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Nachgefragt

Uwe Koßel: Bilanz zweier anstrengender Jahre

Auf dem letzten Landesdelegiertentag der GdP Hamburg im Herbst 2009 wurde Uwe Koßel mit überwältigender Mehrheit zum Landesvorsitzenden der GdP Hamburg gewählt. Mittlerweile sind fast zwei Jahre vergangen. Zeit, über persönliche und gewerkschaftliche Erwartungen sowie große und kleine Erfolge und nächste Ziele zu sprechen.

Uwe, dein Fazit nach zwei Jahren Arbeit als Landesvorsitzender?

Wir haben viel geschafft. Ich sage ausdrücklich wir, denn ich verstehe mich als Mannschaftskapitän eines sehr guten Teams, dass auf allen Bereichen gewerkschaftlicher Arbeit ehrenamtlich tätig ist. Ich sage aber auch: Viele Aufgaben stehen noch vor uns.

Welche Rahmenbedingungen haben sich für dich in den letzten zwei Jahren geändert?

Ich bin seit einem Jahr im Ruhestand. Das hat aber nicht dazu geführt, dass ich meine Frau häufiger als vorher sehe oder mehr Zeit habe. Mein Unruhestand ist die GdP-Arbeit als Landesvorsitzender. Ich hätte nicht gedacht, das es solch eine bunte und vielfältige Aufgabe ist. Und ich ziehe meinen Hut vor meinen Vorgängern wie André Bunkowsky, die dies neben ihren dienstlichen Tätigkeiten gemeistert haben.

Welche Erfolge hat die GdP Hamburg innerhalb der Organisation zu verzeichnen?

Aufgrund der allgemeinen Gewerkschaftsmüdigkeit war es auch für uns notwendig, finanzielle Rahmenbedingungen zu korrigieren. Ein wesentlicher Beitrag dazu war der Umzug der Geschäftstelle in der Hindenburgstraße, durch den wir unsere Betriebskosten, auch durch das Verhandlungsgeschick unseres Geschäftsführers Adrian von Mitschke-Collande, erheblich reduzieren konnten Und dies ohne Verluste in der organisatorischen Abwicklung des Geschäftsstellenbetriebs hinnehmen zu müssen. Und auch unsere Mitglieder brauchen sich nicht umzustellen. Wir sind zusammen mit unserem Polizeisozialwerk auf gleicher Etage umgezogen!
Darüber hinaus haben wir mit zwei neuen Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle, Kollegin Steffi Orgel und Petra Holst, zusammen mit Ana Figuera und Corena Pape einen noch besseren Service in der Mitgliederbetreuung realisiert. Dies hatte auch Karin Hopp, die hier vor ihrem Ruhestand die Weichen gestellt hatte, mit auf den Weg gebracht.

Und wie sieht die aktuelle gewerkschaftliche Situation aus?

Unser Ziel war es, bei der letzten Personalratswahl in der Polizei mehr Sitze zu gewinnen. Und dies haben wir geschafft, weil sich viele begeistert in den „Wahlkampf“ gestürzt haben. Als einzige Gewerkschaftsliste Stimmen dazu zu gewinnen und damit auch zwei Sitze mehr im Personalrat zu haben, ist eine beachtliche Leistung. Ein Aber bleibt: es hat nicht gereicht, um andere Verhältnisse im Personalrat zu realisieren. Unser Anspruch für die nächste Personalratswahl: erneut Sitze dazu zu gewinnen!
Sehr engagiert kümmern sich meine Kolleginnen und Kollegen im geschäftsführenden Landesvorstand und unsere Vorstände in den Fachbereichen, der Jungen Gruppe und in der Frauengruppe um jedes Mitglied. Und dieses Bemühen wird honoriert. Unsere Mitgliederzahlen zeigen sich stabil, sogar ein leichter Aufwind ist festzustellen. Dies freut mich ausdrücklich und steht für das Vertrauen, das die Kolleginnen und Kollegen in ihre GdP setzen. Zugleich ist dies aber natürlich auch ein großer Anspruch, weiter so engagiert zu sein.
Gespräche wie zur Wiedereinführung der Heilfürsorge der Berufsanfänger, Forderungen nach mehr Personal für die Polizei, das Ernstnehmen des Themas „Gewalt gegen Polizei“ werden im politischen Raum sehr ernst genommen. Darüber hinaus trägt eine Zusammenarbeit mit ver.di im Bereich der Beschäftigten bei ZD 54 erste, bereits recht reife Früchte. Und dies erreicht man vor allem, wenn man als Gewerkschaft sichtbar und zum Anfassen immer wieder vor Ort ist. Dies erlebe ich immer wieder in unseren vielfältigen Betreuungseinsätzen, vor allem am Wochenende, die Gerhard Kirsch und viele weitere Kolleginnen und Kollegen mit großer Freude und viel Engagement machen.
Auch unsere Junge Gruppe begeistert mich. Häufig finden sich unsere „Jungen“ für Infostände im PAZ ein, organisieren Freizeitangebote und den Kart-Cup, alles und das sage ich ausdrücklich: in ihrer Freizeit. Meine Hochachtung vor diesem Engagement.
Und auch die Arbeit unserer Senioren unter dem Vorsitz von Klaus-Peter Leiste behalte ich, schon weil ich ja ein engagierter Senior bin, im Auge. Die monatlichen Mitgliederversammlungen mit interessanten Gästen sind immer gut besucht, die Reihe der Werksbesichtigungen ist ständig ausgebucht und auch das Aktivprogramm für Senioren ist ein Grund, organisiert zu bleiben.

