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Bundespolizisten werden immer öfter angegriffen

Nach einem vertraulichen Papier werden immer öfter Bundespolizisten im Dienst angegriffen. Demnach kam es im Jahr 2010 zu über 2000 Attacken, also mehr als fünf pro Tag. Das sei an Anstieg um 33 Prozent. Die Täter seien überwiegend alkoholisierte deutsche Männer. Von Angelika Henkel, NDR

Einem vertraulichen Behörden-Papier zufolge ist die Zahl der Angriffe auf Bundespolizisten im Jahr 2010 erheblich angestiegen. In dem Bericht, der als Verschlusssache eingestuft ist und dem NDR vorliegt, ist sogar von den höchsten Werten seit dem Jahrtausendwechsel die Rede. Mehrzahl der Angreifer waren betrunkene deutsche Männer

Im vergangenen Jahr wurden demnach mehr als 2000 Bundespolizisten angegriffen, im Vergleich zu 2009 sei das ein Anstieg um fast 33 Prozent. Ein Großteil der Attacken hätte sich bei Routineeinsätzen ereignet, etwa bei Identitätsfeststellungen und Festnahmen. Die Mehrzahl der Angreifer seien deutsche, alkoholisierte Männer gewesen, hieß es weiter. Etwa die Hälfte der Polizisten wurde den Angaben zufolge verletzt. Besonders betroffen sei nach der Direktion der Bundesbereitschaftspolizei die Bundespolizeidirektion Hannover gewesen, die für Niedersachsen, Bremen und Hamburg zuständig ist. "Respekt vor Polizeibeamten schwindet"

Der Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, Thomas Osterroth, zeigte sich besorgt. Er beobachte seit Jahren, dass der Respekt vor Polizeibeamten immer mehr schwinde. "Eine Personalienfeststellung reicht in bestimmten Situationen schon aus, um bei Betroffenen oder anderen, die sich solidarisieren, Angriffe auf Polizeibeamte zu provozieren. Polizeiliche Maßnahmen werden nicht mehr einfach so akzeptiert, etwa beim Fussballreiseverkehr und immer dann, wenn Alkohol im Spiel ist", sagte Osterroth. Gewerkschaft kritisiert Polizeiführung scharf

Scharfe Kritik äußerte die Gewerkschaft der Polizei, GdP. Sie wirft der Polizeiführung schwere Versäumnisse im Umgang mit den Angriffen vor und forderte vom Bundesinnenminister Rückendeckung. GdP-Bundesvize Jörg Radek sagte dem NDR: "Von modernem Gesundheitsmanagement fehlt in der Bundespolizei jede Spur. Die Kollegen werden mit den wachsenden Belastungen bei Einsätzen allein gelassen. Es fehlt hier an einer flächendeckenden Gesamtstrategie."

2009 hatte eine Studie der Fachhochschule Magdeburg im Auftrag des Innenministeriums jedem vierten Bundespolizist ein "Burnout-Syndrom" attestiert. Zudem gaben 65 Prozent an, sich wenig mit ihrer Organisation verbunden zu fühlen. Jeder vierte Bundespolizist leidet an "Burnout-Syndrom"

Die GdP-Vorwürfe wies Osterroth zurück. Die Bundespolizei habe viele Schritte unternommen, um den Belastungen Rechnung zu tragen. So könne beispielsweise psychologische Unterstützung angefordert werden, bei Einsätzen wie dem Castortransport seien Ansprechpartner vor Ort. Osterroth räumte aber ein: "Wir sind auf einem guten Weg, aber lange nicht am Ziel." http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video873134.html http://www.tagesschau.de/multimedia/video/ondemand100_id-video873136.html

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