeutsche Kleinstaaterei in Fragen der EDV-Technik, veraltete Funksysteme und eine fehlende internationale Vereinheitlichung der Polizeiarbeit. Gleichzeitig müssen die Polizeibeschäftigten soziale Verschlechterungen hinnehmen: Stellenabbau, Arbeitsverdichtung, längere Arbeitszeiten und die Verlagerung von Besoldung, Versorgung und Laufbahnrecht auf die Länder.

 

  
 
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Auf einen Blick: Forderungen der GdP für eine zukunftsfähige Polizei
 
 
 
 
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries untertstüzte in ihrer Rede die GdP-Kritik am massiven Stellenabbau bei der Polizei. Sie forderte "Personalverstärkung statt Strafverschärfung".

Foto: Rüdiger Holecek
 
 
 
Rede des GdP-Bundesvorsitzenden Konrad Freiberg auf dem 11. Europäischen Polizeikongress vom 29. bis 30. Januar 2008 in Berlin

Der Polizist der Zukunft – Herausforderungen für das föderale Sicherheitssystem
 
 Wer nicht an die Zukunft denkt, wird bald Sorgen haben – das wusste schon der weise Konfuzius.

Und darum bin ich froh, dass gerade der Europäische Polizeikongress zu Beginn des Jahres die Gelegenheit bietet, aktuelle Themen und künftige Problemstellungen im Bereich der Inneren Sicherheit zu diskutieren.

Gern nehme ich heute die Herausforderung an, Ihnen aus meiner Sicht wichtige Eckpunkte für die Entwicklung der Sicherheitslage in Deutschland zu schildern und daraus Schlüsse für das Profil der Polizeiarbeit in den
 
kommenden Jahrzehnten zu ziehen – und für die Voraussetzungen, die jeder Polizist und jede Polizistin (!) dafür mitbringen muss.
 


Joachim Herrmann, Bayerischer Inneminster, in einem Gespräch mit dem GdP-Vorsitzenden Konrad Freiberg am Rande des Kongresses.
Foto: Rüdiger Holecek
Doch Sie wissen: Ich bin kein Prophet.
Meine Zukunftsbetrachtung kann sich nur aus der gedanklichen Fortentwicklung der Gegenwart ergeben. Daher wird meine Analyse und Bewertung politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und ihrer Auswirkungen auf die Sicherheitslage nur Tendenzen berücksichtigen können, die sich bereits heute abzeichnen.

Besonders wichtig scheinen mir diesem Zusammenhang
  • die Globalisierung der wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten,
  • die demographischen Prozesse in unserem Land sowie
  • die Möglichkeiten und Grenzen der Teilhabe jedes Einzelnen am politischen Leben und am wirtschaftlichen Wohlstand.
Entlang dieser großen Linien möchte ich Ihnen nun erläutern, wie sich die Sicherheitslage aus meiner
 
Sicht verändern wird und welche Anforderungen sich daraus für die Arbeit der Polizei und deren Ausstattung ergeben.

Wichtiger Rahmen für die Veränderungen der Sicherheitslage in Deutschland ist die Intensivierung unserer internationalen Bezüge.

Durch die Erweiterung der Europäischen Union bis hin zur Einrichtung des Schengen-Raumes und das Zusammenwachsen der Wirtschaftsräume über die EU hinaus hat sich die internationale Gemeinschaft grundlegend verändert – und die Globalisierung hat auch zwangsläufig gravierende Auswirkungen auf die Sicherheitslage.

Nationale Grenzen werden weiter an Bedeutung verlieren. Die Sicherung der bestehenden Grenzen erfordert große Flexibilität, umfangreiche Sachkenntnis und den Einsatz modernster Technik.
Aufgrund der europäischen Verflechtungen wird die Zahl der bi- und multinationalen Einsätze in geschlossenen Einheiten steigen.

Um sie erfolgreich zu meistern ist die Einführung einer einheitlichen europäischen Polizeisprache – aus meiner Sicht: der englischen – unerlässlich.

Auch technische Hürden wie komplett unterschiedliche Funksysteme, Zulassung unterschiedlicher Waffensysteme u.ä. müssen so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören. Ein langer Weg ist zu beschreiten!

