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Es fing so gut an...

… mit dem neuen Jahr und dem neuen Vorstand. Wir trafen uns in Zella zu einer immer wieder verschobenen Klausur, der Landesbezirksvorsitzende war mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern dabei, so dass wir unsere vorgesehenen Themen weitestgehend bearbeiten konnten. Im Mittelpunkt stand die Diskussion um die Fortführung bzw. Wiederaufnahme der Bildungsangebote. Am Ende standen zwei Seniorenseminare unter Moderation der Seniorengruppe sowie ebenso zwei Veranstaltungen zur Vorbereitung auf den Ruhestand unter Federführung des geschäftsführenden Landesbezirksvorstandes. Inzwischen ist der Großteil der Seminare mit Erfolg durchgeführt worden.

Und so sollte es weitergehen, mit guten Ideen und aktiver Seniorenarbeit. Dann sind wir am 24. Februar wach geworden, und es begann eine neue Zeitrechnung: Nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine, vor unserer Haustür und nicht irgendwo im Orient oder in Afrika. Der russische Präsident hat die Welt, vor allem aber unseren Kontinent Europa, mit seiner militärischen Aggression vor völlig neue Herausforderungen gestellt und Handlungszwänge herbeigeführt. Bei aller berechtigter und unberechtigter Kritik an den Entscheidungen der Regierungen in Europa und Nordamerika bleibt die Verantwortung für diesen Krieg bei den in Russland mit diktatorischen Vollmachten ausgestatteten Kriegstreibern. Hier gibt es hin und wieder Verwechslungen zwischen Ursache und Wirkung.

Es zeigte sich schnell, dass dieser Krieg unmittelbare Auswirkung in unserem Land mit sich brachte. Zunächst waren es mehrere Hunderttausend Flüchtlinge (in Polen sind es mehr als zwei Millionen), die unterzubringen, zu versorgen und zu betreuen waren. Das kannten wir schon, das schaffen wir. Doch bald veränderte sich noch viel mehr. Wir erfuhren, dass Sonnenblumenöl und Senf, aber auch Autozubehörteile und noch andere in unseren Haushalten und Industrieproduktionen benötigten Dinge aus der Ukraine kommen und knapp wurden. Die Getreidelieferungen, vor allem für die armen Länder in Asien und Afrika, wurden durch Seeblockaden und Minen vor den Häfen unterbunden. Die Russen fackeln das Gas lieber ab als es nach Westeuropa zu liefern. Jetzt setzten die marktwirtschaftlichen oder vielleicht auch kapitalistischen Mechanismen ein: Das Angebot wird weniger, dann wird die Ware teurer. Kann sein, muss aber nicht in jedem Fall. Im Moment liegt die Inflationsrate bei ca. 8%, und eine Entspannung ist nicht absehbar. Deshalb brauchen gerade die Menschen mit geringen Renten und Versorgungsbezügen unsere Solidarität und auch unser Geld.

Die Regierungen in Bund und Land haben, wenn auch manchmal zögerlich, reagiert und einige Entlastungspakete für die Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht (Neun-Euro-Ticket usw.). Und dabei einige Gruppen vergessen. Auch die alten Menschen, unsere Generation, hatten am Anfang nur leere Gläser vor sich. Das u. a. mit der Erhöhung der Renten oder den Tarifabschlüssen vom Herbst letzten Jahres zu erklären, war nur noch peinlich. Erst mit der Energiepreispauschale hat sich das geändert. Aber auch nicht für alle. Die Versorgungsempfängerinnen und -empfänger waren nur bedacht, soweit die ihre Bezüge vom Bund bekommen. Da Besoldungsrecht Ländersache ist, müssen diese nun einzeln entscheiden, ob sie mitgehen oder nicht. Einige haben sich schon dahingehend geäußert, u. a. auch das sicher nicht reiche Saarland, während Hessen sich deutlich zurückhält. Das erinnert an die Lustlosigkeit bei der Umsetzung des Beschlusses zur verfassungsgemäßen Besoldung. Es liegt auch an uns, den Druck auf die hessischen Verantwortlichen in Regierung und Parlament zu erhöhen. Wir werden mit der schwierigen Situation auch ein Stück weit leben müssen, dürfen dabei aber nicht vergessen, auf Ungereimtheiten zuungunsten gerade der armen Menschen in unserem Land hinzuweisen. Und die Pandemie ist auch noch nicht vorüber. Ich hoffe, dass der Herbst doch nicht so heiß wird wie manche das erwarten oder gar erhoffen.

Dabei geht fast verloren, dass wir als Seniorinnen und Senioren auch Gutes zu berichten haben. Der Landesdelegiertentag in Marburg brachte uns, für viele überraschend, den von uns geforderten Sitz im geschäftsführenden Landesbezirksvorstand, unsere Mitwirkung ist also gewünscht. Erste Ergebnisse waren und sind die Kampagnen zur verfassungsgemäßen Besoldung und zur Ruhegehaltsfähigkeit der Polizeizulage, natürlich auch retrograd. Hier werden wir nicht nachlassen bis die Umsetzung erfolgt ist. Beim gelungenen Bundeskongress hatten wir nicht so viel Durchsetzungskraft und konnten für die zentralen Anträge Sitz im geschäftsführenden Bundesvorstand und Einrichtung eines Fachausschusses für Soziales (Rente, Versorgung Pflege usw.) keine Mehrheit finden. Dafür gab es recht positive Signale vom neuen Bundesvorsitzenden, wir werden ihn beim Wort nehmen.

Ich wage es an dieser Stelle nicht, eine Prognose für das neue Jahr abzugeben auf das was da noch kommt. Aber die Hoffnung habe ich sehr wohl, dass Einsicht und Vernunft wieder die Oberhand im Denken der Mächtigen in dieser Welt gewinnen, dass Krieg, Hunger und Flucht nicht mehr an erster Stelle in der Berichterstattung stehen. Als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wissen wir das und gehen sozusagen mit gutem Beispiel voran.

Ich wünsche Euch und Ihnen einen ruhigen und gelungenen Jahreswechsel. Dazu einen guten Start in das neue Jahr mit möglichst viel Gesundheit und möglichst wenig Krankheit.

Herzlichst

Landesseniorenvorsitzender

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