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Bildungsreise 2012

Mit dem GdP-Bezirk Bundespolizei vom 18. bis 27. November 2012 nach Israel

Am Sonntag, den 18.11.2012 trafen sich bereits morgens früh um 06.15 Uhr 39 TeilnehmerInnen einer Bildungsreise der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei, unter Leitung des stellvertertenden Bezirksvorsitzenden Sven Hüber am Flughafen Berlin Tegel, um nach Israel aufzubrechen.

Die TeilnehmerInnen hatten wegen der Nachrichtenlage der damals in Israel herrschenden Situation (Auseinandersetzung um den Raketenbeschuss der Hamas aus dem Gaza-Streifen) schon einige Bedenken. Und manch einer hat wohl darüber nachgedacht, die Reise noch zu stornieren, was letztendlich jedoch nur ein Päärchen tat. Manche waren sich sogar noch am Flughafen nicht ganz sicher, ob sie denn tatsächlich nach Israel fliegen sollten…Der Airbus der AIR Berlin startete dann auch mit einer einstündigen Verspätung, da der Flughafen in Tel Aviv erst ab einer bestimmte Zeit für Verkehrsflugzeuge geöffnet werden sollte. Dies trug natürlich nicht unbedingt zur Beruhigung bei, auch nicht die dann in Tel Aviv erforderliche Warteschleife… Wie sich aber am Ende herausstellte, waren jedoch alle Befürchtungen vollkommen überflüssig. Es zeigte sich wieder einmal: Das dramatisierte Bild der deutschen Medien auf Israel und die dortige Realität sind doch sehr verschieden und wer mit der GdP reist, reist sicher und wohlbehütet.

Im „Heiligen Land“

Sven und Yalon
Sven und Yalon
Nach der Landung waren dann die Einreise in das „Heilige Land“ und die Gepäckabholung sehr komplikationslos und wir wurden von unserem blonden, langhaarigem Reiseführer Yalon Graeber, einem ehemaligen Deutschen aus Schleswig Holstein, der früher selbst einmal beim Bundesgrenzschutz war und nach Israel auswanderte, mit einer Israelin verheiratet und zum Judentum konvertiert ist, und unserem Super-Busfahrer Deaib Ghadir, begrüßt. Aufgrund der Sicherheitslage in Tel Aviv entschloss sich unsere deutsche Reiseleitung dazu, die Übernachtung von dem eigentlich vorgesehenen Hotel in Tel Aviv nach Haifa zu velegen. Obwohl es in Tel Aviv  keine tatsächliche Gefährdung gegeben hatte, gab es wohl doch einige Alarme, bei denen man in die Sicherheitsräume oder Luftschutzräume gehen mußte. Um den TeilnehmerInnen der Bildungsreise aber eine unruhige Nacht mit evtl. Luftalarm zu ersparen, wurde Haifa gewählt, welches 90 Km entfernt von Tel Aviv und damit außerhalb der Reichweite der der Hamas zur Verfügung stehenden Kurzstreckenraketen liegt.

Am Montag fuhren wir dann mit dem von Deaib, unserem beduinischen Busfahrer aus einem Dorf im Norden Israels, bestens gelenkten Reisebus nach Tel Aviv, um das Wohnhaus von Ben Gurion, dem ersten Israelischem Ministerpräsidenten, zu besichtigen. Dessen

Privatbibliothek mit über 20.000 Büchern in 10 verschiedenen Sprachen war beeindruckend! Danach ging es am wunderbaren Tel Aviver Mittelmeerstrand vorbei zur Universität in Tel Aviv. Zunächst besichtigten wir nach einem Essen in der Mensa das Jüdische Diasporamuseum Beth Hatefutsoth, welches zahlreiche interessante und mir bis dahin völlig unbekannte Einblicke und Erläuterungen in die jüdische Religion und die zahlreichen Regeln und Rituale bereithielt. Von Micky Drill, einem Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung, wurden wir anschließend über die Entstehung des Staates Israel, die Entwicklung sowie die derzeitige Lage mit Gazastreifeen, Westbank etc. eingewiesen.
Die Situation ist zwar sowohl für alle Israelis, aber auch alle Bewohner der autonomen Gebiete völlig unzufriedenstellend – eine Lösung steht jedoch in den Sternen.

Den Höhepunkt des Tages brachte dann eine Synagogenbesichtigung in Tel Aviv mit anschließendem gemeinsamen typisch jüdischem, koscherem Essen mit dem Rabbi in den Räumlichkeiten der Synagoge.

Am Dienstag wurde die Reise mit der Fahrt von Haifa zunächst nach Kfar Shmaryahu, einem von geflüchteten Deutschen gegründeten jüdisch-israelischen Dorf, in dem die Zitronen, Orangen und Pampelmusen wachsen und heute sehr reiche Israelis leben, fortgesetzt. Sehr beeindruckend war der Vortrag eines ursprünglichen Dorfbewohners über das anfängliche, von der Landwirtschaft geprägte Leben der Exilanten und Gründer.

Danach führte uns die Fahrt vorbei an den Ausläufern von Jerusalem durch die jüdäische Wüste zur Festung Masada. Mit der Seilbahn ging es auf die Überreste der von König Herodes gebauten Festung auf dem einzelnen, ca. 400 m über dem toten Meer aufreichenden Tafelberg. Es war unglaublich, dass diese Festung jemals eingenommen werden konnte – die Römer haben es jedoch geschafft! Tausende von Sklaven mußten für die fast 10000 römischen Soldaten eine Rampe bauen, auf der dann ein Rammbock hochgeschoben und die Mauern schließlich eingerissen wurden. Gegenwehr hatten die Römer allerdings nicht zu befürchten: der Heerführer der Juden, Elasard Ben Jayr, hatte mit 2 flammenden Reden die in der Festung Massada befindlichen Männer, Frauen und Kinder davon überzeugt, dass es besser sei, in Freiheit zu sterben, als in Gefangenschaft und Sklaverei zu geraten. Bis auf 2 Frauen und 3 Kinder wählten darauf alle den Freitod.

