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Gedanken zum Tod von Dr. Horst Herold, Präsident des Bundeskriminalamtes a.D.

Am 14.12.2018 verstarb unser langjähriges Gewerkschaftsmitglied Herr Dr. Horst Herold, Präsident des Bundeskriminalamtes a.D.
Horst Herold war von 1971 bis 1981 Präsident des Bundekriminalamtes und von 1978 bis zu seinem Tode Mitglied in der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundeskriminalamt.

Er war während seiner aktiven Dienstzeit als BKA-Präsident die Gallionsfigur des Kampfes gegen den Terrorismus in der Bundesrepublik Deutschland. Durch seine Strategien der Kriminalitätsbekämpfung und der Entwicklung der polizeilichen Datenverarbeitung sowie der Kriminaltechnik verbesserte er die analytische Arbeitsweise der deutschen Polizei und des Bundeskriminalamtes nachhaltig und gab so einen zukunftsweisenden Impuls in der Bund-Länder-Zusammenarbeit bei der Inneren Sicherheit. Damit wurde er zum bedeutendsten deutschen Kriminalisten des 20. Jahrhunderts

Am 20.12.2019 fand die Trauerfeier für Herrn Dr. Herold statt. Als Vorsitzender des Gesamtpersonalrates und GdP-Bezirksvorsitzender konnte ich ihm ein letztes Mal die Ehre erweisen. Wie immer bei derartigen Anlässen gingen mir eine Vielzahl von Gedanken durch den Kopf. Man reflektiert, welchen Bezug man zu der verstorbenen Person hatte und wenn man die Person persönlich nicht kannte, was für ein Mensch er wohl gewesen war.

Obwohl ich ihn nie persönlich kennenlernte, da ich erst 1982 mit der Ausbildung für den gehobenen Kriminaldienst im Bundeskriminalamt begonnen habe und er bereits 1981 in den Ruhestand ging, hatten seine Strategien und Handlungen maßgeblich Einfluss auf meinen künftigen Wirkungskreis.

Nachdem ich nach dem Abschluss der Ausbildung zum Kriminalkommissar ernannt wurde, kam ich Anfang 1986 in der seinerzeitigen Abteilung Datenverarbeitung zum Einsatz. Die Ansätze von Horst Herold zur Kriminalitätsbekämpfung mit den Mitteln der Datenverarbeitung hatten zu diesem Zeitpunkt schon dazu geführt, dass Fahndungsdaten nach Personen und Sachen bundesweit digital zur Verfügung standen. Die alten Fahndungshilfsmittel hatten daher nach und nach ausdient; so war es als Berufsanfänger eine meiner ersten Aufgaben die sog. Mikrofiche-Maschine auszusondern. Später kümmerte ich mich dann mit anderen um die Einstellung des sog. Deutschen Fahndungsbuches, in dem Personalien der gesuchten Personen vergleichbar einem Telefonbuch aufgelistet waren und das bundesweit zur Verfügung gestellt wurde. Zeitgleich wurde die INPOL-Fahndung in den polizeilichen Gremien permanent optimiert. Erste ausländische Dienststellen bekamen via Fernschreiber Zugriff auf die INPOL-Sachfahndung. Über die Jahre entstand dann im Zuge der Weiterentwicklung der Europäischen Union das Schengener Informationssystem. Doch nicht nur im Bereich der Fahndung gab es im Hinblick auf die fortschreitende Digitalisierung bahnbrechende Fortschritte. Die in Karteiform geführte Sammlung der erkennungsdienstlichen Informationen wurde in eine Datei überführt und bundesweit zur Verfügung gestellt. Die biometrischen Informationen wurden ebenfalls von der Papierform in mehreren Stufen in das Automatisierte Fingerabdruckidentifizierungssystem (AFIS) überführt. Damit erlangte die Identifizierung von Straftätern und die Zuordnung von am Tatort gefundenen Fingerabdruckinformationen zu einem Straftäter eine völlig neue Dimension. Die digitalen Fahndungsansätze von Horst Herold waren in einer für die damalige Zeit unglaublichen Geschwindigkeit in die Realität umgesetzt worden und haben die Fahndung und Identifizierung von Straftätern revolutioniert.

Doch was für ein Mensch war Dr. Horst Herold? An der Trauerfeier nahm auch mein Stellvertreter im Gesamtpersonalrat, Jürgen Dillmann, teil. Er war zu Zeiten von Horst Herold ganz neu im BKA und beim Kriminaldauerdienst eingesetzt. Der Kriminaldauerdienst hatte seinerzeit die Aufgabe, die BKA-Post vom Hauptpostamt in Wiesbaden abzuholen. Anschließend wurde die Privatpost von Herrn Dr. Herold aussortiert und Jürgen Dillmann hatte gelegentlich die Aufgabe, sie zum Präsidenten, dessen Wohnung damals im BKA war, zu verbringen. Herr Dr. Herold bat ihn dann immer in sein Büro in der Wohnung, erkundigte sich nach seinem Befinden und führte ein reges zugewandtes Gespräch mit ihm.

Horst Herold hielt auch Jahrzehnte nach seinem Ruhestand den Kontakt zum BKA aufrecht, sei es zu seinen Nachfolgern im Amt oder auch zu den zu seiner Zeit aktiven Kolleginnen und Kollegen des GdP-Bezirkes Bundeskriminalamt.

Aufgrund seines ausdrücklichen Wunsches wollte er im Rahmen der Trauerfeier nur eine Ansprache des Pfarrers, um als Mensch verabschiedet zu werden. In dieser Trauerrede wurde deutlich, dass er nicht nur als Amtsträger eine herausragende und menschenzugewandte Persönlichkeit war, sondern dass er auch ein Familienmensch war, der sich aufopfernd um die Pflege seiner Frau kümmerte aber auch gerne mit dem jüngsten Nachwuchs der Familie spielte.

Es gäbe sowohl im Hinblick auf sein Wirken im und für das Bundeskriminalamt als auch seine Persönlichkeit noch eine Menge zu sagen; im Fazit habe ich jedoch für mich festgehalten: Es wäre toll gewesen, diese herausragende Persönlichkeit zu seiner aktiven Zeit kennengelernt und mit ihm zusammengearbeitet zu haben. So blieb mir nur, mich vor seinem Sarg zu verneigen und mich zu verabschieden.

Niko Speicher

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