Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2021
Polizei befürchtet schwindende Akzeptanz
Nach Sperrungen von Rodelpisten viel Unmut / Gewerkschaft: "Können keine Kreisgrenzen abriegeln"
Durchbrochene Straßensperren hätten "nichts mit zivilem Ungehorsam zu tun", sagt Mohrherr weiter. Das gelte auch für wichtige Zufahrtsstraßen, die zugeparkt seien, so dass es notwendig werde, den Notarzt mit einem Rettungshubschrauber zum Einsatzort zu bringen, wie es jüngst der Fall gewesen sei. "Hier ist die Grenze überschritten." Sollte sich durch die Pandemie eine Schwächung der Wirtschaft zeigen mit einer steigenden Arbeitslosigkeit und sozialen Nachteilen, sei das ein "Nährboden für Corona-Leugner, Querdenker und andere Agitatoren, die diesen Staat nicht wollen". Im Mittelpunkt der dann häufig folgenden Auseinandersetzungen stehe dann abermals die Polizei.
Sorge bereiten ihm auch die nächsten Wochen. "Je länger die Einschränkungen dauern, desto schwieriger wird das Verständnis in der Gesellschaft." Mit den nun abermals strikteren Restriktionen werde die Polizei "sicherlich noch mehr zu tun bekommen". Sie könne jedoch "keine Landkreise an den Kreisgrenzen abriegeln und kontrollieren, wer aus welchen berechtigten oder unberechtigten Gründen den 15-Kilometer-Radius verlässt", so Mohrherr. Derzeit gebe es zwei Landkreise mit Inzidenzen über 200. "Was aber, wenn es nur noch zwei Landkreise in Hessen gibt, die unter einem Inzidenzwert von 200 liegen? Personell gesehen, sind wir am Limit."
Das hessische Innenministerium teilte am Mittwoch mit, man sei sich der Tatsache bewusst, dass Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus "kontrovers diskutiert werden". Gleichwohl seien sie zur Bekämpfung des Virus alternativlos. Die Polizei trete weiterhin aktiv mit den Bürgern in den Dialog, "um das Verständnis für die notwendigen Verordnungen zu erhöhen".
isk.
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Autorin: Katharina Iskander, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.01.2021, Rhein-Main (Rhein-Main-Zeitung), Seite 34