Von der Festung Massada ging es zu einem Privatstrand am Toten Meer. Obwohl man ja bereits viel darüber gehört hatte, war das Baden darin doch eine absolute Überraschung. Normales Schwimmen ist fast überhaupt nicht möglich. Auf dem Rücken liegend kann man das auch im November immer noch angenehm warme Wasser genießen und dabei sogar Zeitung lesen. Für die Haut soll ein Bad im Toten Meer sehr gut sein. Sie fühlt sich sehr ölig an. In die Augen sollte man das Wasser aufgrund des extrem hohen Salzgeehaltes nicht bekommen…

Übernachtet wurde dann mitten in der judäischen Wüste im Kibbuz Almog in einer Oase. Kleine nette Bungalows ohne großen Luxus sorgten für eine gute Nachtruhe. Vorher wurde am Abend auf der Bar-Terrasse bei lauer Nachtluft noch lange zusammengesessen. Von einer Bedrohung war absolut nichts zu spüren und auch all denjenigen, die vorher wegen ihrer Reise Bedenken hatten, merkte man keine Sorge mehr an!

Am Mittwoch fuhren wir früh nach Jericho, der ältesten Stadt der Welt. Obwohl sie in der „A-Zone“ der Westbank und damit in den autonomen Palästinensergebieten liegt, gab es keine Kontrollen. Wir besuchten die palästinesische Polizeischule und trafen dort auf die PolizeiberaterInnen der deutschen Bundespolizei, die gemeinsam mit brandenburgischen LandespolizistInnen im Rahmen eines bilateralen Projektes der Bundesrepublik Deutschland palästinensischen PolizistInnen ausbilden. Neben einem Vortrag über die Aufgaben und das Leben in dem fremden Land konnten wir auch einer Übung der palästinensischen Polizei beiwohnen. Deutschland hat im Rahmen dieses Projektes auch 80 Polizeiwachen in den palästinensischen Autonomiegebieten finanziert.

Danach ging es in Jericho, nach der Besichtigung der aus dem alten Testament bekannten eingestürzten Mauern und dem Turm, mit einer Seilbahn auf den „Berg der Versuchung“. Jesus hatt dort oben nach dem Mathäus-Evangelium den Versuchungen, mit denen der Teufel ihn verführen wollte, widerstanden. Auf dem Berg ist auch ein griechisch-ortodoxes Kloster.

Auf dem Weg mit unserem Bus durch das Stadtzentrum von Jericho gerieten wir in eine „Anti-Israel-Demo“. Die Stimmung schien aufgeheizt. Es wurden palästinensische Flaggen geschwenkt und Reden über eine Lautsprecheranlage gehalten. Auffällig war die große Zahl von jugendlichen TeilnehmerInnen.

Unser nächstes Ziel war die Ausgrabungsstätte Qumran, bei der 1947 sieben Jahrtausende alte Schriftrollen sowie die Überreste von rituellen Badehäusern etc. gefunden wurden. Den Abschluss der Besichtigungen an diesem Tag bildete der Besuch an der Stelle des Jordan, an der Jesus von Johannes getauft wurde. Unter der Bewachung des israelischen Militärs, da dieser Ort direkt an der Grenze zu Jordanien liegt, wurden dort auch bei unserem Besuch zahlreiche RussInnen von einem Priester rituell getauft. Unsere Reisegruppe „taufte“ jedoch nur die Füße und deckte sich mit „Heiligem Wasser“ von dieser historischen Stätte ein.

An diesem Abend erreichten wir dann den Kibbuz Haon am See Genezareth. Hier schlugen wir unser Lager für die nächsten 3 Nächte auf. Das Abendbuffett war sehr schmackhaft und die anschließende traditionelle Besprechung für den nächsten Tag fand in lustiger Atmosphäre statt, bei der auch einmal der Anisschnaps Arak probiert wurde! Angestoßen wurde auch auf den an diesem Abend um 21.30 Uhr verkündeten Waffenstillstand im Gazastreifen, wobei die Israelis, mit denen wir darüber sprachen, keine große Hoffnung auf einen langanhaltenden Frieden haben.

Der Donnerstag begann für mich um 06.00 Uhr morgens mit meiner morgendlichen Joggingrunde. Das Laufen am See Genezareth befreite Körper und Geist! Da ich anfangs erfolglos probiert hatte, ob auch ich hier möglicherweise über Wasser laufen kann, nahm ich lieber den am See gelegenen Weg. Dieser führte mich u.a. an zahlreichen Dattelpalmen und Bananenplantagen vorbei. Nicht überall wächst die Sportlerverpflegung so einladend am Wegesrand… Nach einem ausgiebigen, leckerem Frühstück fuhren wir mit dem Reisebus nach Nazareth. Dort besuchten wir zunächst einmal die Verkündigungkirche. An dieser Stelle soll der Erzengel Gabriel die Geburt Jesus prophezeit haben. Nachzulesen ist diese Prophezeiung im Neuen Testament im Lukas-Evangelium: „Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Haus David, und die Jungfrau hieß Maria. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei begrüßt du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Josef geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß! Der Engel antwortete und sprach zu ihr: der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Maria aber sprach: Siehe ich bin des Herrn Magd,mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.“

Die Verkündungskirche, die an dem Ort gebaut ist, wo Maria gewohnt haben soll, ist sehr eindrucksvoll. Sie ist zweistöckig und beherbergt auch noch eine Grotte, in der die Engelserscheinung stattgefunden haben soll. In der Kirche sind zahlreiche Mariendarstellungen aus aller Welt. Oberhalb der Verkündungskirche steht die Kirche des Heiligen Josef. Hier soll die Tischlerwerkstatt von Josef gewesen sein und hier hat er Jesus zum Zimmermann ausgebildet.