Eine besonders schwierige Baustelle bei der Bewältigung multinationaler Einsätze ist die Harmonisierung des Polizeirechtes.
Bei der Beantwortung der Frage, was Polizei kann, was sie soll, was sie darf und letztlich tun muss, um ihre Aufgaben zu erfüllen, gibt es riesige Unterschiede.
Es bleibt eine Herausforderung an einem europäischen Polizeirecht zu arbeiten – mit langem Atem. Aber man muss auch Visionen haben können.

Natürlich kann man eine derartige Forderung nur aufstellen, wenn es in unserem Lande gelingt, ein einheitliches Polizeigesetz zu schaffen. Und davon sind wir weit entfernt. Man kann auch sagen, es denkt keiner daran.

Seit Ende der achtziger Jahre sind deutsche Polizisten in Ausländseinsätzen gefragt - im Auftrag der EU, der UNO oder der OSZE, aber auch aufgrund bilateraler Vereinbarungen. Die Notwendigkeit dieser Missionen ist unbestritten und soll auch für die Zukunft nicht in Frage gestellt werden. Es handelt sich um eine Aufgabe von Bund und Ländern. Zur Bewältigung dieser Lagen bedarf es aber auch geschlossener polizeilicher Einheiten, die speziell dafür ausgebildet sind.

Was unsere Kolleginnen und Kollegen bisher bei Polizeieinsätzen im Ausland geleistet haben, hat international große Anerkennung gefunden und Vertrauen geschaffen. Eine ausreichende Absicherung und Versorgung der eingesetzten Kräfte und ihrer Angehörigern sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Doch hier besteht Regelungsbedarf – daher brauchen wir für die Zukunft ein entsprechendes Entsendegesetz.

Zumal deutlich wird, dass Deutschland sein Engagement in Krisengebiete verstärken will (z. B. Afghanistan, Kosovo).

Global tätig sind natürlich auch die Kriminellen. Die weltweit operierende Wirtschafts- und Finanzkriminalität verändert die Wettbewerbsstrukturen und beeinflusst auch das soziale und politische Gefüge. Und der ernorme Fortschritt in der Informationstechnologie hat völlig neue Bedrohungsformen in der Internet- und Kommunikationskriminalität befördert.

Diese neuen Phänomene der Kriminalität haben Vieles gemeinsam:
Sie bergen ein enormes Bedrohungs- und Schadenspotenzial, sie sind international und netzwerkartig verflochten und zwischen dem Vorbreitungs- bzw. Entstehungsort solcher Verbrechen und ihren Auswirkungen können tausende von Kilometern liegen. Daraus ergeben sich völlig neue Herausforderungen für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger selbst und ihres wirtschaftlichen Handels vor Kriminalität und Verbrechen.

Daher steigen auch die Anforderungen an die Kolleginnen und Kollegen in der Polizei in einer Weise an, die wir uns vor einigen Jahren nicht einmal hätten vorstellen können – und wir können nur ahnen, wie sich die technischen Möglichkeiten in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickeln werden.

Entscheidend für den Erfolg polizeilichen Handelns ist oftmals der Stand der technischen Ausstattung.
Heute nutzen Kriminelle modernste Informations- und Kommunikationstechnik, die der Polizei in der Regel nicht oder im ausreichenden Maße zur Verfügung steht. Daher können wir in Zukunft auch in der Polizei nicht auf aktuelle Informations- und Kommunikationstechnologie verzichten und ebenso wenig auf qualifiziertes und motiviertes Fachpersonal.

Und wir müssen mit unseren Nachbarn an einem Strang ziehen.
Auf europäischer Ebene brauchen wir
  • den Zugriff der Sicherheitsbehörden auf die EURODAC-Datenbank,
  • die Fortentwicklung des Schengener Informationssystems,
  • mehr Kompetenzen und Zuständigkeiten bei Europol,
  • einen besseren Informationsaustausch zwischen den europäischen Geheimdiensten und
  • den Ausbau der europäischen Grenzschutzagentur.
Das alles sind auch Voraussetzungen für die Bekämpfung des islamistischen Terrorismus, der schon heute eine der größten Bedrohungen für die innere Sicherheit darstellt. Durch den Einsatz religiös motivierter Täter hat der Terrorismus eine neue Dimension der Gefährlichkeit erreicht. Denn nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes sind in Trainingslagern des Terrornetzwerkes Al Qaida rund 70.000 Männer zu Glaubenskriegern ausgebildet worden, deren Ziel es ist, ein Höchstmaß an Angst zu verbreiten – und sie werden sicher auch in den kommenden Jahren zahlreiche Anhänger finden.

