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Outdoorreise 2014

Achat, schtajim, schalosch…

Unser Beduinenzelt in Nizzana
Ein Reisebericht von Isabell Hildebrand

… und los geht der aufregende 8-Tages-Outdoor-Trip mit der GdP ins Heilige Land Israel.

In Tel Aviv angekommen wurden wir direkt von unserem Reisebegleiter Yalon Graeber in Empfang genommen. Nachdem wir unser Gepäck schulterten und im Entenmarsch den Bus aufsuchten, der unser treuster Reisebegleiter bis (fast) zum Ende sein sollte, war der erste kulturelle Bildungs-Stopp im jüdischen Museum der Universität Tel Aviv, Beth Hatefutsot.

Das besondere an diesem Museum der jüdischen Diaspora und des jüdischen Volkes ist der inhaltliche Aufbau. Denn dieser ist nicht wie üblich zeitlich chronologisch vom Urschleim an, sondern nach Themengebiete geordnet. Es zeigt die jüdische Geschichte, Gegenwart und Zukunft in den Teilgebieten Familie, Religion, Gemeinschaft, Kultur, Zusammenleben der Nationen und die Rückkehr nach Zion.
Nach einem Snack in der überaus ansprechenden und schmackhaften Cafeteria setzten wir unsere Reise von Tel Aviv in Richtung Süden in die Negev-Wüste fort und erreichten unser erstes Camp in Nizzana, nahe der ägyptischen Grenze.

Den eigentlich vorgesehenen Schlafplatz am Toten Meer konnten wir aufgrund von schweren Regenfällen und Überschwemmungen nicht anfahren und so übernachteten wir alle für die nächsten zwei Tage in einem großen Beduinenzelt in der Wüste. Das erleichterte und beschleunigte das Kennenlernen untereinander ungemein… Denn wenn die getragenen Socken des noch fremden Bettnachbarn neben der eigenen Matratze liegen oder die Schnarchgeräusche vom Nebenmann einen durch die Nacht begleiten, schwindet das Fremdsein ganz von alleine.
Das erste Abendessen war dann von jedem heiß ersehnt. Schließlich eilte Hannahs Ruf ihrer eigentlichen Kochkunst meilenweit voraus. Und was dann auf den Campingtischen mit weißer Tischdecke und Porzellantellern serviert wurde war ein Traum! Es war für jeden etwas dabei: bunte Salate, Kartoffeln in Tomatensugo, Reis, Hühnchenschnitzel, Fisch an Koriander (oder für den einen oder anderen Koriander mit Fisch) und als Nachspeise frisches Obst. Die Teller waren voller beladen als der Magen es letztendlich zuließ. Am Lagerfeuer ließen wir bei einem Gläschen Wein oder einem Döschen Bier den ersten Tag Revue passieren.

Am Montag bereiteten wir uns auf den Höhepunkt der Reise vor, der aber erst gegen Ende der acht Tage stattfinden sollte. Wegen der ungewöhnlichen Wetterlage war das geplante Programm am Toten meer nicht durchführbar. Wir fuhren statt dessen an den Ramon-Krater – ein imposanter Ort! Von dort aus hatte man einen wahnsinnigen Ausblick. Da diese Art von Krater nur in Israel vorzufinden ist, war dies ein einmaliges Spektakel für jedermann.
Aber nur Angucken und Staunen war nicht, also haben wir Robert und sein Team kennengelernt. Nach einer kurzen Einweisung legten wir Geschirr und Helme an und teilten uns in Gruppen auf.
Ein Teil seilte sich etwa 30 m in den Krater, der andere versuchte sich am Hinaufkraxeln an der Felswand.
Diese Trockenübung (im wahrsten Sinne des Wortes) half denen, die das Abseilen vorher nur aus Film und Fernsehen kannten, ungemein. Denn später, am vorletzten Tag, sollte das Ganze etwas nasser vonstatten gehen.
Apropos nass: das Abseilen war mitnichten das Einzige an diesem Tag. Nachdem alle mehr oder weniger galant den Krater bezwungen hatten, durften wir ein Bad im Toten Meer nehmen.
Eine englische Abschlussklasse sorgte am Strand für den entsprechenden musikalischen Rahmen und wir versorgten unsere Schrammen und Kratzer vom Abseilen im warmen Salzwasser. Für Kühlung sorgte ein Bier, das sich bequem im Liegen im Wasser schlürfen ließ.