Von Nazareth aus ging es nach Akko im Norden Israels am Mittelmeer gelegen. Akko ist eine perfekt erhaltene Kreuzfahrerstadt. Sie wurde von der UNESCO sowohl für die Altstadt als auch für die Bahai-Gärten gleich zweimal zum Weltkulturerbe erklärt. Sowohl überirdisch in der Hospitaliterzitadelle, die hier von einem Ritterorden zur Pflege von Kranken im heiligen Land errichtet wurd, als auch in einem unterirdischen Tunnelsystems, welches sich von der Templerburg bis zum Hafen über eine Strecke von 350 Metern erstreckt, sind zahlreiche Geheimnisse zu entdecken! Leider hatten wir zeitlich keine Möglichkeit diese Sehenswürdigkeiten ausgiebig zu bewunden. Denn in Akko wurden wir von den Kollegen der israelischen Polizei in der Polizeiwache herzlich empfangen. Dort gab es zunächst einmal eine kleine Stärkung mit Obst, Gemüse und orientalischem Gebäck. In der Festung von Akko wurden wir danach über die Aufgaben der Polizei aufgeklärt, die sich hier im Gegensatz zu anderen Orten ganz besonderen Anforderungen stellt, weil zahlreich verschiedene Religionsgruppen hier leben. Über 80% der Bevölkerung sind Araber und gehören dem Islam an. Das erklärt auch, warum es hier die zweitwichtigste Moschee Israels gibt. Sie verfügt über einen ganz großen Schatz: in einem Tresor werden in einer Glasschattule 3 Barthaare des Propheten Mohammed aufbewahrt, die immer am 28. Tag des Ramadan feierlich den Gläubigen präsentiert werden. An einen Film über Akko schloß sich eine Führung durch unsere israelischen Kollegen an, bei der u.a. eine christliche Kirche aus dem 17. Jahrhundert und der Bazar besucht wurden.

Im Anschluss empfing uns dann der Immam der Moschee, Sheikh Samir Assi, in seinen Räumlichkeiten. Er hielt einen interessanten, bemerkenswerten Vortrag. Sein Ziel und seine Vision ist nach seinen Worten, dass die Angehörigen aller Reigionen in Frieden und mit gegenseitigem Respekt zusammen leben und über Konflikte geredt wird, ohne diese mit Gewalt zu lösen. Er selbst versucht seinen Teil zur Völkerverständigung dazu beizutragen und fährt mit muslimischen Jugendgruppe u.a. nach Auschwitz und versucht auch, ein gutes Verhältnis mit dem örtlichen Rabbi und dem Priester zu pflegen. Als besondere Ehre für uns als Besuchergruppe wurde der schwärzeste Mokka, den ich je gesehen und geschmeckt habe, zusammen mit Datteln gereicht. Der Immam lud uns noch zu einem Blick in seine Moschee ein, in der es im hinteren Teil einen Bereich für „nichtgläubige“ Besucher gibt, für den man sich nicht die Schuhe ausziehen und die Füße waschen braucht.

Der Tag wurde mit einem Besuch in dem Beduinendorf Bir el Maksur abgeschlossen, in dem unser Busfahrer Deaib Ghadir lebt. Es gibt ein Buch über die Geschichte des hier lebenden Beduinenstammes der Arab al Hujeirat. Die Geschichte geht ins 17. Jahrhundert zurück. Drei Brüder des Stammes, der damals in Syrien siedelte, wurden ausgestoßen und gingen mit ihren Familien über den Jordan nach Galiläa; sie bildeten die Keimzelle des neuen Stammes. Der Stamm selbst läßt sich bis zur Königin von Saba zurückverfolgen. Max von Oppenheim hat ebenfalls diesen Stamm beschrieben. In den 30er Jahren wurden ca. 40 Zelte gezählt. Heute leben in dem Dorf ca. 9.000 Beduinen. 1945 haben die damaligen Stammesautoritäten Weitsicht bewiesen und Land gekauft. Als sogenannte „48er“ sind die Beduinen im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948/49 nicht wie viele andere Araber geflüchtet, sondern haben sich neutral verhalten und sind einfach in ihrem angestammten Siedlungsgebiet geblieben. In den 60er Jahren hat die Regierung mit den Stammesführern die Ansiedlung am jetzigen Ort vereinbart. Dann entstanden dort die ersten Häuser und man zog vom Zelt ins Haus. Die Beduinen haben ein besonderes Verhältnis zum Staat Israel und verhalten sich neutral zu dem Konflikt. Der jetzige Bürgermeister, Dr. Yasser Hujeirat, legt großen Wert darauf, dass die Jugendlichen des Dorfes ein Studium durchführen. Die Führung durch das Dorf und das anschließende Essen in Hause der Familie von Deaib war fantastisch! Wir wurden von dem schätzungsweise 85jährigen Familienoberhaupt, der Oma, begrüßt. Sie selbst ist noch im Beduinenzelt geboren und hat darin gelebt, wovon auch ihre Gesichtstatoos zeugen. Weit über 50 Familienangehörige, Geschwister, Onkel, Tanten, SchwägerInnen und zahlreiche Kinder bestaunten die Deutschen… Die Kinder freuten sich über unsere mitgebrachten Süßigkeiten. Zunächst einmal wurden wir im Wohnzimmer begrüßt, wo alle auf der Erde sitzen mußten. Die Frauen richteten in dieser Zeit das Abendessen her. Vor dem Haus waren Tische und Stühle aufgestellt und es wurde vor unseren Augen ein leckeres frisches Pitabrot am offenen Ofen gebacken. Salat, Humus, ein blattspinatähnliches Gemüse und frisch gegrilltes Hühnchen wurden uns zubereitet. Auf den bei den Moslems unüblichen Alkohol konnte man gut verzichten. Nach diesem hervorragenden Essen wurden wir wieder in das Wohnimmer zur Kaffeezeremonie gebeten. Wir wurden über den Ablauf einer solchen Zeremonie aufgeklärt. Ein Schwager von Deaib zeigte uns, wie man in dem Kaffestampfer mit einer bestimmten Melodie, die jede Familie unterschiedlich praktiziert und durch die die Familienangehörigen zum Kaffe gerufen werden, die Kaffebohnen mahlt und wie der Kaffesud mit Kardamon zubereitet wird. Nach der Kaffeezeremonie gab es noch leckeren Kuchen und Tchai.

