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Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst

Foto: Sabeth Stickforth

Mittlerweile ist es traurige Realität, dass Polizistinnen und Polizisten tagtäglich angegriffen werden. Die zunehmende Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes lässt sich aber längst nicht mehr auf sie beschränken, zunehmend werden auch Rettungskräfte sowie unsere Kolleginnen und Kollegen in den Publikumsdienststellen – bei der Kfz-Zulassung, den Bürgerämtern oder in der Ausländerbehörde attackiert. Der DGB möchte das nicht länger hinnehmen und bringt das Thema verstärkt in den gesellschaftlichen Fokus.

DGB auf Ursachenforschung

Bei einer Veranstaltung Ende September wurden die Ursachen für die zunehmende Gewalt betrachtet. Schon in ihrer Einleitung kam Elke Hannack, stellvertretende Vorsitzende des DGB, zur Sache. Insgesamt sei eine Zunahme der Übergriffe zu verzeichnen, die niemand mehr schulterzuckend hinnehmen dürfe. In seinem Fachvortrag „Die gereizte Gesellschaft?“ führte Prof. Dr. Ulrich Wagner von der Universität Marburg aus, dass Menschen, die sich von der allgemeinen Entwicklung abgehängt fühlen, leichter zu Übergriffen tendieren. Diese lassen Frust über systemische Fehler an Einzelnen aus. Dabei entladen sich Emotionen wie Ärger, Wut, Hass als Folge dieser Frustration. Auch der Einfluss von aggressiven Filmen und Medien wirkt sich aus. Ansgar Hollah (Leiter der Abteilung Dienstrecht beim BMI) zeichnete ein Bild der fragmentierten Gesellschaft. Danach lassen sich viele zuerst von Einzelinteressen leiten. Die Bereitschaft, sich in Vereinen oder anderen gemeinnützigen Organisationen zu engagieren, nimmt ab. Einzelinteressen stehen im Vordergrund. Diese werden in Projekten verfolgt. Mediale Aufmerksamkeit ist wichtig. Wer am lautesten schreit, gewinnt. Bei allen Vorträgen wurde eines sehr deutlich: Der DGB akzeptiert keine Gleichgültigkeit. Wer den öffentlichen Dienst nur als Kostenfaktor betrachtet, übersieht, dass eine unzureichende Stellenausstattung ein Teil des Problems ist. Das sollten sich die politisch Verantwortlichen vor Augen halten. Wer telefonisch dauernd in der Warteschleife landet, lange auf einen Termin wartet und dann bei einer persönlichen Vorsprache den Zeitdruck zu spüren bekommt, der fühlt sich eben eher abgefertigt als bedient.

Die Sicht der Opfer

Nach den Kurzvorträgen kamen Opfer von tätlichen Übergriffen zu Wort. Dieser Teil der Veranstaltung ging unter die Haut. Eine Krankenschwester, ein Polizist und ein Mitarbeiterin vom Ordnungsamt schilderten, welche Gewalt sie erleiden mussten. Es war deutlich zu spüren, wie ihnen die psychischen Folgen dieser Taten zu schaffen machen. Schockierend ist die in Teilen unverständliche Reaktion der Justiz.
Aus dem Publikum kamen zahlreiche Beiträge von Beschäftigten, die ein entschlossenes Handeln von den Dienstherren, vor allem aber mehr Konsequenz von den Gerichten forderten. Kritik wurde aber auch an den Kolleginnen und Kollegen laut. Oftmals mangelt es auf den Dienststellen an Verständnis und Unterstützung für die Betroffenen. Angststörungen und Depressionen als mögliche Folgen führen zu Rückzug von Menschen aus dem persönlichen Umfeld.

Wir sollten es gemeinsam angehen

Wer die Polizei oder die öffentliche Verwaltung zum Beruf erwählt, hat einen Anspruch auf Prävention, auf konkrete Schutzmaßnahmen. Alle Vorfälle müssen erfasst und dokumentiert werden. Übergriffe müssen als Arbeitsunfall gemeldet werden. Auf Grundlage der Dokumentation muss ein Sicherheitskonzept erstellt werden. Psychische Belastungen sind ein Aspekt im Arbeitsschutz, der oberste Priorität hat. Passend dazu erläuterte Dr. Klaus Mucha im Workshop „zur psychischen Regulation bei/nach Bedrohungen/ Übergriffen am Arbeitsplatz“, wie sich erlebte Übergriffe körperlich auswirken können. Er fügte sich in den Rahmen einer sehr beeindruckenden Veranstaltung, deren Dokumentation im Internet (http://www.dgb.de/themen/++co++b9d526f0-c19e-11e8-a7a9-52540088cada) ich nur jedem ans Herz legen kann. Schade, dass niemand aus den Senatsverwaltungen bzw. aus der Berliner Politik anwesend war.
Wir sollten das Thema zusammen immer wieder präsent halten, es geht um uns.

Barbara Prasch, Frauenvertreterin im LABO
und Landesfrauengruppe
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