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8. Bundesfrauenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Klare Ansage: #Frauen Rocken Den Wandel

Potsdam.

Am Dienstagmorgen hat die 8. Bundesfrauenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Potsdam mit einer Gedenkminute für die am 31. Januar im rheinland-pfälzischen Landkreis Kusel ermordeten Polizeibeamten, eine 24-jährige Polizeianwärterin und ihr 29-jähriger Kollege, begonnen. Mit dem gewählten Motto „#Frauen Rocken Den Wandel“ setzen die rund 100 weiblichen Delegierten des in hybrider Form abgehaltenen Treffens der Gewerkschafterinnen ein deutliches Zeichen für mehr weibliche Beteiligung und Mitbestimmung in künftigen Zeiten. Ein thematischer Schwerpunkt der Konferenz wird die Bewältigung des Digitalisierungsprozesses aus Geschlechterperspektive darstellen, zu dem ein Leitantrag zur Beratung und Abstimmung vorliegt. Auch ein neuer Geschäftsführender Bundesfrauenvorstand wird gewählt werden. Die derzeitige Bundesfrauenvorsitzende Erika Krause-Schöne tritt für eine zweite Amtszeit an.

Bundesfrauenministerin Anne Spiegel 'rockte von ganzem Herzen' mit den GdP-Frauen. Foto: GdP/Kay Herschelmann
Bundesfrauenministerin Anne Spiegel 'rockte von ganzem Herzen' mit den GdP-Frauen. Foto: GdP/Kay Herschelmann
Krause-Schöne begrüßte die wenigen vor Ort, jedoch zumeist vor den heimischen Bildschirmen sitzenden Delegierten. Sie drückte ihr Bedauern darüber aus, dass die Pandemielage es leider nicht zulasse, sich wie gewohnt in einer zweitägigen Veranstaltung zu treffen und auszutauschen. Gleichwohl zeigte sie sich überzeugt, dass dieser missliche Umstand einer engagierten Antragsberatung nicht im Weg stehen werde. Die Teilnehmenden der diesjährigen Bundesfrauenkonferenz stimmen über rund 20 Anträge ab. Inhaltlich beschäftigen sie sich unter anderem mit den Themen Gleichstellung, Vereinbarkeit von Beruf und Leben sowie Frauen in der Polizei und der Gewerkschaft.

Die Bundesfrauenvorsitzende äußerte sich erfreut über die Zahl prominenter Grußworte zur GdP-Bundesfrauenkonferenz. Daran sei ersichtlich, welch hohen Stellenwert Themen der Geschlechtergerechtigkeit besäßen.

Bundesfrauenministerin Anne Spiegel: „Ich rocke von ganzem Herzen mit Ihnen“
Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Anne Spiegel, schickte per Video herzliche Grüße an die Delegierten und betonte: „Ich wäre wirklich gerne live bei Ihnen. Sie wissen, für Sie bin ich gerne im Einsatz.“

Die Herausforderungen an die Polizei seien in den vergangenen vier Jahren deutlich gestiegen – nicht zuletzt auch durch die Pandemie. Die dadurch entfesselte Gewalt gegen Polizeikräfte sei schockierend. „Fassungslos und wütend macht mich auch der brutale Mord an der Polizistin und dem Polizisten in Kusel, in meiner Heimat Rheinland-Pfalz“, sagte Spiegel.

„Frauen rocken den Wandel“, zitierte die Ministerin das Kongressmotto und ergänzte: „Ich rocke von ganzem Herzen mit Ihnen. Für den Wandel von Frauen in der Polizei und in der ganzen Gesellschaft.“ So sollen bis Ende 2025 alle Führungspositionen im öffentlichen Dienst des Bundes paritätisch besetzt werden. Sie wolle mit Nachdruck Fortschritte und Erfolge einfordern, versprach Spiegel, denn die Frauen in der Polizei verdienten endlich mehr Gleichstellung.

Grußworte: "Wir brauchen Euren Rock'n Roll!"

Berlins Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik forderte zu weiblicher Courage auf. Foto: GdP/Kay Herschelmann
Berlins Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik forderte zu weiblicher Courage auf. Foto: GdP/Kay Herschelmann

Dr. Barbara Slowik, Berliner Polizeipräsidentin: „Seien Sie couragiert“
Einen weiteren Videogruß erhielten die Delegierten von der Berliner Polizeipräsidentin, Barbara Slowik, die das Motto der Bundesfrauenkonferenz in eine Frage umformulierte: „Rocken Frauen tatsächlich den Wandel?“

Seit 1949 sei die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Grundgesetz verankert, stellte Slowik fest. Vieles habe sich seitdem zwar verändert, dennoch seien Frauen in Führungspositionen weiterhin oft unterrepräsentiert. Das gelte auch für die Hauptstadtpolizei.

Als Polizeipräsidentin sei ihr die Förderung von Frauen ein großes Anliegen. Die Re-Auditierung zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Frauenförderplan seien diesbezüglich zwei Maßnahmen der Berliner Polizei.

„Im Rahmen der strategischen Personalentwicklung werde ich auch weiterhin darauf hinwirken, dass noch mehr Frauen als heute in Spitzenämter unserer Behörde gelangen“, versprach Slowik.

