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Projekt „Führen in Teilzeit“

Am 26.08.2015 fand in der Bundesgeschäftsstelle in Hilden ein Treffen zwischen der Wissenschaftlerin Dr. Andrea Jochmann-Döll, Elke Gündner-Ede, Dagmar Hölzl und Annette Terweide statt um die ersten Ergebnisse und die Fortführung des Projektes zu besprechen.

Teilzeitarbeit gilt als eine der wichtigen Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies gilt grundsätzlich für Männer wie für Frauen; faktisch ist Teilzeitarbeit jedoch überwiegend ein Erwerbsmodell, das von Frauen praktiziert wird. In Führungspositionen sind Teilzeitmodelle jedoch eher selten vertreten. Die Gründe werden darin gesehen, dass vielfach immer noch nur eine „überlange Arbeitszeit als Aufstiegsleiter“ gilt und Teilzeitarbeit bei Führungskräften demnach als Hemmnis für eine weitere Karriere angesehen wird. „Führung in Teilzeit“ wird von vielen Personalverantwortlichen und Führungskräften selbst mit großer Skepsis betrachtet oder gar für unmöglich gehalten, obwohl auch Arbeitgeber durch effizientes Arbeitsverhalten, hohe Motivation und Zufriedenheit, Verkürzung unproduktiver Arbeitsphasen und Arbeitsausfälle sowie gesunkene Fluktuationskosten durchaus von ihr profitieren könnten.

Darüber hinaus könnten Teilzeitmodelle für Führungskräfte nicht nur den vielfach geforderten Wandel der Arbeits(zeit)kultur in Unternehmen und Behörden unterstützen, sondern auch einen Beitrag zu größerer Chancengleichheit beim Zugang von Frauen und Männern zu Führungspositionen und zur Erhöhung des Anteils von Frauen an Führungskräften leisten.

Das von der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) geförderte Projekt, unter der Leitung von Dr. Andrea Jochmann-Döll, startete im Sommer 2015 mit einer Umfrage. Die Innenministerien und Gleichstellungsbeauftragten der Ländern und des Bundes erhielten einen Datenerhebungsbogen mit der Bitte, die Fragen zu Wünschen nach Teilzeit, Umsetzung, Umfang der Teilzeit, Teilzeitarbeitsmodelle, Beweggründe für und gegen Teilzeit bei Führungskräften zu beantworten und zurückzusenden.

In einem weiteren Schritt wurden die Personalverantwortlichen, der Personalrat, Gleichstellungsbeauftragte und die in Teilzeit tätigen Führungskräfte persönlich interviewt um die Gründe für Teilzeit zu erfragen, welche Teilzeitmodelle angewandt werden, der Umgang mit Problemen, die Lösungen als auch die Reaktionen aus dem dienstlichen Umfeld.

Abschluss Projekt „Führen in Teilzeit“


Anlässlich der Tagung der Gleichstellungsbeauftragten am 07.04.2016 wurde die Studie „Führen in Teilzeit in der Polizei des Bundes und der Länder“ den Teilnehmerinnen sowie den Interviewpartnern/innen vorgestellt.

Andrea Jochmann-Döll führte in ihrer Präsentation aus, dass Teilzeitarbeit bei Führungskräften in der Polizei noch nicht weit verbreitet ist, obwohl Teilzeit an sich in den letzten Jahren als Arbeitszeitmodell stark zugenommen hat. Es verdeutlicht aber ebenso, dass Führung in Teilzeit im Polizeidienst prinzipiell möglich ist. Den höchsten Anteil an Führungskräften in Teilzeit haben das Bundeskriminalamt mit 7,4 Prozent, Schleswig-Holstein mit 5,8 Prozent (einschließlich Stellvertretungen) und Niedersachsen mit 3,5 Prozent. Der Durchschnitt aller beteiligten Polizeibereiche beträgt 3,1 Prozent. Damit liegt der Polizeidienst hierzulande im Jahr 2014/2015 insgesamt noch unter dem für 2009 ermittelten deutschen Durchschnitt von 5 Prozent.

Teilzeit bei Führungskräften widerspricht dem traditionellen Bild der Führungskräfte in der Polizei. Von ihnen wird ein hohes Maß an Präsenz in der Dienststelle erwartet, eine nur teilweise Erreichbarkeit oder Arbeiten in Telearbeit wird dieser Vorstellung bisher nicht gerecht.

Im Beisein des GdP-Bundesvorsitzenden Oliver Malchow und Dietmar Schilff, stellvertretender Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender von Niedersachsen, führte Dr. Jochmann-Döll weiter aus, dass das Bild der polizeilichen Führungskräfte, die ständig im Dienst und jederzeit verfügbar sind, dabei keinerlei familiäre Verpflichtungen oder Interessen zu haben scheinen, langsam verblasst. Weibliche wie männliche Führungskräfte folgen mittlerweile neuen, alternativen Lebens- und Karriereentwürfen, die Platz für andere Interessen neben dem Beruf lassen und sie reklamieren Freiräume für Familie und Privatleben. Vor diesem Hintergrund gerät Teilzeitarbeit als mögliches Arbeitszeitmodell für Führungskräfte in den Blick. Auch wenn bei Führungskräften Teilzeitarbeit in der Regel eine vollzeitnahe Teilzeit darstellt, so ermöglicht sie doch eine Balance zwischen Arbeit und Leben, inklusive Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das gilt grundsätzlich für Frauen und Männer, auch wenn die Studie zeigt, dass Führen in Teilzeit überwiegend von weiblichen Führungskräften praktiziert wird. Der Anteil von Frauen an allen Führungskräften in Teilzeit beträgt derzeit 67,3%.

Jochmann-Döll stellt als Fazit der Studie fest, dass insgesamt die Vorteile von Führung in Teilzeit gegenüber den Nachteilen überwiegen, wobei einige Risiken durch eine aufmerksame und sensible Begleitung der Führungskräfte deutlich reduziert werden können. Für den GdP-Bundesfrauenvorstand steht fest, dass die Polizei zukünftig keine Wahl mehr hat, ob sie „Führen in Teilzeit“ als einen möglichen Baustein einer familienfreundlichen Arbeitszeitgestaltung anbietet, wenn sie sich als „familienfreundliches Unternehmen“ präsentieren will, um im Wettstreit mit der Wirtschaft Menschen für die Aufgaben in der Polizei gewinnen zu können.


Hier geht es zur Studie "Führen in Teilzeit"
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