Abends im Camp wartete Hannah bereits mit einem traditionsreichen Menü auf uns und unsere knurrenden Mägen.

Hannah versorgte uns köstlich!
Es gab Shakshouka, eine Gemüsepfanne mit gestockten Eiern oder wie es am Essensausgabetisch verglichen wurde: „Lecker, is´ ja wie saure Eier!“.

Der nächste Tag startete früh, denn wir wollten zu einer Mountainbike-Tour durch die Wüste Negev aufbrechen und ohne Sonnenstich wieder im Camp ankommen.
Durch unseren Bike-Guide wurden wir über einige Bauwerke am Wegesrand informiert. So haben wir einen Halt an einem alten Krankenhaus gemacht und die Höhlen bewundert, die vor einiger Zeit zur Kühlung von Getränken und Lebensmitteln dienten.
Anschließend führte unser Ausflug uns zu einem Militärstützpunkt und Grenzübergang an der israelisch-ägyptischen Grenze. Die Offiziere der israelischen Armee IDF gaben uns eine Einweisung in die Sicherheitslage an der Grenze zu Ägypten und dem Gaza-Streifen, zu dem Agieren von Beduinen-Schmugglern und Terrorgruppen auf dem Sinai, aber auch zu den vielen Flüchtlingen, die versuchen, aus Afrika über den Sinai nach Israel, das erste wetsliche Land hinter Afrika, zu kommen.

Am Dienstag hieß es dann Campwechsel. Also wurden Schlafsäcke gerollt, Taschen gepackt und „vay Nizzana, shalom Shirat-Hamidbar!“ (oder so ähnlich) gerufen.
Bei Shirat-Hamidbar handelt es sich um eine Kräuterfarm, die sich u.a. um die Begrünung der Wüstengegend nach dem alten Traum Ben Gurions, die Wüste zum Blühen zu bringen, kümmert. Dies setzen die Mitarbeiter der Farm durch den Anbau von verschiedenen Obst- und Gemüsesorten, Kräutern und Gewürzen um. Wir erhielten eine Führung durch den Garten und einen Einblick in die heilsame Wirkung der Pflanzen und so manche Schwierigkeit, die es beim Anbau von Früchten zu bewältigen gab. Denn wer möchte eine Traube zu Wein verarbeiten, die durch die salzige Bewässerung komplett ungenießbar geworden ist?
Bevor wir zu unserem nächsten Schlafplatz gelangten, hielten wir bei Orlias Farm. Die Besitzerin Orly lebt dort gemeinsam mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern im Nirgendwo der Wüste und produziert Arganöl. Normalerweise wachsen diese Bäume nur in Marokko, denn dort sind die Witterungsverhältnisse für die Gewächse ideal. Allerdings beweist Orly, dass es auch in der israelischen Negev-Wüste funktioniert.
Neben ihrer einzigartigen Tätigkeit auf der Farm, ist Orly als einzige Frau im Wüstenrettungsteam der israelischen Polizei tätig. Diese Teams arbeiten eng mit der Polizei zusammen und bergen verletzte oder verirrte Wüstenwanderer, denn sie kennen sich besser als jeder andere in den trockenen Gebieten aus.
An Orlys Seite starteten wir bei Einbruch der Dunkelheit eine Negev-Wanderung. Die Taschenlampen konnten getrost in der Tasche bleiben, denn der Mond spendete genügend Licht.
Eine Ruhepause, mit Blick gen Sternenhimmel, gönnten wir uns in einer „Lichtung“. Dort wurde einem noch einmal mehr bewusst, in welch unruhiger, lauter und ständig beleuchteter Umgebung wir Europäer normalerweise leben. Denn die Stille und das Mondlicht wirkten in ihrer Intensität extrem beeindruckend.
Zurück im Wüsten-Camp am Nachal Zin, dem zu dieser Jahreszeit ausgetrockneten Zin-Fluss, ging es diesmal ungeduscht in den Schlafsack, denn die Wüste bietet eher selten Wasser- und Abwasserleitungen für die tägliche Körperhygiene.

