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Jede zehnte Ausbildungsstelle bei der Polizei bleibt schon zu Beginn leer

GdP Berlin fordert besseres und schnelleres Einstellungsprozedere

Berlin. Im September und Oktober beginnt für die neuen Auszubildenden und Studierenden ihre Laufbahn bei der Berliner Polizei. Zweieinhalb bzw. drei Jahre später kommt der Nachwuchs auf den Dienststellen an, wo er dringend benötigt wird. Dass nicht alle diesen Weg erfolgreich absolvieren, liegt in der Natur der Sache. Aber neueste Zahlen zeigen, dass schon zu Beginn zahlreiche Stellen unbesetzt bleiben und allein seit 2020 fast 300 Plätze nicht bestückt wurden. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht akuten Optimierungsbedarf.

„Angesichts unseres stetigen Personalmangels ist es schwer verdaulich, wenn wir es nicht mal schaffen, die von Berlins Politik zur Verfügung gestellten Stellen in der Ausbildung und beim Studium zu besetzen. Wenn wir jetzt noch die Verluste während der Zeit an der PA und der HWR herausnehmen, kommen wir auf nicht mal 400 von 624, die wir pro Semester einstellen könnten. Man könnte jetzt sagen, das ist das Trennen der Spreu vom Weizen. Aber wenn da so ist, sollten wir alles dafür tun, um die Kornspeicher wenigstens zu Beginn voll zu bekommen“, so GdP-Landeschef Stephan Weh. Jedes Jahr würde die Berliner Polizei planmäßig im März und im September je 324 Kolleginnen und Kollegen für den mittleren Dienst (Schutzpolizei), im April und Oktober je 300 für den gehobenen Dienst (Schutzpolizei und Kriminalpolizei) einstellen. Die Zahlen in den letzten Jahren zeigen aber, dass es nicht gelingt, die Plätze vollzubekommen (Frühjahr 20: 284 mD, 261 gD / Herbst 20: 278 mD, 300 gD / F 21: 265 mD, 300 gD / H 21: 309 mD, 287 gD / F 22: 297 mD, 258 gD). Das macht auf die letzten zweieinhalb Jahre und fünf Einstellungsfenster ein Defizit von 281 Menschen. „Wir müssen schon auch feststellen, dass es kein Problem der Bewerberanzahl ist. Wir haben auf jede Stelle rund neun Bewerbende. Das ist jetzt nicht paradiesisch, aber besser als in vielen anderen Bundesländern. Fakt ist aber, dass es zu lange dauert, bis wir jungen, nach einem sicheren Arbeitsplatz suchenden, Menschen eine Zusage geben. Wenn ich für ein Go der Hauptstadtpolizei etliche Monate warten muss, Brandenburg oder der Bund mich aber zeitnah wollen, fällt die Entscheidung leicht“, so Weh.

36 Prozent Frauen, 37 Prozent mit Migrationshintergrund

Im Jahr 2020 gab es 11.443 Bewerbungen, 2021 sogar 11.861 auf die jeweils 1.248 Stellen. Der vielfach aufgemachten Debatte über die Qualität der Bewerbenden schob der GdP-Landeschef klare Worte entgegen: „Wir kennen die Diskussion und sicher war die durchschnittliche Qualität vor 20 Jahren besser, was klar ist, weil wir nur 100 eingestellt haben und eben jetzt bei über 600 sind. Ich kann das Gejammer über den Nachwuchs aber nicht mehr hören. Die Zugänge in den letzten Jahren haben uns als Polizei besser gemacht und ich bin stolz auf jede und jeden, die und der diesen Weg mit uns geht. Die heutige Generation ist nicht schlechter, sie ist anders, hat andere Bedürfnisse und Erwartungen. Wir erwarten von einem modernen Arbeitgeber, dass er sich dementsprechend aufstellt und auch mal neue Wege denkt.“ Die GdP wehrt sich gegen ein Herabsenken der Einstellungsanforderungen, plädiert hingegen für ein breites Portfolio im Kampf um geeigneten Nachwuchs. Neben einem wachsenden Angebot an Wohnraum, dem Eingangsamt A8 und flexiblen Arbeitszeitmodellen geht es vor allem auch darum, das Einstellungsverfahren mal komplett auf den Kopf zu stellen, um effizienter geeignete Bewerbende herauszukristallisieren. Abschließend zeigte sich der GdP-Landeschef froh über Zusammensetzung der Auszubildenden und Studierenden, die zeige, dass man auf einem guten Weg ist und wesentlich besser als viele andere Institutionen dasteht. Bei den letzten Einstellungen im Frühjahr betrug der Frauenanteil 36 % (Bewerbende: 33 %) derjenige bei Menschen mit Migrationshintergrund 37 % (Bewerbende 42 %).
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