Der Abend wurde im Kibbuz mit heimischem Bier beschlossen und aus den Fenstern das Wetterleuchten und Gewitter über dem Seee Genezareth beobachtet.

Dieses Gebiet, das 1981 von Israel annektiert wurde, ist von vulkanischem Ursprung. In den Golanhöhen liegt auch der mit 2840 Metern höchste Berg Israels, der Hermon, auf welchem auch ein Skigebiet ist. Unterhalb der Golanhöhen liegt die Grenze zu Syrien, die ca. 60 km lang ist. 1973 marschierten am jüdischen Feiertag Jom Kippur syrische Truppen nach Israel an den Golanhöhen ein. Die israelische Armee war mit ihren Panzern zahlenmäßig und aufgrund fehlender Infrarot-Ausstattung völlig unterlegen. Die Israelis hielten aber 3 Tage ohne Essen und Trinken den Angriffen stand. Der in Israel verehrte Panzerkommandant Kalahari schaffte es dann mit der 77. Panzerdivision mit einem Gegenangriff im „Tal der Tränen – OZ 77“ die Syrer zurückzudrängen und den Angriff damit niederzuschlagen. Seitdem gab es an dieser Grenze keine Angriffe mehr, jedoch „verirrten“ sich in den letzten Monaten wieder Raketen der syrischen Armee , die angeblich auf die an der Grenze lebenden Aufständischen gerichtet waren. Als ob die Natur dieser kriegerischen Umgebung trotzen will, blühten Krokusse auf dem Golan… Über den Jom-Kipur Krieg sahen wir uns in dem mit 1650 Meter höchst gelegenen Kibbuz El-Rom, der im Krieg von 1973 zerstört und danach von 60 Mitgliedern wieder aufgebaut wurde, einen interessanten Film mit Originalbildern und -ton an.

Syrien ist ca. halb so groß wie Deutschland und hat 22 Mio. Einwohner, davon sind 97% Moslems (Suniten 75%, Shiiten und Alliviten 13%). Der Syrische Regierungschef Assad gehört zu den Alliviten.

Nach dem Besuch des Tals der Tränen fuhren wir durch 4 syrische Dörfer auf israelischem Boden, die von Drusen bewohnt werden. Diesen war vom Staat Israel die israelische Staatsbürgerschaft angeboten, aber aus Sorge, dass die Golanhöhen irgendwann wieder zu Syrien gehören könnten und sie dann verfolgt bzw. getötet werden könnten, abgelehnt. Die Drusen gehören zu einer Religion die Anfang des 11. Jahrhunderts in Ägypten entstand. Drusen wurden dort verfolgt. Bei dem Drusentum handelt es sich um eine Geheimreligion die 40 Jahre offen für alle war, heute wird jedoch nur Druse, wer Drusen als Vater und Mutter hat. Die Drusen tragen Schwarze Kleidung und weiße Kopfbedeckung. Sie haben keine Kirchen oder Moscheen. Gebetet wird in Privathäusern. Die drusische Religion verfügt über Geheimbücher, die nur von denjenigen gelesen werden die religiös sind. Z.Zt. gibt es auf der Welt ca. 1 Mio. Drusen. Die Drusen lebten zunächst in den libanesische Bergen, später siedelten sie auch in Syrien und Israel auf dem Karmelberg und Galiläa. Drusen glauben an Seelenwanderung: Wenn ein Druse stirbt wandert die Seele in ein neugeborenes Kind. In den 4 syrische Drusendörfer auf den Golanhöhen leben ca. 17500 Drusen. Die Drusenfahne ist überallgleich: rot, weiß, grün, blau und gelb für die 5 Propheten. Es ist eine eigene Entscheidung bei den Drusen ob und wann man religiös wird. Heute leben die Drusen mit Masse von großen Apfelplantagen, deren schmackhaftes Produkt wir probierten. Auf der Fahrt konnte man auch eine riesige Festungsruine des ASSASINER-Ordens sehen. Dieser war zur Zeit der Kreuzzüge für seine „Auftragsmorde“ im gesamten Land bekannt und wurde häufig von den Kreuzrittern „gebucht“.

Unterwegs hielten wir noch einmal im Nationalpark Dan an. Durch diesen führt der Fluß DAN, der einzige Fluß mit Quelle und Verlauf in Israel. Eine Wanderung entlang am Flußlauf, bei dem u.a. Feuersalamander den Weg kreuzten, sorgte für etwas Abwechslung.

