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Ist die FKS mit "ProFiS 2.0" auf dem Weg in die 1990er Jahre?

Das SPD-geführte Bundesfinanzministerium (BMF) verpasst der Bekämpfung von Arbeitsmarktkriminalität durch den Zoll einen weiteren deutlichen Dämpfer

Berlin.

Mit der Gründung der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) im Jahr 2004 hatte der Zoll zunächst die IT-Lösungen der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Schon damals reifte der Plan, die FKS auch mit einem neuen Datenbank- und Vorgangsverwaltungssystem auszustatten. Parallel zu diesen „Bemühungen“ wurde das mitgebrachte Programm im Rahmen der Möglichkeiten weiterentwickelt.

So ist die Software aus dem Jahr 2004 in der aktuellen Version noch in der Lage digital Daten mit der Rentenversicherung auszutauschen und die für die Beratung und Information der Politik notwendigen Zahlen und Fakten automatisiert zur Verfügung zu stellen. Auch der Schutz der Kolleginnen und Kollegen der FKS vor ungerechtfertigter Leistungsüberwachung durch Vorgesetzte war gewährleistet. Das zugegebenermaßen etwas altbackene bisherige Programm lief und läuft immer noch ohne große Fehler ziemlich zuverlässig, auch wenn es weit von den üblichen Standards anderer polizeilicher Erfassungssysteme zur Auswertung und Analyse von Kriminalität entfernt ist, die von Polizei und Zollfahndung seit Jahren genutzt werden.

Digitale Offensive des BMF endet in Strichlisten

Fehlerfrei, modern, schnell, übersichtlich. Diese IT-Ziele gehören mit ProFiS 2.0 wohl voraussichtlich der Vergangenheit an. Derzeit wird das neue FKS Programm in den Hauptzollämtern Erfurt, Münster und Nürnberg getestet. Die dort im Rahmen von 3-wöchigen Schulungen mit ihrer neuen Arbeitsumgebung konfrontierten Kolleginnen und Kollegen berichten der Gewerkschaft der Polizei (GdP), dass z. B. die statistische Auswertung der Arbeitsergebnisse seit 01.01.2020 mit Statistikzählblättern händisch auf Papier erfolgt. Eine Arbeitsweise, an die sich die „Altvorderen“ noch erinnern, von der sie aber hofften, dass sie endgültig der Vergangenheit angehört.

Der digitale Datenaustausch mit der Rentenversicherung wird erst gar nicht weiter geschult, weil das „Modul“ schlicht nicht funktioniert. Hier kommt dann eine der zahlreichen Notlösungen (sog. „Workaround“) zum Einsatz. Aber daran müssen sich die ProFiS 2.0 Anwenderinnen und Anwender sowieso gewöhnen. Das „Programm“ ist übersät mit großen und kleinen Fehlfunktionen, läuft ständig instabil, entschleunigt die Arbeit durch „Denkpausen“ und überrascht die Nutzer immer wieder mit neuen Ungereimtheiten und unerklärlichen Datenverlusten.

"Big Brother is watching you"

ProFiS 2.0 sammelt richtig viele Daten und mit den persönlichen Daten der Beschäftigten der FKS wird dann gleich der Anfang gemacht. So kann demnächst jeder mit Zugang zum „System“ den Teilzeitfaktor einer beliebigen Kollegin, eines beliebigen Kollegen in FKS-Deutschland abrufen. Wofür das erforderlich ist, weiß kein Mensch. Danach stellt man fest, dass jede Aktion der Anwenderinnen und Anwender protokoliert wird. Und dieses Protokoll ist dann auch wieder für jeden anderen ProFiS 2.0 Anwender zugänglich, einschließlich eines Datenexportes zu einer Tabellenkalkulation, damit die Analyse des Verhaltens des Kollegen automatisiert erfolgen kann.

Man kann nur hoffen, dass das BMF den Mut aufbringt im Interesse der Beschäftigten der FKS und im Interesse der Bekämpfung der Arbeitsmarktkriminalität die Pilotierung von ProFiS 2.0 ernsthaft zu evaluieren und die Fehler zu beheben bevor das Programm auf die ganze FKS ausgerollt wird.

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