Aufstehen mit Sonnenaufgang in der Wüste, Camp abbauen, Frühstücken und los. Um für den Tagesausflug nach Jerusalem gut duftend und angezogen gewappnet zu sein, wurden für uns unterwegs extra zwei Appartements reserviert. Jeder huschte schnell unter die Dusche und weiter ging die Fahrt mit Ziel Yad Vashem.
Die Gedenkstätte zur Erinnerung an die nationalsozialistische Judenvernichtung stimmte jeden nachdenklich, insbesondere das Denkmal für die ermordeten Kinder wurde durch einfache Mittel eindrucksvoll dargestellt. Yad Vashem gehört mit Sicherheit zu den eindrucvksvollsten Bildungspunkten der Reise.
Nach dem Museumsrundgang sollten wir nun auch die Hauptstadt des Heiligen Landes begutachten können. Unsere Reisebegleiter Sven und Yalon ließen uns wiedermal von ihrem umfangreichen Wissen kosten. Wir besichtigten die verschiedenen Viertel der Stadt, liefen auf den Pfaden Jesu und besuchten die Grabeskirche mit dem Nabel der Welt.
Danach trennten sich die Wege der Gruppe. Der Großteil kam zur Stärkung in den Genuss eines originalen Schawarmas über den Dächern von Jerusalem zusammen.
Anschließend blieb noch ein bisschen Zeit, um die Basare zu plündern und sein Geschick im Handeln zu testen.
Bei Anbruch der Dunkelheit war die Gruppe wieder verabredet. In der neuen Altstadt um die Ben-Yehuda-Straße saßen wir gemeinsam bei Bier, Wein, Cocktail oder Wasser mit einer Shisha und plauderten über das Gesehene.

Ein ganz besonderes Highlight bot uns die israelische Grenzpolizei in Beth Horon am nächsten Tag. Während erstklassig organisierter Vormittagsstunden wurden uns Vorträge über die verschiedenen Einsatzgebiete der Polizei, Tarnungsmöglichkeiten und Waffen gehalten. Als Höhepunkt wurde für uns eine leicht ausschreitende Studentendemonstration mit möglichen „Gegenantworten“ der Polizeibeamten inszeniert.

Pünktlich 12 Uhr überraschten uns die Israelis mit einem unglaublichen Mittagessen.

Zu Gast bei unseren Freunden von der israelischen Grenzpolizei in Beth Horon

Es gab Brot mit Hummus, Tomatensalat, gebratene Auberginen, Kichererbsen in Tomatensoße und Fisch. Und als man dachte, das Menü wäre zu Ende, servierten uns die Polizei-Köche Hammelfleisch auf Zimtspieß, gefüllte Hühnerbrust, Kartoffeln, Reis und als Dessert Obst und Kaffee.
Gestärkt und beeindruckt verabschiedeten wir uns von den israelischen Kollegen und fuhren an den Jordan zur Taufstelle Jesu. Es gab Mutige, die es wagten in dem Wasser zu baden, der Rest begnügte sich mit nassen Füßen oder gefüllten Wasserflaschen für zukünftige Taufen zu Hause.
Als letzte Etappe erreichten wir die Insel des Friedens an der Grenze zu Jordanien. Doch die Hitze machte uns allen zu schaffen und wir freuten uns auf die klimatisierte Rückfahrt in unser neues Camp im Norden.