Anschließend ging es zum nördlichsten Kibbuz der Welt, Misgav-Am, der direkt an der Grenze zum Libanon liegt. Die Hisbollah unterhält in Sichtweite des Kibbuz einige Stellungen, so dass eine ständig Bedrohungslage besteht. Deshalb gibt es in dem Kibbuz 29 Bunker, in dem die ca. 300 Bewohner Zuflucht finden können. UN-Truppen patrolieren an der Grenze. Trotzdem kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Der Kibbuz Misgav-Am lebte früher auch vom Apfelanbau. Heute werden Weintrauben, Mandeln, Pfirsiche und Grapefruit anbebaut sowie Hühner für die Fleischproduktion gezüchtet. Unser Gastgeber vom Kibbuz, Josef Abas, der uns in die z.T. auch sehr traurige Geschichte des Kibbuz einwies, präsentierte uns zum Abschluss an unseren Rundgang an den Grenzanlagen und durch den Kibbuz noch eine Überraschung: das größte Flaschenöffnermuseum Israels in dem er mittlerweile einige tausend unterschiedliche Flaschenöffner aus 147 verschiedenen Staaten (einer kommt sogar aus dem Vatikan) katalogisiert und ausgestellt hat. Unsere Reisegruppe war durch unseren Reiseleiter Sven Hüber im Vorfeld gebeten worden Flaschenöffner als Gastgeschenk aus Deutschland mitzubringen. So wurden von uns ca. 100 verschiedenen Öffner an Josef übergeben, wodurch Deutschland nunmehr die Länderwertung anführen müßte! Auf der anschließenden einstündigen Busfahrt wurden wir von Jalon und Sven auf den am Abend beginnenden Shabbat vorbereitet. Der Shabbat beginnt am Freitag Abend und dauert bis zum Abend des Samstags und hat verschiedenen Regeln: die Frau zündet beim Shabatteingang 2 Kerzen an. Alle Männer über 13 gehen in die Synagoge zum Beten. Nachdem sie wiederkommen wird das Shabbatgebet gesprochen und der Wein und das Brot gesegnet. Danach wird gegessen und zum Abschluß ein Dankgebet gesprochen. Während des Sabbats darf nicht gekocht und kein elektrisches Licht benutzt und keine Knöpfe betätigt werden. Fahrstühle laufen deshalb z.B. im „Sabbatmodus“ automatisch und halten in jedem Stockwerk. Deshalb gibt es morgens auch nur vorgekochten Kaffee. Das Essen wird ebenfalls vorgekocht und nur erwärmt. Shabbatt beginnt beim Sonnenuntergang und endet, wenn 3 Sterne am Himmel sind. Die Zeiten werden auch in der Zeitung veröffentlicht. Der Geschlechtsakt am Shabbat ist dringendst erlaubt!
Am Sonnabend begann dann unsere „Reise nach Jerusalem“ mit einigen Zwischenstationen. Zunächst einmal besuchten wir den Berg der Seligpreisungen mit einem wundervollen Ausblick auf den See von Tiberias. Hier hat Jesus auch die Bergpredigt vor 5000 Gläubigen gehalten. Im Mathäus Evangelium 5-12 wird dies fogendermaßen beschrieben: „Selig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelsreich. Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen. Selig die hungern und dürsten nach der Gereechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. Selig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen. Selig, die verfolgt werden um der Gerechtigkeit Willen, denn ihrer ist das Himmelsreich. Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und euch alle Böses lügnerisch nachsagen um meinetwillen. Freut euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel. Denn so haben sie auch die Propheten vor euch verfolgt.“ Da in dieser Gegend zahlreiche „Wunder“ stattgefunden haben, konnten wir zu Fuß den Berg hinab zum Platz der wundersamen Brotvermehrung gehen, wo Jesus 5000 Gläubige satt gemacht hat. Auch zu Fuß konnten wir von dort aus die Kirche des heiligen St. Petrus erreichen. An dieser Stelle hat Jesus seinen Apostel Simon genannt Petrus quasi zum ersten Papst gemacht, nach dem er ihn 3 Mal fragte, ob dieser ihn liebe. Mit den Worten „Weide meine Schafe“, Joh 21, übertrug er ihm die Aufgabe. In der Nähe der Kirch ist ein Plakat mit den Bildern aller Päpste seit Petrus ausgestellt. In einem Restaurant direkt am See Genezareth aßen wir zu Mittag den nur dort vorkommenden „Petrusfisch“, eine Barschart. Danach besuchten wir Capharnum, den Ort an dem Jesus gelebt hat. Hier hat einmal der Apostel Petrus gewohnt. Jesus zog in dessen Haus, woraufhin Petrus zu seiner Schwiegermutter zog. Ausgrabungen zeigen unter der dort errichteten Kirche die erhaltenen Mauern von Jesus Wohnhaus. Durch den Ort Tiberias führte unsere Fahrt dann nach Jerusalem. Dort machten wir zunächst Quartier in unserem Hotel für die nächsten 3 Nächte, dem PRIMA KINGS-Hotel. Um 20.30 Uhr, nach einem ausgezeichneten Abendessen, fuhren wir zur Davidszitadelle. Dort erlebten wir eine fantastische Licht- und Soundshow „Nightspectularshow“). Die Geschichte Israels wurde an die Mauern der Davidsburg projiziert. So konnte man die unterschiedlichen Epochen und Einflüsse, die diese Stadt über tausende von Jahren erlebt hat, in 45 Minuten nachempfinden. Nach der Show bummelten wir durch das armenische Viertel der Altstadt bis zu einem Übersichtspunkt, von dem aus man die Klagmauer einsehen kann. Der Zugang zur Klagemauer ist, nach Männern und Frauen getrennt, 24 Stunden am Tag geöffnet. Hunderte von Gläubigen nähern sich dort dem Heiligsten des Heiligen, dass in dem 1. Tempel, auf dessen Grundmauern heute der Felsendom steht, aufbewahrt wurde, an und sprechen dort mit dem Gesicht an der Mauer ihre Gebete. Von dort ging es zu Fuß zur neuen Altstadt. Da ja der Shabbat beendet war, feiern besonders die jungen Israelis bis zum Morgengrauen, obwohl der Sonntag ja eigentlich ein normaler Arbeitstag ist. In hunderten von Bars und Clubs wird jede Menge Alkohol verzehrt. Fußballübertragungen finden überall statt und so konnte ich auch in Jerusalem das 5:0 Von Bayern München über Hannover 96 feiern. Starke Polizeipräsenz ist an diesem Abend in diesem Viertel festzustellen, da es aufgrund des hohen Alkoholkonsums schon häufig zu Ausschreitungen kam.


