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Alle 29 Sekunden geht ein Notruf ein – 492.226 Einsätze für Berlins Feuerwehr

GdP dankt allen Kolleg. und stellt Forderungen an Berlins Politik, die Zivilgesellschaft und andere Protagonisten im Gesundheitssystem

Berlin. Die Einsatzzahlen für Berlins Feuerwehr haben einen neuen Höchststand erreicht. Dies geht aus dem Jahresbericht 2021 hervor, den Innensenatorin Iris Spranger und Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen am Donnerstag vorstellten. Thema war auch der stetige Ausnahmezustand im Rettungsdienst. Die auch für die Feuerwehr zuständige GdP plädiert für konstruktive Ideen zur Entlastung, richtet Worte an die Zivilgesellschaft und erwartet, dass andere Institutionen des Gesundheitssystems ihrer Aufgabe nachkommen.

Mein Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die sich nach wie vor tagtäglich und nicht nur bei Großbränden und Unwettern hochprofessionell für die Menschen in dieser Stadt einsetzen. Auf die Berliner Feuerwehr ist Verlass, wobei wir angesichts der Entwicklungen in den letzten Jahren nicht mehr von Feuerwehr, sondern eher Rettungsdienst und Mutti für alles sprechen sollten. Dass sie dabei in 133 Fällen auch noch attackiert werden, ist ein Armutszeugnis“, so GdP-Landeschef Stephan Weh. In der Tat entfallen 446.149 Einsätze auf den Bereich Medizinische Gefahrenabwehr (Notfallrettung, Notfalltransport sowie Fehleinsatz Rettungsdienst), gerade einmal 46.077 auf die Technische Gefahrenabwehr, zu der auch die 6.843 Brände gehören. Während letztere um 19,4 Prozent sanken, stiegen Notfallrettung und -transport um 6,9 Prozent. In 133 Fällen wurden Einsatzkräfte attackiert.

AZ Rettungsdienst – GdP: Wir sitzen gemeinsam im letzten RTW

Im Jahr 2022 wurde bis hierhin beinahe täglich der Ausnahmezustand Rettungsdienst ausgerufen. Die GdP beobachtet die Entwicklung, begibt sich aber auf Ursachenforschung und diskutiert gemeinsam und konstruktiv mit Berlins Politik und der Feuerwehrführung über Wege heraus aus dem Dilemma: „Wir haben mit Oliver Mertens und unserer Bezirksgruppe große Expertise, auf die wir in den Gesprächen zurückgreifen. Natürlich befinden wir uns in einer prekären Situation, weil wir uns bei der Brandbekämpfung oftmals nackig machen. Wir können eben auch nicht einfach mehr RTWs auf die Straße bringen, weil uns schlichtweg die Kolleg. fehlen, um Fahrzeuge zu besetzen. Schon jetzt sind die Drehleitern nicht mehr fest besetzt und auf vielen Löschfahrzeugen sitzen nur vier anstatt sechs Einsatzkräfte“, so Weh. Der GdP-Landeschef räumte ein, dass man durch die von den Gewerkschaften geforderte Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 44 Stunden selbst für einen zusätzlichen Bedarf von rund 400 Kolleg. gesorgt hat. Dies aber war angesichts der Arbeitsverdichtung und steigenden  individuellen Belastung alternativlos gewesen. Aktuell befände man sich in einer Talsohle, aus der man sich nur durch einen weiter stetigen Stellenaufwuchs und den dafür benötigten Umzug der BFRA an den modernen Ausbildungsstandort Tegel entfernen könnte. 
 
Abschließend richtete sich die GdP an die Zivilgesellschaft und sprach sich intern für lösungsorientierte Gespräche aus: „Die Menschen in Berlin müssen verstehen, dass man bei saurer Milch im Kühlschrank nicht die 112 ruft. Wir müssen auch darüber reden, welche Rolle die Berliner Feuerwehr in unserem Gesundheitswesen wahrnehmen kann und wo andere Institutionen eigentlich greifen sollten. Klar müssen wir über das Prozedere bei der Notrufannahme und die folgenden Maßnahmen sprechen. Man muss darüber diskutieren, ob man die Entscheidung über die Vorgaben und die entsprechenden Codes mit dem Leiter des Ärztlichen Dienstes allein einer Person zumutet. Hier bedarf es einer Änderung des Rettungsdienstgesetzes, um diese Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Es bringt aber relativ wenig, hier nur gegen die Feuerwehrführung zu pöbeln. Wir sitzen alle gemeinsam im letzten RTW und müssen an realistischen Lösungen werkeln, fest gefahrene Denkmuster einreißen“, sagt Weh. Die Feuerwehr könne allein mit dem Rettungsdienst nicht die aufkeimende Vollkaskomentalität und Hilflosigkeit in der Bevölkerung abdecken und nebenbei noch Verlegungstransporte durchführen. Wir wünschen allen Bürgerinnen und Bürgern, dass bei lebensbedrohenden Notfällen wenigstens noch ein RTW frei und in der Nähe ist.
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