Wie hat sich der politische Wechsel in Hamburg auf die gewerkschaftliche Arbeit der GdP ausgewirkt?

Die politischen Türen sind viel weiter geöffnet. Und man ist innerhalb der SPD bereit, uns mehr zuzuhören. Dies gilt in der Ausrichtung der Politik sicher für alle Gewerkschaften und Berufsorganisationen. Mich verwundert aber manchmal, dass es immer noch Versuche gibt, Forderungen auf unterschiedlichen Ebenen und Vorgehensweisen als alleinigen Erfolg für sich zu proklamieren. Das beste Bespiel ist das Verbreiten des „Erfolgs“ zur Wiedereinführung der Alimentierung an der HdP. Dieses Thema ist nach meinem Kenntnisstand zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht Beschlusslage des Senats. Die fehlende Alimentierung wurde von der GdP bereits vor der Einführung der HdP aufs Schärfste kritisiert. In den zurückliegenden Jahren haben wir eine Vielzahl von politischen Hintergrundgesprächen auch zu diesem Thema geführt, also an sehr dicken Brettern gebohrt. Und aus meiner Sicht stände es allen Berufsorganisationen gut zu Gesicht, den Grundgedanken gewerkschaftlicher Ausrichtung, den Solidargedanken, im Fokus zu behalten. Unsere Erfahrungen im Gespräch vor Ort sagen auf allen Gebieten: Warum nehmen andere nicht die geöffnete Hand der GdP, um gemeinsam noch erfolgreicher für alle Polizeibeschäftigten in Hamburg einzutreten.

Und was macht unser Polizeisozialwerk?

Trotz Wirtschaftskrise ist das Reisegeschäft bei uns nicht in dem Masse zurückgegangen, wie befürchtet. Unsere Geschäftsführerin Heike Wiehe, die sich um das operative Geschäft kümmert, hält durch die Straffung von Arbeitsabläufen und personelle Veränderungen das PSW auf einem wirtschaftlich guten Kurs, das Ergebnis des Vorjahres wurde bereits zwei Monate vor Jahresabschluss übertroffen. Wir sind auch hier auf einem guten Weg!

Welche Wünsche hast du für die nächsten zwei Jahre?

Vor allem Gesundheit. Es ist schon anstrengend, eine Vielzahl von unterschiedlichen persönlichen Ausrichtungen und Erwartungen im Landesvorstand unter einen Hut zu bekommen. Ich verstehe sehr gut, dass dienstliche Notwendigkeiten immer die Messlatte sind, sich engagieren zu können. Was aber vor diesem Hintergrund geleistet wird, ist aller Ehren wert! Leider gibt es eine Entwicklung, die mich manchmal traurig macht. In Einzelfällen werden demokratische Entscheidungen im Gremium, bewusst oder unbewusst, missverstanden. Sei es aus Mangel an Information oder auch aus der Sorge heraus, nicht alle Interessen ausreichend berücksichtigt zu haben. Als Mannschaftskapitän stehe ich immer und ausdrücklich für Fragen, Anregungen, Erklärungen und Hilfen allen Mitgliedern zur Verfügung. Und mein Dank geht da ausdrücklich an meine Stellvertreter, aber auch an alle aktiven Mitglieder im Landesvorstand, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dies darf auch kein Grund sein, sich an unserer Gewerkschaftsarbeit, die sich ausdrücklich an den Interessen unserer Beschäftigten und Beamten in der Polizei orientiert, nicht mehr zu beteiligen. Für mich liegt der Schlüssel in der Kommunikation. Aber ich sage auch ausdrücklich: die positiven Entwicklungen überwiegen weit.

Jörn Clasen, Landesredakteur
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