Freitags durften wir dann die – am Ramonkrater ausprobierten – Abseilübungen
im kühlen Nass durchführen. Nach einer einstündigen Wanderung durch die trockenen Landstriche des Nationalparks am Fluss Zavitan auf dem Golan, tat der Sprung vom etwa 3 m hohen Fels ins Wasser richtig gut. Danach seilten wir uns wieder ab, um die nächste Etappe zu erreichen. Es gab so viel schöne Natur zu beobachten, dass die Zeit wie im Fluge verging.
Das Abseilen im Wasserfall fiel dann leicht, schließlich waren alle geübt.
Die nassen Klamotten trockneten schnell von selbst, denn die restliche Wanderung wurde von heißen Sonnenstrahlen begleitet.
Am Bus hielt der Busfahrer ein Picknick für uns bereit. Neben saftigen Melonen, gab es Couscoussalat und frisch aufgebrühten Kaffee.

Der letzte aktive Tag brach an und führte uns in den nördlichsten Kibbuz Israels, nach Misgav Am. Dort saßen wir gespannt an der libanesisch-syrischen Grenze und hörten einem dortigen Anwohner, Jodeph Abbas zu, wie er das Leben in dieser Grenzgegend empfindet. Von Angst war hier keine Spur, was für uns – aus dem sicheren Deutschland kommend – kaum zu glauben war.
Ein Rundgang durch den Kibbuz ermöglichte einen Einblick in den Alltag der Israelis dort. Man hatte das Gefühl in einer sicheren Ferienanlage zu sein. Alles war schön hergerichtet, die Häuser wie Appartements angelegt. Erst der Sicherheitsbunker zum Schutz vor Raketen der Hisbollah ließ wieder daran erinnern, wo man sich eigentlich befand. Einprägsam war auch die Fahrt zur syrischen Grenze, die eigentlich eine Waffenstillstandslinie ist. Im Kibbuz El Rom und am Informationspunkt Oz 77 konnten wir uns über den Ym Kippur Krieg und die aktuelle Lage auf dem Golan informieren.
Nach diesem Besuch traten wir zur Wanderung vom Mount Hermon an. Der Weg runter an der Festung Nimrod vorbei war steinig und uns erwartete als Belohnung, wie sollte es anders sein, ein leckeres Mahl in einem libanesischen Restaurant. Zufrieden und satt begaben wir uns auf den Heimweg, der immer entlang des Flusses Banyas führte. Vorbei an Wasserfällen und Limettenplantagen erreichte die Gruppe (minus drei!!) den Campingplatz. Aber auch die verlorenen Nachzügler fanden die Zelte nach einer halben Stunde wieder, sodass wir uns abermals dem leckeren Abendessen von Hannah widmen konnten. Da es der letzte Abend für uns war, wurde besonders groß aufgetischt. Es standen scharfe Würste, Nudelsalate, frisches Brot, Gemüsesalate und andere Leckereien mit Koriander auf der Tafel.
Nach dem Essen hielten Sven und Yalon noch eine Überraschung für uns bereit. Ein Trommelkünstler ließ uns an seinem Können passiv sowie aktiv teilhaben und bot verschiedenste Trommeln dar.
Zur Feier des letzten Abends mischte der fleißige Küchenbursche Nitai ein typisch israelisches Getränk: er servierte einen eisgekühlten Arac mit Zitronensaft, Minze und Rohrzucker.
Bei warmen Temperaturen und Musik ließ es sich bis in die späte Nacht angenehm sitzen und plaudern.

Samstagmorgen waren alle mit Sack und Pack bereit für die Abreise, nur der Busfahrer flitzte aufgeregt hin und her. Der Bus wollte uns anscheinend noch nicht gehen lassen. Aber was wären Sven und Yalon nicht ohne Plan B? So wurde schleunigst ein Ersatzbus mit dazugehörigem Fahrer organisiert und wir konnten pünktlich den Rückflug vom Ben Gurion Airport nach Hause antreten und mit im Gepäck: lauter wunderschöne, abenteuerliche Erinnerungen und neue Freundschaften.

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