Um den Wandel zu vollziehen, bräuchte man engagierte Frauen auf allen Ebenen, die den Mut hätten, aktiv zu gestalten und Herausforderungen suchten. „Vor diesem Hintergrund fordere ich Sie auf: Seien Sie couragiert, von sich selbst überzeugt, und nutzen Sie die Ihnen angebotenen Chancen. Fordern Sie diese auch ein“, ermutigte die Polizeipräsidentin die Delegierten.

Der erste wichtige Schritt dazu sei bereits getan, sagte Slowik: „Sie haben sich einer Gewerkschaft angeschlossen und gestalten so bereits mit. Sie haben dafür gesorgt, dass Ihre Stimme gehört wird. Gut so.“


Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende: „Ihr macht den DGB sprechfähig“
Als Vertreterin der Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) wandte sich die stellvertretende Vorsitzende Elke Hannack an die Teilnehmenden der Konferenz: „Was wir alle gemeinsam wollen, bringt Ihr mit dem Titel Eures Leitantrages ganz treffend auf den Punkt: selbstbestimmt im Wandel.“

Sie freue sich sehr, dass damit die gemeinsamen Ideen der vergangenen DGB-Bundesfrauenkonferenz aufgegriffen würden, betonte Hannack. Der Leitantrag der GdP-Frauen verdeutliche, dass der technologiegetriebene Wandel der Arbeitswelt auch vor den vermeintlich sicheren Berufen in der Polizei keinen Halt mache.

„In Vollzug und Verwaltung, für Beamtinnen und Tarifbeschäftigte bringt gerade die Digitalisierung Unwegbarkeiten und auch Risiken mit sich“, betonte die Gewerkschafterin. Das gelte vor allem für Frauen, die hierzulande die innere Sicherheit gewährleisteten. „Und das in diesen unruhigen und für Euch auch gefährlichen Zeiten“, stellte Hannack fest.

Bei der Verteilung von Arbeitszeiten, Aufstiegsmöglichkeiten und Bezahlung hätten Frauen im öffentlichen Dienst noch viel zu oft das Nachsehen, betonte die stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende. Gleichzeitig seien sie nach wie vor diejenigen, die sich vorrangig mit dem Thema der Sorgearbeit auseinandersetzten.

„Was Euch auszeichnet und wofür Euch die Kolleginnen aller anderen Gewerkschaften im DGB besonders schätzen, ist Eure besondere GdP-Expertise in der Bekämpfung von Gewalt an Frauen“, lobte Hannack ihre Gewerkschaftskolleginnen. „Ihr macht den DGB sprechfähig in diesem gleichstellungspolitisch so wichtigen Thema der Gewaltbekämpfung. Und dafür will ich Euch heute im Namen aller Frauen im DGB ganz besonders danken.“

Frauen seien Expertinnen des Wandels. Demzufolge sollten sie ihre Perspektiven in allen Gremien einbringen können. "Wir sind das W in Wandel", betonte sie und wünschte den Delegierten: „Viel Erfolg, viel Schwung und viel Kraft bei Euren Bemühungen für eine GdP-Gleichstellungsstrategie.“



Anita Kirsten, GdP Brandenburg: Lust auf Führung
„Liebe Kolleginnen, Gewerkschafterinnen und großartige Frauen“, begrüßte die designierte GdP-Landesvorsitzende für Brandenburg die Delegierten in Potsdam in ihrem Videogrußwort und schlug dabei auch privatere Töne an.

Letzte Woche habe ihre Tochter das Halbjahreszeugnis bekommen. Nun müsse sie sich für die nächste Schulform bewerben. Wie so viele junge Menschen sei sie schon bald in der Situation, sich nach abgeschlossener Schule für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden zu müssen. „Ich würde mir wünschen, dass sich viele von ihnen für eine Karriere bei uns entscheiden“, sagte Kirsten. Aber sei die Polizei tatsächlich ein attraktiver Arbeitgeber?

Der kürzliche Mord zweier junger Polizisten im rheinland-pfälzischen Kusel führe den Nachwuchskräften klar vor Augen, was der Polizeiberuf eben auch sei – gefährlich. Die parallele Berichterstattung der Medien, einseitige Fehlinformationen aus vorurteilsbehafteten Echokammern, Hass und Hetze trügen zu einer angespannten Stimmungslage bei. „Das ist leider auch im direkten Umgang mit unserem Gegenüber die Realität“, stellte Kirsten fest und mahnte: „Wertschätzung, sowohl von der Politik als auch von der Gesellschaft ist kaum spürbar.“

Mit Blick auf die Personalentwicklung sprach die Gewerkschafterin eine weitere unbequeme Wahrheit aus. Die Bewerberlage sehe bundesweit ähnlich aus, sagte Kirsten. An Quantität mangele es in der Regel nicht. „Die Qualität scheint oft ein Problem zu sein.“ Überdies sei die Zahl von Bewerberinnen weiter rückläufig. Trotz der inhaltlichen Vielfalt der Aufgaben in den Polizeien der Länder und des Bundes sei die Abwesenheit von Frauen deutlich spürbar, stellte die Brandenburgerin fest.