Auf lange Sicht kann der Terrorismus nur besiegt werden, wenn seine Bekämpfung von einer offensiven geistig-politischen Auseinandersetzung begleitet wird. Ausgrenzung und Abschottung sind in einer globalisierten Welt keine Antwort auf die Bedrohungen durch Terrorismus.

Das gilt auch für die deutsche Gesellschaft, auch wenn die terroristische Entladung ethnisch und religiös begründeter Gegensätze nicht nur die Anschlagsgefahr sondern auch Spannungen und Konflikte in unser Land erhöht. Denn aufgrund des anhaltenden Wohlfahrtsgefälles in Europa und den Anrainerstaaten wird der Migrationsdruck auch in Zukunft weiter steigen. Deutschland wird Ziel und Transitland für Immigranten bleiben.

Und damit komme ich nach der Globalisierung zu einem zweiten Trend, der nach meiner Auffassung ebenso wichtig ist für eine Einschätzung der künftigen Sicherheitslage in unserem Land: die langfristige Veränderung von Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungsbewegung in Deutschland.

Ohne prophetische Gaben bemühen zu müssen, können wir davon ausgehen, dass
  1. die Alterung der Gesellschaft fortschreitet;
  2. die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund wächst;
  3. der Zuzug von Menschen die Ballungszentren weiter belastet und zum Aussterben ganzer Regionen im ländlichen Raum führt.
Immer weniger junge Menschen werden eine immer größere Zahl älterer und alter Menschen versorgen müssen. Daraus ergeben sich nicht nur ganz neue Herausforderungen für die soziale Infrastruktur einschließlich der notwendigen finanziellen Ressourcen.

Wir werden uns auch im Bereich der Kriminalität mit der Zunahme bereits bekannter Phänomene, aber auch mit ganz neuen Fragen auseinandersetzen müssen. Zunehmend ältere Menschen als Opfer und Täter.
Allein aufgrund der steigenden Zahl hilfebedürftiger Älterer werden Übergriffe gegen diese Personengruppe steigen. Und aufgrund der drohenden Altersarmut ist auch eine größere Zahl an Tätern aus diesem Milieu nicht auszuschließen. Darauf wird sich die Polizeiarbeit in Zukunft einstellen müssen.

In den vergangenen Wochen haben wir bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen, welche Debatten sich aus dem Fehlverhalten einzelner Vertreter bestimmter Bevölkerungsgruppen ergeben können.

Solche Auseinandersetzungen könnten sich in Zukunft zuspitzen:
Weil die Zahl der in Deutschland lebenden Migranten und der ethnischen Minderheiten steigt und deren Konflikte in den Herkunftsländern auch in der neuen Heimat für Spannungen sorgen – und weil derzeit mangelnde Integrationsbereitschaft ignoriert wird, anstatt ihr konstruktiv und mit sinnvollen Angeboten entgegenzutreten.

Vieles, was hier in den nächsten Jahrzehnten zu leisten ist, gehört in den Bereich einer sinnvollen Jugend- und Soziapolitik.
 
  
 
 
NRW-Trio am GdP-Stand: Dr. Ingo Wolf, Innenminster des Nordrhein-Westfalen (M.), Dieter Wehe, Inspekteur der NRW-Polizei und Landespolizeidirektor Jürgen Mathies.

Foto: Rüdiger Holecek
 
Aber auch die Polizei kann und muss sich auf eine Verstärkung dieser Phänomene vorbereiten, u.a. durch die systematische Anwerbung neuer Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund – weil sie durch ihre sprachlichen und kulturellen Kenntnisse eine besonders wichtige Qualifikation mitbringen.

