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Jürgen Röhr erhält das Bundesverdienstkreuz

GdP gratuliert einem Menschen, dem die Berliner Polizei viel zu verdanken hat

Foto: Screenshot rbb Magazin zibb vom 29. Januar 2019

Berlin. Ende Juni 2003 wurde Jürgen Röhr im Dienst niedergeschossen, schwerverletzt ins Urban Krankenhaus gebracht und dort notoperiert, er lag 85 Tage im Koma, unterzog sich bis heute mehr als 20 Operationen. In den Dienst zurückgekehrt ist er nicht mehr. Dennoch aber verdankt ihm die Berliner Polizei auch im Jahr 2019 viel. Röhrs Fall hat zu einem Umdenken innerhalb der Behörde geführt. Er engagiert sich heute für Betroffene von extremen Einsatzlagen und bietet Seminare an, dank denen Kollegen auch nach schweren Schicksalsschlägen zurück in die Spur finden. Dafür erhält er heute das Bundesverdienstkreuz.

Eine hochverdiente Auszeichnung

„Ich gratuliere Jürgen Röhr von ganzen Herzen und freue mich für einen Menschen, der diese Auszeichnung mehr als verdient hat. Auch dank seines Engagements ist die Berliner Polizei bei der Betreuung von Kollegen, die im Einsatz Schlimmes erlebt haben, heute besser aufgestellt als vor zehn oder 15 Jahren. Die Schüsse auf ihn, Roland „Boulette“ Krüger und Uwe Lieschied haben uns das tägliche Berufsrisiko brutal vor Augen geführt. Wir haben erst durch sie verstanden, dass wir bei der Begleitung der Opfer und Familien strukturell versagen und keine echte Hilfe darstellen“, so GdP-Landeschef Norbert Cioma am Mittwochmorgen. Röhr wurde am 30. Juni 2003 von einem Mann mit einer 45er-Magnum angeschossen, nachdem dieser bereits seine Ex-Freundin in einem Lokal getötet und auf der Flucht einen Passanten niedergeschossen hatte. Trotz schlechter Prognosen überlebte Röhr, kämpft aber heute noch mit den körperlichen Folgen.

Eine Selbsthilfegruppe, die wirklich hilft

Neben den regelmäßigen Gängen zu Ärzten wurde Röhrs Weg während der Genesung immer wieder von bürokratischen Problemen begleitet. So sprach er im Interview der Januarausgabe unseres Landesjournals der Deutschen Polizei zuletzt von fehlendem Verständnis innerhalb der Behörde, einem miesen Umgang und finanziellen Streitigkeiten, die einem ordentlich zusetzen, aber keinerlei Hilfe bei der Verarbeitung des Erlebten darstellen. So schloss sich Röhr nach seiner Pensionierung einer Selbsthilfegruppe an, die er heute mit organisiert. Unter dem Namen „Schusswaffenerlebnis“ kommen Kollegen mit Psychologen und Seelsorgern zusammen, um sich auszutauschen und ohne Zwänge über die eigenen Erfahrungen, Sorgen und Ängste zu sprechen. Seit einigen Jahren gehört auch Röhrs ehemaliger Abschnittsleiter und heutiger Direktionsleiter Jörg Wuttig zum Kreis. Die Volker Reitz Stiftung unterstützt die Seminare und übernimmt auch die Kosten der nächsten Veranstaltung im März. „Die Volker-Reitz-Stiftung wurde für derartige Schicksale und Projekte ins Leben gerufen, das Bundesverdienstkreuz für Menschen wie Jürgen Röhr. Als Gewerkschaft der Polizei werden wir ihn bestmöglich unterstützen, die Projekte weiterverfolgen und Kollegen, die in ähnliche Situationen kommen, für diesen weg sensibilisieren,“ so Cioma abschließend.

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