Zum Inhalt wechseln

Innensenator Dr. Körting hat keinen Grund zum Aufatmen

Berlin.

Kriminalität entwickelt sich auf hohem Niveau weiter. Dunkelziffer liegt zehn Mal höher.

Als irreführend hat heute der Landesbezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Eberhard Schönberg die Zahlen der Kriminalitätsentwicklung in Berlin im Jahr 2003 bezeichnet. Er verwies dabei auf verlässliche wissenschaftliche Untersuchungen, wonach nur ein Zehntel der Straftaten gemeldet und statistisch erfasst wurden. Die polizeiliche Kriminalstatistik müsste deshalb jährlich durch die Erforschung des Dunkelfeldes ergänzt werden. Das riesige Dunkelfeld, so Schönberg, wird allerdings von der Politik ignoriert. So wird eine ebenso falsche wie gefährliche Sicherheit suggeriert, wenn bei einem leichten Rückgang der Kriminalität die damit verbundenen Probleme für die Stadt "heruntergeredet" werden. Damit sollen nur die Auswirkungen der dramatischen Kürzungspolitik des Senats im Sicherheitsbereich gerechtfertigt werden. Das Ansteigen oder Absinken der offiziell erfassten Straftaten muss nicht unbedingt etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Es kann nämlich auch bedeuten, dass sich nur das Hellfeld vergrößert oder verkleinert hat.

Schönberg warnte in seiner Bewertung der Kriminalitätszahlen davor, diese zur alleinigen Beurteilung der Sicherheitslage heranzuziehen. Auch die Aufklärungsquote (AQ) ist irreführend, sie spiegelt nicht die Wirklichkeit wieder, wobei nicht einmal die Tendenz stimmen muss.

Die Polizei kennt ja nur die gemeldeten Verbrechen, also das so genannte Hellfeld. Die AQ ist teilweise eine völlig ungerechte Bewertung der polizeilichen Arbeit, da sie vor Fehlern und Zufälligkeiten strotzt. Sie ist davon abhängig, wie viele Straftaten die Bürger melden und um welche Delikte es sich handelt. Beispielhaft sind dafür die Delikte Ladendiebstahl, Schwarzfahren oder Rauschgift zu nennen, die eine fast immer 100-prozentige Aufklärungsquote haben, da es nur zur Anzeige kommt, wenn der Täter erwischt wird. Überwiegen aber bestimmte Diebstahldelikte oder Sachbeschädigung am Auto, bei denen die AQ sehr niedrig liegt, dann "drückt sie die Polizeistatistik."

Selbst bei Mord, so Schönberg weiter, gibt es eine erhebliche Dunkelziffer, wie Untersuchungen belegen, denn die Leichen werden nicht immer mit einem Messer im Bauch oder mit Würgemalen am Hals gefunden. Viele Straftaten werden zudem gar nicht gemeldet. Typische Fälle sind Vergewaltigung oder Betrug am Arbeitsplatz, weil der Arbeitgeber die Öffentlichkeit scheut.

Als auch außerordentlich beunruhigend bezeichnete Schönberg die wissenschaftlichen Untersuchungen, dass die Bürger offenbar immer seltener bereit sind, die Polizei einzuschalten. Damit wächst der Anteil der nicht entdeckten Straftaten kontinuierlich, wobei das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar ist, da sie wissen, dass zu viele Verfahren eingestellt werden, da die Täter nicht zu ermitteln sind. Das desillusioniert wie die Tatsache, dass manche Gerichte mit Straftätern unverständlich milde umgehen.

Schönberg abschließend: "Ich appelliere trotzdem mit Nachdruck an alle Bürgerinnen und Bürger, alle ihnen bekannte Straftaten auch anzuzeigen - selbst wenn das Mühe macht und nicht zur Aufklärung führen sollte. Aber die Polizei kann nur Delikte bekämpfen und das Dunkelfeld der Kriminalität erhellen, wenn sie die Taten kennt. Da wir unsere Arbeit heute schon kaum schaffen heißt das: wir brauchen eine besser ausgebildete und ausgerüstete Polizei, die auch personell deutlich verstärkt werden muss."
This link is for the Robots and should not be seen.