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GdP-Bundesfrauenvorsitzende Erika Krause-Schöne:

100 Jahre Wahlrecht der Frauen in Deutschland – am 12. November 1918 war es soweit!

Berlin.

Es ist jetzt 100 Jahre her, dass Frauen das aktive und passive Wahlrecht erhielten. Dieses Recht, das für uns heute selbstverständlich erscheint, musste gegen viele Vorurteile von Männern – und auch von Frauen – durchgesetzt werden. So wurde damals Frauen etwa verminderte Intelligenz unterstellt sowie auf Grund ihrer Gebärfähigkeit eine natürliche Bestimmung für den häuslich-privaten, scheinbar politikfernen Bereich zugeschrieben. Anita Augspurg (1857-1943) war zusammen mit Lida Gustava Heymann (1868-1943) eine der Vorkämpferinnen für Frauenrechte in Deutschland. Eines ihrer Hauptziele war das Frauenwahlrecht. Dazu gründeten sie zunächst in Hamburg (1902) und dann in Bayern (1913) Vereine, die sich schließlich über das gesamte Kaiserreich ausbreiteten. Schließlich hatten sie Erfolg.

Frauen waren Menschen zweiter Klasse.

Infolge der Novemberrevolution wurde am 12. November 1918 das Frauenwahlrecht durch den damaligen, ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner in München proklamiert. Das ihnen nun zuerkannte Recht wurde ausgiebig genutzt. Mehr als 82 Prozent der stimmberechtigten Frauen machten bei der Wahl 1919 erstmalig von ihrem Wahlrecht Gebrauch. 37 weibliche Abgeordnete zogen mit ihren männlichen Kollegen ins Parlament ein.

So hielt die Abgeordnete Marie Juchacz schließlich am 19. Februar 1919 als erste der 37 neuen weiblichen Abgeordneten ihre Rede vor der verfassungsgebenden deutschen Nationalversammlung in Weimar. Sie begann mit den Worten: „Es ist das erste Mal, dass in Deutschland die Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf.“ Als sie ihre Rede mit der Begrüßung „Meine Herren und Damen!“ eröffnete, führte dies laut Sitzungsprotokoll zu Heiterkeit. Denn bis dahin hatte es ja noch keine Frau im Parlament gegeben.
Ein Zitat von Dr. Michael Horlacher, bayerischer Landtagspräsident 1948-1950, zeigt, dass ein Gesetz noch lange nicht Ansichten verändert. Nach Jahrzehnten des Frauenwahlrechtes sagte er „Eine Frau im Parlament ist wie eine Blume, mehrere aber wie Unkraut“.

Mit der formalen Gleichberechtigung, im Artikel 3 des Grundgesetzes festgeschrieben, stoßen wir Frauen selbst 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts immer noch an eine „gläserne Decke“. Frauen sind in gesellschaftlichen Führungspositionen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Das Zahlenverhältnis von Männern und Frauen in den Parlamenten steigerte sich in den Jahren, aber leider nicht kontinuierlich. Heute liegt der Anteil der Parlamentarierinnen im Deutschen Bundestag lediglich bei 31 Prozent, obwohl 51,8 Prozent der Wahlberechtigten weiblich sind.

Demokratie braucht Männer- und Frauenstimmen

Wir Frauen haben in den 100 Jahren viel erreicht. Viele der Forderungen von damals sind heute selbstverständlich, und das mag das Engagement der Frauen in eigener Sache bis zu einem gewissen Grad auch zu bremsen. Das mag sie dazu verleiten, ihre Chancen nicht immer konsequent zu nutzen, Angst vor der eigenen Courage zu haben. Dabei haben sie oft eine bessere Ausbildung vorzuweisen als Männer.

Lange wurden Gesetze über die Rechte von Frauen von Männern gemacht. So manches Thema ist erst diskutiert worden, nachdem Frauen es auf die Agenda brachten wie den großen Themenkomplex Vereinbarkeit von Familie und Beruf – von Leben und Beruf.

Demokratie braucht Männer- und Frauenstimmen. Hierbei sollte nicht nur der Blick auf die „große“ Politik erfolgen, denn in unserem Umfeld sind wir ebenfalls gefragt. Sei es in einem Verein wie dem Sportverein um die „Ecke“, aber auch in unserer Gewerkschaft. Das, was die Gewerkschaft im politischen Raum erstreitet, ist im Alltag noch lange nicht umgesetzt: Im täglichen Dienst- und Arbeitsverhältnis, wo die Personalvertretungen, die Gleichstellungsbeauftragten und die Schwerbehindertenvertretungen sich aktiv einmischen, um einerseits unsere Rechte zu wahren und andererseits Verbesserungen im täglichen Dienst- und Arbeitsalltag umzusetzen.

Durch konstruktive Auseinandersetzungen haben wir Frauen sehr oft die Männer zum Umdenken gebracht, manchmal auch gezwungen. Auch heute brauchen wir weiterhin viel Kraft, Mut, Entschlossenheit sowie Idealismus, gepaart mit Diplomatie, für den weiten Weg zur tatsächlichen, strukturellen Gleichberechtigung. Wir werden ihn gehen …
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