In den Ballungszentren, die im derzeitigen demographischen Trend weiter wachsen werden, spüren wir als Gewerkschaft der Polizei schon lange die Folgen einer sozialen Spaltung unserer Gesellschaft:
  • Hoffnungslosigkeit und soziale Verwahrlosung sind immer häufiger anzutreffen.
  • Gewalt und Alkoholismus prägen manche Gegenden.
  • Das wird vor allem in den Großstädten deutlich – Häuser, Straßen, ganze Stadtteile verkommen immer mehr.
Auf der anderen Seite ziehen sich öffentliche Institutionen und gesellschaftliche Gruppen immer mehr aus der Fläche zurück.
Aus finanziellen Gründen stirbt das öffentliche Leben in einzelnen ländlichen Regionen, noch bevor die Menschen abgewandert sind.
Und dort werden mit den Einrichtungen auch die Menschen aufgegeben.

Wollen wir nicht ganze gesellschaftliche Gruppen, Bezirke und Landstriche sich selbst überlassen, müssen wir diese Herausforderungen annehmen. Und damit bin ich beim letzten Punkt meines gedanklichen Ausfluges in die derzeit absehbaren zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen: Die Zahl derer, die von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen werden, wird weiter zunehmen. Für Millionen von Menschen ist ihre Situation schon heute geprägt von anhaltender Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven. Noch mehr Menschen haben Angst, um ihre bescheidene Existenz. Soziale Konflikte gewinnen an Bedeutung!

Und immer weniger Menschen nehmen Anteil an der politischen Gestaltung unseres demokratischen Gemeinwesens. Die Mitgliederzahlen der großen Parteien sinken. Die Beteiligung an Wahlen geht zurück. Viele Menschen fühlen sich nicht mehr zugehörig.

Dies sind deutliche Signale für eine gesellschaftliche Fehlentwicklung! Dies sind die Folgen der sozialen Verwerfungen, der zunehmenden Auflösung sozialer Strukturen in unserem Land, der Spaltung unserer Gesellschaft! Denn während dem reichsten Zehntel der Bevölkerung fast die Hälfte des Vermögens gehört, entfallen auf die unteren 50% der Haushalte noch rund 4%.

Da kann es nicht wundern, wenn der Armutsbericht der Bundesregierung zugibt:

„Festzustellen ist ein Trend zunehmender (…) Ungleichheit, die vor allem auf die Zunahme der Teilzeitbeschäftigung geringen Umfangs zurückgeführt werden kann. Dieser Trend bleibt in abgeschwächter Form allerdings auch bestehen, wenn nur Vollzeitentgelte betrachtet werden.“

Mit anderen Worten:
Auch wer das Glück hat, über einen Arbeitsplatz zu verfügen, nimmt nicht automatisch am wachsenden gesellschaftlichen Wohlstand teil.
Im Gegenteil – auch in unserer reicher werdenden Gesellschaft ist das Armutsrisiko gestiegen. Und am häufigsten betroffen sind Kinder, Jugendliche und junge Menschen. Unter den Sozialhilfebeziehern stellen Kinder unter 18 Jahren mit über einer Million mit Abstand die größte Gruppe.

Die Gesellschaft driftet immer weiter auseinander!
Und in dem Ausschluss großer Gruppen von der sozialen und politischen Teilhabe liegt eine der Ursachen für den seit Jahren anhaltenden Anstieg der Gewaltkriminalität.
Gefährliche und schwere Körperverletzung kommen immer häufiger vor, dieser Deliktsbereich ist in den letzten zehn Jahren sogar um mehr als 40 Prozent gewachsen.

Leider haben wir keinen Grund, für die Zukunft andere Entwicklungen anzunehmen. Wahrgenommen wird das Gewaltpotential nur dann, wenn eine besonders grausame Tat passiert – oder wenn es gerade ins politische Kalkül Einzelner passt!

Um dem Mangel an Teilhabe - und damit einer der Ursachen für existierende und gefühlte öffentliche Unsicherheit - entgegenzuwirken, bedarf es großer Anstrengungen in den unterschiedlichsten Bereichen. Auch hier sind Jugend- und Sozialpolitik die beiden entscheidenden Stichworte.

Doch welchen Beitrag kann die Polizei leisten, um trotz widriger sozialer Umstände die öffentliche Sicherheit als Voraussetzung für Freiheit, Lebensqualität und Wachstum in Städten und Gemeinden zu erhalten und in prekären Regionen wieder herzustellen? Dazu brauchen wir gesellschaftliche Bündnisse, in denen Polizistinnen und Polizisten eine Schlüsselstellung einnehmen können.