Am Sonntag Morgen startete frühzeitig unser Programm, da neben einem Besuch der Israelischen Grenzpolizei als Extrapunkt ein Besuch von Bethlehem eingeschoben wurde. Zunächst ging es zur Aspromenade, von der man einen tollen Blick auf die Jerusalemer Altstadt und den Ölberg hat. Bei der israelischen Grenzpolizei wurden wir vom stellvertretendem Kommandanten des Abschnittes nach Bethlehem begrüßt. Die israelischen und palästinensischen Stadtteile werden von einer bis zu 8 Meter hohen Mauer getrennt. Eine Straße verläuft quasi als Tunnelstraße durch das palästinensische Gebiet. Die Mauer ist deshal so hoch, damit ein Überschießen von Häusern aus verhindert wird. Die Grenze ist durch technische Überwachungsanlagen rund um die Uhr gesichert. Auf Monitoren mit Normalbild und Wärmebidlkamera wird jeder Zentimeter im Grenzgebiet überwacht. Eine Besichtigung des Grenzübergangs nach Bethlehem schloss sich an. An diesem Grenzübergang passieren täglich ca. 8000 Palästinenser die Grenze. Nur mit speziellen Grenzübertrittspapieren, die man nur unter besonderen Voraussetzungen wie z.B. Arbeitsstelle erhält, ist der Übergang gestattet. An islamischen Feiertagen passieren bis zu 80000 Palästinenser die Grenze. Es gibt in Jerusalm sogar israelische Siedlungen wie Gilo, die in palästinensischem Gebiet, wie eine mit einer Mauer umbaute Insel liegen… Wir selbst konnten dann mit unserem Reisebus, ohne unseren Reiseführer Yalon, der in diesem Gebiett bei der Armee war und deshalb aus Sicherheitsgründen nicht die palästinensischen Gebiete betritt, den Grenzübergang nach Bethlehem ohne Probleme überqueren. Durch Bethlehem und in die Geburtskirche führte uns der christliche Palästinenser Kemal, der gut Deutsch sprach, und dessen Mutter Faten Mukarker bereits ein Buch über das Leben von christlichen Palästinensern in Israel geschrieben hat. Bethlehem hat ca. 11000 Einwohner, von denen nur 1,3% Christen sind, deren Leben dort auch nicht unproblematisch ist. Der Ort lebt vom Tourismus und der Olivenölherstellung (angeblich das Beste der Welt). Dort fuhren wir zur Geburtskirche Jesus. In eine Grotte in der Geburtskirche weist ein 14-zackiger Stern darauf hin, an welcher Stelle Jesus Krippe gestanden hat, die Kreuzritter später mit nach Rom genommen haben. In der Geburtskirche Jesus gibt es auch noch die Kirche der Heilige Katharina und des Heiligen Hyronimus, der dort über Jahrzehnt die Bibel übersetzte. In dieser Kirche sangen wir gemeinsam das Weihnachtslied „Oh du fröhliche“. In der Nähe der Geburtskirche gibt es auch noch die sogenannte „Milchgrotte“. Als Maria mit dem kleinen Jesus flüchten mußte, da Herodes angeordnet hatte alle kleinen Jungen zu ermorden, soll sie aus ihrer Stillbrust einen Tropfen Milch verloren haben. An der Stelle, an der dieser zu Boden tropfte, steht heute eine Kirche zu der besonder Fraueb pilgern, die angeblich keine Kinder bekommen können. Nach ihrer Pilgerfahrt dorthin und dem Genuss von einem mit dem Boden von diesem Ort zubereiteten Getränk, sollen viele dieser Frauen jedoch fruchtbar gewesen sein… Nach dem Einkauf in einem christlichen Bazar und einem Döner- und Fallafelessen beim christlichen Palästinenser schloss sich ein Besuch von Yad Vashem an. Yad Vashem ist die zentrale Gedenkstätte zur Mahnung an die Geschehnisse des Holocust und befindet sich auf dem Jerusalemer „Berg des Gedenkens“. Dort wird das Vermächtnis der Opfer und die Erinnerung der Überlebenden für die kommenden Generationen aufbewahrt und versucht „den Opfern ein Gesicht zu geben“. Ich war tief beeindruckt von der Ausstellung. Jeder Deutsche sollte sie nach meiner Auffassung gesehen oder sich zumindest mit der Thematik beschäftigt haben. Besonders erschütternd fand ich das „Childrens Memorial“, in dem den 1,5 Mio. im 3. Reich getöteten jüdischen Kindern gedacht wird. Nach dem Abendessen schloss sich noch eine Informations- und Diskussionsrunde mit dem Pressesprecher der israelischen Armee, Arye Sharuz Shalicar, statt. Arye ist gebürtiger Iraner und in Deutschland in Berlin aufgewachsen. Über seine Jugend im problembelasteten Berliner Stadtteil Wedding hat er ein Buch mit dem Titel „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ verfasst. Arye konnte hautnah über die Geschehnisse im Gazastreifen berichten, da er während des Konfliktes, wie es die Israelis nennen, die gesamte Zeit direkt vor Ort gewesen ist. Nach seiner Auffassung war das Vorgehen der Israelis absolut notwendig, das seitens der Hamas seit mehreren Jahren im Schnitt täglich 3 Raketen auf die grenznahen jüdischen Gebiete abgefeuert werden, die israelische Bevölkerung dort in Angst und Schrecken lebt und dies nicht länger hinnehmbar war. In dem Konflikt wurden von israelischer Seite in den 7 Tagen 1500 Ziele der Hamas im Gazastreifen attackiert. Dabei gab es ca. 150 Tote, bedauerlicherweise auch bei der Zivilbevölkerung, wobei ca. 2/3 der Opfer der Hamas angehörten. Die Israelis selbst hatten 5 Tote zu beklagen. Den Waffenstillstand hält Arye für ein wenig Makulatur, da beide Seiten sich als Sieger fühlen und auch nach der Unterzeichnung seitens der Hamas noch 3 Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert wurden. Trotzdem wird begrüßt, dass keine Bodentruppen eingesetzt wurden, da dies zu erheblich mehr Verlusten auf beiden Seiten geführt hätte.