Die Delegierten hätten sich alle für die Polizei und für die Gewerkschaft entschieden. Und ihre gemeinsamen Erfahrungen in beiden Organisationen seien es, die zum Motto dieser Bundesfrauenkonferenz geführt hätten. „Wir Frauen rocken den Wandel.“

Wolle man das Potenzial von Frauen in die Organisation einfließen lassen, müssten zunächst bessere Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das setze einen Strukturwandel sowohl in der Polizei als auch in der GdP voraus. „Wenn Eltern in Teilzeit gehen, und aktuell tut das immer noch der weitaus größere Teil von den Frauen, dann wird auch hier die Karriere erstmal pausiert.“ Wolle der Dienstherr motiviertes und leistungsstarkes Personal haben, müsse er sich auf das Personal einstellen.

„Ihr habt mit euren Anträgen viele wichtige Kernpunkte aufgenommen, die für eine zukunftsfähige, diskriminierungsfreie und frauenfreundliche Organisation wichtig sind“, betonte die designierte Landesvorsitzende. Neue Wege zu beschreiten sei „unsere Aufgabe als Gewerkschaft“.

GdP und Polizei seien immer noch männlich dominiert, stellte Kirsten fest. Nur zwei von neun Mitgliedern des Geschäftsführenden GdP-Bundesvorstandes seien weiblich. Im Bundesvorstand seien es drei von 18 möglichen Vorstandsmitgliedern. Dabei gebe es in der Organisation genügend Frauen, die Lust auf Führung, Veränderung und Wandel hätten.

„Ich werde eine der drei Frauen im Bund sein“, sagte die Gewerkschafterin und betonte: „Frauen wie wir, können Vorbilder sein.“ Weibliche Vorbilder, samt ihrer Visionen seien wichtig. Kirsten bestärkte die Delegierten, stärker an die eigenen Fähigkeiten zu glauben. „Wir werden für einen wahren Wandel zunehmend die Möglichkeiten schaffen, Frauen in Führungs- und Leistungsverantwortung zu bringen.“


GdP-Bundesvorsitzender Oliver Malchow: Strukturen hinterfragen und Verkrustungen aufzeigen
In seinem Grußwort an die Delegierten sparte der aus Kiel zugeschaltete GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow nicht an Lob für die seit vielen Jahren engagierte, durchsetzungsstarke und erfolgreiche Arbeit der GdP-Bundesfrauengruppe. Mit dem gewählten Motto "#Frauen Rocken Den Wandel" blieben die GdP-Frauen nicht im Mainstream, sondern marschierten nach vorne. Vor dem Hintergrund eines steigenden Anteils weiblicher GdP-Mitglieder sowie eines sich verjüngenden Altersdurchschnittes sei es wichtig, diese genauso fortzusetzen und sich auch künftig in der gewerkschaftspolitischen Zielsetzung nicht zu sehr reinreden zu lassen. Malchow: "Mit rund 54.000 weiblichen Mitgliedern in der GdP seid ihr eine starke Stimme."

Insbesondere würdigte der GdP-Chef das nachhaltige Streben der Gewerkschafterinnen, Polizistinnen, Verwaltungsbeamtinnen und Tarifbeschäftigte zum einen für Führungsfunktionen in der Polizei, zum anderen jedoch auch für ebensolche Ämter in der GdP-Hierarchie fitter zu machen. Dazu gehöre es selbstverständlich, die Strukturen aus Geschlechterperspektive zu hinterfragen und hemmende Verkrustungen aufzuzeigen. Die Funktion der GdP-Bundesfrauengruppe werde, so zeigte sich Malchow überzeugt, künftig an Wichtigkeit weiter zu nehmen.

Es gehe im Dialog mit der Bundesfrauengruppe – ebenso mit der Jugend und den Seniorinnen und Senioren in der Organisation, grundsätzlich und immer um den konstruktiven Austausch für eine attraktive GdP, unterstrich Malchow. „Es kann nur um unsere GdP gehen, die für alle Polizeibeschäftigten – seien sie weiblich, männlich oder divers, seien sie noch jung, im mittleren oder gesetzten Alter, verbeamtet oder tarifbeschäftigt – die einzige Alternative einer Arbeitnehmervertretung in der Polizei sein soll“, führte er aus. Angesichts dessen sei es notwendig, Expertinnen und Experten zu Rate ziehen zu können. Mit den GdP-Frauen und den beiden anderen Personengruppen in der Gewerkschaft sei dafür bestens gesorgt.

Die GdP-Bundesfrauengruppe habe bewiesen, dass sie als Sachverständige für Frauen- und gesellschaftlich relevante Themen hervorragende und beharrliche Ansprechpartnerinnen in die Polizei hinein, jedoch auch für politische Entscheiderinnen und Entscheider seien. „Unseren Dank dafür darf ich Euch im Namen der GdP überbringen und wünsche Euch eine erfolgreiche Veranstaltung.“

Impressionen der 8. Bundesfrauenkonferenz der Gewerkschaft der Polizei (GdP) - Fotos: Kay Herschelmann

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