Denn gute Erfahrungen haben Städte und Gemeinden mit Sicherheitspartnerschaften gemacht. Diese bringen alle Verantwortlichen an einen Tisch, um Sicherheit und Ordnung besser gewährleisten zu können. Die Anlässe und Lösungsansätze sind dabei vielfältigster Art. Sie reichen von Spielplatzpatenschaften über Hilfen für jugendliche Aussiedler, die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Polizei und Bundespolizei bei Problemen auf Bahnhofsvorplätzen bis zur Sicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln und Innenstadtbereichen und vielem mehr.
 
Der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg erläutert den über 1500 Teilnehmern des 11. Europischen Polizeikongresses den "Polizisten der Zukunft". Foto: Rüdiger Holecek
 
Doch die Bemühungen um verbesserte Sicherheitsstrukturen dürfen nicht mit einem durch falsche Sparpolitik erzwungenen Rückzug der Polizei aus dem öffentlichen Raum einhergehen.

Seit über zehn Jahren kritisieren wir massiv eine gravierende Fehleinschätzung der Innenpolitik, die darin ihren Ausdruck findet, dass die Präsenz der Polizei in der Öffentlichkeit und ihre Bürgernähe aus haushaltspolitischen Gründen drastisch abgebaut werden:

Heute arbeiten in der deutschen Polizei 10.000 Beamte und 7.000 Tarifbeschäftigte weniger als im Jahr 2000.

Die Ergebnisse dieser Politik beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger und fördern alarmierende Entwicklungen im Bereich der Gewaltkriminalität und der von Jugendlichen und jungen Heranwachsenden begangenen Straftaten.

Bürgerinnen und Bürger wollen keine „no-go-areas“, in die sich kein Mensch mehr traut, die Gewalttäter und andere Kriminelle geradezu anziehen.

Wir wollen keine Zitadellengesellschaft, in der sich Reiche Sicherheit kaufen und alle anderen der Unsicherheit ausgesetzt sind.

Wer innere Sicherheit in den Ballungsräumen und in der Fläche gewährleisten will, kann nicht auf Bürgerwehren, Hilfspolizei, Bundeswehr oder private Sicherheitsunternehmen setzten - und sollte die bisher bundesweit einheitlich besoldete und strukturierte Polizei nicht zerschlagen.

Die Zukunft erfordert vielmehr eine Polizei,
  • die in hoch spezialisierten, überstaatlichen Einsätzen international agierende und gut organisierte Kriminelle stellt;
  • die unter Einsatz von Fachleuten und mit Ausdauer auch langfristig angelegte Ermittlungen führt (auch international),
  • die gut vernetzt mit hoher sozialer Kompetenz in den Ballungsräumen wie in der Fläche präsent ist, präventiv arbeitet und den Verfolgungsdruck auch bei Alltags- und Gewaltkriminalität hoch hält.
Für ihre Arbeit muss die Polizei in Zukunft die notwendigen Voraussetzungen erhalten:
  • Bestehende gesetzliche Regelungen müssen vollzogen, Sicherheitslücken im Gesetz müssen geschlossen und Ermittler von ihren Fesseln befreit werden, und wir müssen endlich die Arbeit der Sicherheitsbehörden national wie international vereinheitlichen und stärker vernetzen.
  • Wenn wir die Sicherheitsarchitektur der Bundesrepublik durchforsten, werden wir viele Gebiete finden, auf denen unnötige Aufgaben erledigt oder Arbeiten doppelt und dreifach ausgeführt werden – hier sehen wir ein enormes Potential das dringend freigesetzt werden muss um für Aufgaben im Vollzug mehr Personal vorzuhalten.
  • Die Informations- und Kommunikationstechnologie hat für die deutsche Polizei eine zentrale strategische Bedeutung, damit Informationen sinnvoll genutzt werden können. Doch auch hier regiert die Kleinstaaterei. Die Innenminister von Bund und Ländern haben für ihre Polizeien jeweils eigene Softwaresysteme entwickeln lassen – offenbar in dem Ergeiz, sich mit dem vermeintlich besseren, auf jeden Fall aber nicht kompatiblen System zu überbieten.
  • Noch immer fehlt es an Computern für die Anzeigensachbearbeitung und die Softwareprodukte erweisen sich insbesondere beim externen Datentransfer als mangelhaft. Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen: In einer Zeit, in der bereits Grundschüler an Computern lernen, müssen solche Systeme zur Gewährleistung der inneren Sicherheit zur Verfügung stehen - flächendeckend, in hoher Qualität und zueinander passend!
  • Die Polizeien von Bund und Ländern funken noch heute analog - 16 Jahre nachdem die digitale Versorgung bei den Verbrauchern flächendeckend im Angebot war. Ein flächendeckendes bundeseinheitliches digitales Funksystem für die Blaulicht-Organisationen ist derzeit erst für 2010 in Aussicht. Und ich bin nicht sicher, dass der Termin gehalten wird!
Schon im Bereich der technischen Ausstattung ist die Polizei kaum für die aktuellen Herausforderungen gewappnet - geschweige denn für die zukünftigen! Und das Personal haben die Innenminister in Bund und Ländern gründlich demotiviert, durch
  • Stellenabbau und Arbeitsverdichtung,
  • Ausdehnung der Lebens- und Wochenarbeitszeit unter Kürzung der Einkommen und
  • Verlagerung von Besoldung, Versorgung und Laufbahnrecht auf die Länder.
Langfristig haben wir bundesweit mit einem echten Besoldungschaos zu rechnen:
Finanzstarke Länder werden ihre Mittel ausnutzen, um die qualifiziertesten Kräfte für sich zu gewinnen, zum Beispiel durch höhere Einstiegsgehälter. Finanzschwache Länder dagegen werden das Besoldungsniveau senken – und damit auch die Höhe der Ausbildungsvergütung.

