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Mehr als drei Jahre nach Einführung: Nur knapp 55 Prozent an der SFP9 ausgebildet

GdP spricht von Risiko für Berlins Sicherheit und fordert mehr Zwei-Tages-Seminare

Berlin. Nach jahrelangem Hin und Her, zwischenzeitlichen Lieferengpässen und der Rückgabe aufgrund von Produktionsschwierigkeiten konnte Anfang April 2019 endlich mit der Beschulung der neuen offiziellen Dienstpistole SFP9 begonnen werden. Mehr als drei Jahre später sind nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) gerade mal gut die Hälfte aller Dauerwaffenträger an der SFP9 aus- bzw. fortgebildet.

„Das sind schon beängstigende Zahlen, weil wir ja nicht umsonst so vehement für eine neue Dienstwaffe gekämpft und die Beschaffung intensiv vorangetrieben haben. Anschläge wie der in Nizza 2016 haben uns gezeigt, dass wir mit unseren dreißig, vierzig Jahre alten P6 mit acht Schüssen aus einem Magazin nicht weit kommen und wir als moderne Hauptstadtpolizei mit allen Kriminalitätsphänomenen und einer dauerhaften terroristischen Bedrohung auf eine moderne Waffe umstellen müssen. Dass nach mehr als drei Jahren gerade mal unsere Zielgruppe 1 neu ausgestattet ist, bereitet mir große Sorge“, so GdP-Landeschef Stephan Weh am Donnerstagmorgen. Die Gewerkschaft hat in den letzten Tagen aktuelle Zahlen eruiert. Diesen folgend sind in den fünf örtlichen Polizeidirektionen sowie beim LKA gerade einmal rund 6.400 Kolleginnen und Kollegen von insgesamt rund 12.000 Dauerwaffenträgern in diesen Bereichen an der SFP9 beschult. Diese ist auch in zahlreichen anderen Bundesländern mittlerweile die Dienstpistole und hatte sich in der letzten Legislaturperiode in der Ausschreibung gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Hintergrund war unter anderem die Einstellung der Produktion der bisherigen Dienstwaffe Sig Sauer P225 (P6), so dass auch keine Ersatzteile mehr beschafft werden konnten. Die SFP9 ist leichter, hat einen längeren Lauf und zudem 15 Schuss pro Magazin.

GdP: Wir brauchen mehr Zwei-Tages-Seminare zur Umschulung

Vorrangig beschult ist bisher die Zielgruppe 1 (z. B. Funkwagenfahrer, EHus, K1), während eine Vielzahl der Zielgruppe 2 (Polizeibeschäftigte Vollzug, Innendienst mit Bürgerkontakt) und der Zielgruppe 3 (Leitstelle, Innendienst ohne Bürgerkontakt) bisher noch die P6 oder gar keine Waffe mehr führt. Die GdP sieht hier ein großes Risiko für die Kolleginnen und Kollegen selbst, aber auch die Sicherheit der Stadt, weil bei personellen Engpässen und besonderen Einsatzlagen auch diese Beschäftigten auf die Straße müssen. Innerhalb der Behörde hat man die Problematik mittlerweile erkannt und sieht einen wesentlichen Grund in der Corona-Pandemie. „Corona hat die prekäre Aus- und Fortbildungssituation in unserer Polizei sicher nicht gerade entspannt. Bei der Umstellung auf die neue Dienstwaffe ist das aber nur ein Teil der Wahrheit. Tatsächlich sehen viele Kolleginnen und Kollegen keine Notwendigkeit in ihren letzten Dienstjahren noch mal auf eine neue Waffe umzustellen. Die Behördenleitung hat es bisher verpasst, die Beschäftigten hier mitzunehmen. Ein weiteres Problem ist, dass aufgrund fehlender Trainingskapazitäten zu selten Kurse angeboten werden und die Umschulung auch nicht mal eben so nebenbei stattfinden kann. Wir können alle Einsatztrainer fragen, schon zwei Tage sind echt sportlich und das absolute Mindestmaß. Wir reden hier nicht über ein Spielzeug, sondern ein Einsatzmittel, das im Zweifel über Leben und Tod entscheidet“, so Weh. Die GdP fordert, dass besser über die Vorteile und Notwendigkeit der neuen Dienstwaffe kommuniziert wird und mehr Zwei-Tages-Seminare angeboten werden, um eine flächendeckende Umstellung auf die SFP9 voranzutreiben.
 
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