Das Programm am Montag begann sehr früh, da bereits für 07.40 Uhr die Besichtigung des Tunnels an der Klagemauer terminiert war. Dieser Tunnel, der entlang der Westmauer von Jerusalem, die für die damalige Zeit in unglaublicher Höhe und Breite unter König Herodes errichtet wurde (einer der Steine ist 13 Meter lang und 5 Meter hoch und so schwer wie 200 Elefanten) führt den Besucher in tiefe Vorzeit zurück und ist sehr beeindruckend. Er wird auch als Gebetsstätte genutzt, weil dort auch die nächste Stelle zu dem heiligsten Heiligtum aus dem 1. jüdischen Tempel ist. An die Oberfläche Jerusalems kommt man wieder an dem Ort, wo einst der Palast von Pontius Pilatus gestanden hat und Jesus zum Tode am Kreuz verurteilt wurde. Von hier aus führt über die Via Dolorosa, die alte römische Straße durch Jerusalem, auch der Kreuzweg mit seinen 14 Stationen. Jede einzelne Station ist gekennzeichnet und wird heute von vielen Pilgern beschritten. Der Kreuzweg endet an der Grabeskirche. Diese Kirche wird von 6 verschiedenen Konfessionen genutzt, was immer wieder zu Spannungen teilweise sogar zu Ausschreitungen führt. Wir konnten vor der Grabeskirche Zeuge einer Prozession verschiedener Konfessionen werden. Auch diese Kirche, die auf dem Berg Golgotha auf verschiedene Ebenen erbaut ist, ist sehr beeindruckend. In einem Teil ist unter einem Altar durch einen goldenen Ring die Stelle markiert, an dem Jesus Kreuz gestanden haben soll. Zahlreiche Gläubige kriechen unter den Altar und küssen diese Stelle. Auf dem Weg in einen anderen Teil der Kirche, wo man den Felsen des Steinbruchs Golgotha sehen kann, sind quasi als Graffities von den Kreusrittern hunderte Kreuze in die Wand geschlagen. Von dort aus kommt man dann zu einem Riss in dem Fels, durch den Jesus Blut auf Adams Grab getropft sein soll, wodurch die Erbsünde gesühnt wurde. Ein Familiengrab in einem Fels schließlich könnte Jesus Grab gewesen sien. Es wird in einem Bereich der Kirche jedoch heute unter einem „Kiosk“ dargestellt, den hunderte von Gläubigen mit stunenlanger Wartezeit besuchen. In der angrenzenden nächsten Kirche ist durch einen Hocker der „Nabel der Welt“, für den Jerusalem gehalten wurde, symbolisiert. Von der Grabeskirche führte unser Weg zunächst einmal zum österreichischem Hospiz, in dem unter den Augen von Kaiserin Sissi Apfelsstrudel, Sachertorte, Wiener Schnitzel etc. genossen und ein toller Blick von der Dachterrasse ermöglicht wird. In kleinen Gruppen wurde anschließend die Jerusalemer Altstadt unsicher gemacht. Zunächst einmal führte mich mein Weg dabei zur Klagemauer, der „Westmauer“ des alten Jerusalems unterhalb des Tempelbergs. Ein wahnsinniges Gewusel mit einer tollen Stimmung herrscht dort. Tausende von Gläubigen beten, nach Männern und Frauen getrennt, direkt vor der Klagemauer. Viele hinterlassen einen Zettel mit ihren Wünschen. Auch ich habe einen Zettel dort in eine Wandfuge der Klagemauer gesteckt… Überall auf dem Platz vor der Klagemauer finden „Barmitswa-Feste“ statt. Dies sind Feiern, ähnlich unserer Konfirmation, bei denen die 13-jährigen Judenjungen das erste Mal aus der Tora vorlesen dürfen. Die gesamte männliche Familie ist dabei und zieht teilweise mit Musik und Gesang an die Klagemauer. Nahe des Zauns, hinter dem auf Stühlen die Frauen das Geschehen beobachten und Bonbons herüberwerfen, findet die feierliche Zeremonie mit Rabbis, Gebetswürfeln und -bändern etc. statt. Von dort aus ging es durch die verschiedensten arabischen und armenischen Bazare, die Shuks. Dort findet man von Schmuck, Bekleidung, Essen, Andenken, Gewürzen, Religionsutensilien, CD´s etc. alles was das Herz begehrt. Man ist quasi verpflichtet dort beim Einkaufen auch zu handeln, denn selbst wenn man nur die Hälfte des ursprünglich verlangten Preises zahlt, wurde man vermutlich schon übervorteilt. Einen Steinwurf von der Grabeskirche entfernt steht die lutherisch reformierte Erlöserkirche. Die Kirche selbst ist verhältnismäßig schmucklos, wenn man aber die 178 Stufen des Kirchturms durch die enge Wendeltreppe erklimmt, eröffnet sich einem der vielleicht beste Blick auf die Jerusalemer Altstadt! Durch die Einkaufs-Mall am Jaffa-Tor ging es zurück zum Hotel. Die Laufschuhe wurden geschnürt und meine ca. 9 km lange Joggingrunde führte mich durch den Ben Gurion-Park, der unterhalb der Knesseth liegt. Viele Gleichgesinnte und auch Fitnesssportler in einem „Freiluft-Studio“ habe ich dort angetroffen. An unserem letzten Abend fand im Hotel unser Abschlussabend statt. Bei Wein und Knabbereien wurde sich noch einmal über das Erlebte ausgetauscht. Alle waren sich einig: Israel ist ein wunderschönes, abwechslungsreiches, leider politisch unsicheres Land und niemand hatte die Teilnahme an der Bildungsreise bereut! Ein besonderes Lob ging an Yalon und Sven, wegen des toll zusammengestellten Programms und ihren ausführlichen Erläuterungen an allen besuchten Orten, die einen selbst das morgendliche „Klatschlied Hava Nagila Hava“ ertragen ließen und auch die excelenten Fahrkünste von Diab bei nicht immer einfachen Straßenverhältnissen fanden großes Lob. Viele TeilnehmerInnen haben durch diese Reise Appetit auf mehr bekommen und könnten sich vorstellen auch privat einmal Israel zu bereisen!

