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PKS 2019: 513.426 Straftaten in der Hauptstadt

Weniger Eigentumsdelikte, mehr Gewalt- und Sexualstraftaten

Foto: Benjamin Jendro

Berlin. Auch 2019 wurden in der Hauptstadt zahlreiche Straftaten begangen, mit 513.426 erfassten Fällen stieg die Gesamtzahl um 0,3 Prozent minimal an. Die gleiche Steigerung gab es bei der Aufklärungsquote, die 2019 bei 44,7 Prozent lag. Das gaben Innensenator Andreas Geisel (SPD) und Polizeipräsidentin Dr. Barbara Slowik am Montagmorgen bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) und der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) bekannt. Während die Zahl der Eigentumsdelikte zurückging, stiegen die Werte bei den Gewalt- und den Sexualstraftaten.

PKS – Arbeitsnachweis zur objektiven Bewertung

„Wir sind die Hauptstadt, in der nicht nur 3,7 Millionen Menschen leben, sondern die auch jährlich von 14 Millionen besucht wird. Dass es da leider auch Raum für Kriminalität gibt, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch zeigen die Zahlen, dass in Berlin kein Sodom und Gomorrha herrschen. Das ist in erster Linie meinen Kolleginnen und Kollegen zu verdanken“, so Norbert Cioma, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Zwar sei die PKS vor allem ein Arbeitsnachweis der Polizei, der keine grundsätzlichen Aussagen über Kriminalität zulässt. Letztlich aber gäbe es kein anderes Instrument, um Kriminalität objektiv zu bewerten und entsprechende Handlungsansätze zu entwickeln. Die einzelnen Zahlen spiegeln den Trend der letzten Jahre wider. So sanken die Werte bis auf einzelne Ausnahmen bei der Eigentumskriminalität (Diebstahl gesamt: 207.106 (- 4,6 %), Taschendiebstahl: 17.738 (- 11,3 %), Wohnraumeinbruch: 7.965 (+ 5,2 %, vor allem in Wohnungen), Diebstahl an/aus Kfz: 26.295 (- 9,6 %)), stiegen aber bei der Gewaltkriminalität (Mord/Totschlag: 106 (+ 12 Fälle, 41 vollendet), Raub: 4.473 (+ 4,8 %), Körperverletzung: 43.485 (+ 0,3 %)). Einen Zuwachs gab es auch bei den Rauchgiftdelikten (18.950, + 9,8 %), was beim Kontrolldelikt letztlich auf Polizeikontrollen zurückzuführen ist. Cioma weiter: „Wir sehen, dass wir dort effektiv Kriminalität bekämpfen können, wo wir mit Personal verstärkt agieren. Trotzdem steht hinter jeder der 513.426 Straftaten ein Opfer, dem die positive Entwicklung bei den Eigentumsdelikten wenig hilft. Die steigende Gewalt in unserer Stadt ist ein klares Zeichen. Wir brauchen mehr Präsenz im öffentlichen Raum, denn Straftaten werden eher weniger begangen, wenn ein Polizist direkt daneben steht.  Ob wir das mit der angestoßenen Polizeistrukturreform erreichen, werden wir sehen.“

Starker Anstieg bei Sexualdelikten, vor allem durch Kinderpornographie

Besorgniserregend ist der starke Anstieg bei den Sexualdelikten (4.809, + 15 %), was sich vor allem bei der Kinderpornographie (592, + 89,7 %) widerspiegelt. „Es ist noch zu früh, diese Zahl richtig einzuschätzen. Wenn wir es mit einem verstärkten Anzeigeverhalten zu tun haben, ist das eine positive Entwicklung, weil Menschen hinsehen, diese perfiden Straftaten melden. Dennoch aber ist jeder einzelne Fall einer zu viel. Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Pflicht, das zu verhindern“, so Cioma. In diesem Zusammenhang verwies der GdP-Landeschef auch auf die weiterhin steigende Zahl bei der Internetkriminalität (38.988, + 26,7 %): „Das Thema Cyberkriminalität und speziell Cybergrooming steckt bundesweit noch in den Kinderschuhen und ist ein Bereich, den wir in Berlin allein nicht bekämpfen können.“ Wenig erfreulich sind auch die 6.656 Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten (- 4,4 %), die zwar einen Rückgang bedeuteten, aber dennoch 6.656 zu viel sind. Die Zahl der Angriffe auf Feuerwehrkräfte stieg auf 149 (+ 48 Fälle): „Jeder, der Polizistinnen und Polizisten bzw. Feuerwehrleute angreift, sollte sich vergegenwärtigen, dass er damit Kriminalität fördert und Menschenleben riskiert. Wenn meine Kolleginnen und Kollegen von ihrer Arbeit abgehalten und sogar verletzt werden, haben wir weniger Menschen, die gegen Kriminalität vorgehen bzw. in Notlagen helfen können. Jedes einzelne Opfer zeigt uns, dass wir uns das nicht erlauben dürfen.“

Politisch motivierte Kriminalität steigt an

Zugenommen haben auch die Fallzahlen in der Politisch motivierten Kriminalität. Insgesamt kam es zu 4.464 Taten (+ 4,6 %, Aufklärungsquote: 36,7 %), 594 davon Gewalttaten (+ 0,8 %). Im Bereich der PMK rechts gab es 1.932 Taten (+ 8 %, Aufklärungsquote: 36,7 %), bei PMK links 1.389 (+ 12,6 %, Aufklärungsquote: 22,9 %), bei der PMK ausländische Ideologie 294 Taten (- 32,3 %, Aufklärungsquote: 44,6 %). Nicht zuzuordnen waren 806 Taten (+ 13,2, Aufklärungsquote: 53,8 %). Cioma abschließend: „Wir brauchen nicht zuletzt aufgrund der Ereignisse in den letzten Monaten nicht darüber streiten, dass Rechtsextremismus in unserem Land mehr Menschenleben beendet hat. Aber wir werden extremistisches Gedankengut nicht auf die Waage stellen. Jegliche Form ist menschenverachtend und demokratiefeindlich, weshalb wir uns von jeglicher Ausgestaltung eines derartigen Gedankenguts distanzieren.“

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