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PKS 2021 – Weniger Gewalt auf der Straße, mehr Tatmittel Internet, mehr Angriffe auf Polizei

GdP: Ein von Corona geprägtes Schaubild der sozialen Missstände

Berlin. Berlins Innensenatorin Spranger und Polizeipräsidentin Dr. Slowik haben am heutigen Freitag die Polizeikriminalitätsstatistik für das Jahr 2021 vorgestellt und auf die Zahlen des letzten Jahres zurückgeblickt. Wie bereits im Vorjahr ist ein leichter Rückgang der gesamten Straftaten (482.127, -22.015) festzustellen. Die Aufklärungsquote lag bei 45,3 %. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht von einem weiterhin durch Corona geprägten Tätigkeitsbericht der Berliner Polizei, der sämtliche Entwicklungen und sozialen Missstände in unserer Gesellschaft widerspiegelt.

Weniger Körperverletzungen, mehr Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

„Dass die Zahlen weiter sinken, ist zunächst mal eine gute Meldung, allerdings sollten wir uns auch nicht blenden lassen. Die Pandemie hat weiter massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben und somit auch die Kriminalitätslage. Außerdem stehen hinter all diesen Straftaten Opfer, denen die Zahlen wenig helfen, wenn sie persönlich von Kriminalität betroffen sind und das irreparable Spuren hinterlässt“, so GdP-Landesvize Stephan Kelm am Freitag. Ohnehin sei die PKS stets nur ein Tätigkeitsbericht und bilde so das Hellfeld ab. Deutlich wird das zum Beispiel im Bereich Rauschgiftkriminalität (18.820 Fälle, -2.086 Fälle zum Vorjahr). „Jeder weiß, dass man in unserer Stadt ohne großen Aufwand an so ziemlich alle Substanzen kommt. Wenn das Partyleben und der Tourismus wieder voll hochgefahren sind, werden die Fälle ansteigen. So oder so aber reden wir über ein Kontrolldelikt, für das wir Personal brauchen und die Priorisierung liegt bekanntlich woanders“, so Kelm. Während die Zahl bei Tötungsdelikten um fünf Fälle auf 100 stieg, sind Raubstraftaten (4.072 / -290) und Körperverletzungen (39.318, -3.907) rückläufig. Einen mitunter deutlichen Anstieg sieht man in den Bereichen Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (6.650 / +1.639) und Sexueller Missbrauch von Kindern (917, +88), wobei es bei den Kinderschutzdelikten oft auch um die Anzeigenbereitschaft geht und sie vor allem auch bei institutioneller Überwachung (durch Kitas, Sportvereine etc.) auffallen.

8.569 Kolleg. im Dienst angegriffen

Wenig überrascht zeigte sich die GdP von den Entwicklungen in anderen Bereichen. So sind die Diebstahltaten auch aufgrund des eingeschränkten öffentlichen Lebens weiter stark gesunken (179.455 Fälle, -19.507). Demgegenüber haben die Betrugsfälle (87.860, +5.756) und die Straftaten mit dem Tatmittel Internet (43.861, +7.986) zugenommen. „Diese Entwicklung ist seit Jahren sichtbar und hat sich während der Pandemie noch mal verstärkt. Unser Rechtsstaat muss länderübergreifende Lösungen finden, weil wir aufgrund des Föderalismus und der weiterhin nur sehr rudimentär vorhanden Präsenz im virtuellen Raum an polizeiliche Grenzen stoßen.“ Erschreckend hoch nannte der GdP-Landesvize die Zahl der Angriffe auf Kolleg. der Polizei und Feuerwehr. Insgesamt wurden 8.569 Polizistinnen und Polizisten (+1.064), 128 Feuerwehrleute (-27) und 113 Mitarbeitende andere Rettungsdienste (+2) attackiert. Allein die Zahl der Tätlichen Angriffe ist um 35 Prozent gestiegen. 1.580 Kolleginnen und Kollegen der Polizei erlitten dabei Verletzungen. „Diese Zahlen müssen jedem Demokraten zu denken geben, denn sie offenbaren die sozialen Missstände in unserer Gesellschaft. An meinen Kolleginnen und Kollegen entladen sich alle gesellschaftlichen Konflikte. Das erkennen die verantwortlichen Politiker bei schweren Ausschreitungen und wenn Kolleg. zu Tode kommen, aber noch immer nicht bei den mehr als 20 täglichen Angriffen auf Menschen, die sich in den Dienst dieser Stadt stellen.“
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