Am letzten Tag nutzten einige TeilnehmerInnen die Zeit bis zur Abfahrt um 12.00 Uhr und besuchten noch den Tempelberg. Wenn man die Kontrollen am Eingang durch die islamischen Wächter hinter sich gebracht hat und auf dem Holzweg, über den „Nichtgläubige“ das Plateau erreichen müssen geht, beeindruckt einen dort die Größe der ElAkba-Moschee, der wichtigsten islamischen Moschee nach Mekka und Medhina, und des Felsendoms. Auf der großen Fläche, die zu islamischen Feiertagen von zigtausenden Gläubigen gefüllt ist, sitzen nach Männer und Frauen getrennte Gruppen und lesen aus dem Koran. Eine große „Fußwaschanlage“ ermöglicht ihnen auch das gereinigte Beten in der Moschee. In dem Felsendom soll ein Stein sein, in dem der Hufabdruck des Pferdes mit dem Mohammed zu gesprächen mit Jesus und Adam in den Himmel geritten ist, zu sehen ist. Wir verließen den Tempelberg durch das „Damaskus-Tor“ und fuhren mit der einzigen Straßenbahn Jerusalems zum Jehuda-Markt. Dies ist der Markt, wo auch die Einheimischen einkaufen und es gibt nicht den Nepp wie in den Araber-Bazaren. Die Dinge des täglichen Gebrauchs sowie Obst und Gemüse (frische einheimische Erdbeeren am 27.11.) werden hier angeboten. Zu Fuß ging es durch die neue Jerusalemer Altstadt zum Hotel, von dem uns um 12.00 Uhr der Bus zum Flughafen Tel Aviv bringen sollte. Unterwegs hielten wir noch vor der Knesseth. Knesseth ist der hebräische Name für Versammlung. Traditionsmäßig gehören ihr 120 Mitglieder an. Auch die weiteren Regierungsgebäude Israels befinden sich in der Nähe.

Am Morgen des Freitag ging es auf die Golanhöhen

Martin Schilff
Martin Schilff
Vor der Knesseth steht eine große bronzene Menora, der traditionelle jüdische 7-armige Leuchter. Dieser wurde dem Staat Israel von der britischen Regierung geschenkt. Auf der Menora sind die 10 Gebote, die Entstehungsgeschichte Israels sowie das wichtigste jüdische Gebet, Shma-Israel, eingearbeitet. Vorbei an der Straßenbahnbrücke, die der Harfe Davids nachempfunden und von Yalon liebevoll „Stinkefinger“ genannt wird, ging es nach Tel Aviv. Aufgrund der ständigen Sicherheitsklage muss man 3 Stunden vor Abflug beim Check In sein.

Die Kontrollen verliefen aber auch wegen Sven´s Voranmeldung der Gruppe problemlos. um 16.30 Uhr starteten wir dann mit AirBerlin Richtung Berlin-Tegel, wo wir pünktlich um 20.10 Uhr landeten.

Eine wunderbare Bildungsreise, die trotz der anfangs angespannten Lage, von der man im Land selbst und bei dessen Bevölkerung überhaupt nichts merkte, ohne irgendwelche Zwischenfälle verlief, mit einer trotz der Größe sehr harmonischen und disziplinierten Gruppe, in der sich auch einige Bekanntschaften entstanden.

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