Selbst wenn die politischen Entscheidungsträger sich bereit zeigen, in Zukunft die Einstellungszahlen wieder zu erhöhen, dürfte es auf lange Sicht schwer fallen, ausreichend geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden – wenn Ausbildung und Bezahlung nicht den hohen Anforderungen angepasst werden und die Dienstherren nicht gezielt auf junge Leute zugehen, die wir in der Polizei brauchen:

Menschen mit hoher sozialer Kompetenz und großer körperlicher Fitness, Männer und Frauen mit gute Allgemeinbildung und technischen Begabungen, Heranwachsende unterschiedlicher Herkunft und mit Migrationshintergrund und u.v.a.m. Viele bringen sehr spezielle Talente mit, die es früh zu fördern, zu bilden und zu binden gilt, wollen wir sie für eine Laufbahn in der Polizei gewinnen.
Grundlage muss dass ein dreijähriges Fachhochschulstudium sein, das heute in den meisten Bundesländern Alltag und eine Selbstverständlichkeit in der Polizeiausbildung ist. Angestoßen durch die Weiterentwicklung der Polizeiführungsakademie zur Deutschen Hochschule für Polizei und den Bologna-Prozess auf EU-Ebene, stellen derzeit die Bundesländer FH-Studiengänge auf den Bachelor-Abschluss um.

Dies bietet die Chance, die Berufsanforderungen an Polizeibeamte zu präzisieren und die Standards in der Ausbildung zum Kommissar und zur Kommissarin bundesweit einheitlich zu definieren.
Darüber hinaus ergibt sich die Gelegenheit, durch einen Systemwechsel im didaktischen Konzept und die enge Zusammenarbeit von Dienststellen und Fachhochschulen, die Verzahnung von Theorie und Praxis zu verbessern. Das sind gute Ansätze, den Polizisten und die Polizistin der Zukunft auf ihre Aufgabe vorzubereiten!

Mit der Entwicklung von Bachelor-Studiengängen sind wir also auf einem guten Weg.
Darüber hinaus müssen wir aber durch permanente Fortbildung die Ausbildungsergebnisse für ein ganzes Berufsleben sichern und ergänzen.

Denn Polizisten und Polizistinnen müssen heute wie morgen und übermorgen sehr gut aus- und fortgebildet werden, angemessen motiviert und bezahlt sein.
Nur dann werden sie der ganzen Bandbreite aktueller und zukünftiger Herausforderungen gewachsen sein.
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