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BEZIRKSGRUPPE Ost

Fußball und Planungschaos

Dessau/ Magdeburg.

Obwohl das große Fußballereignis dieses Sommers schon eine Weile vorbei ist, denken viele Polizeibeamte: Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz. Vor allem dann, wenn Probleme, die aufgetreten sind, ungelöst bleiben. Einige Gedanken dazu aus der Bezirksgruppe Sachsen-Anhalt Ost.

Oh Gott, wir haben ja Fußball-Europameisterschaft 2008! So oder so ähnlich müssen wohl die Gedanken oder Ausrufe in den Dezernaten Einsatz im Innenministerium oder in den Behörden geklungen haben. Wir wussten ja gar nicht, dass wir so weit kommen, Wir wussten ja gar nicht, dass ein enormer Kräfteaufwand auf uns zukommt... und so weiter...
Nun gut, werden wir sachlich. Die Landespolizei Sachsen-Anhalt unterliegt dem Dezentralen Schichtmanagement. Planbare Ereignisse haben einen großen Stellenwert und sind unabdingbar für die Planungssicherheit. Nun ist ja die Fußball-Europameisterschaft mit allen ihren Terminen vorhersehbar gewesen. Und für seriöse Polizeiarbeit gelten keine Hoffnungen, sondern nur Tatsachen, welche eintreten können und die polizeiliche Lage beeinflussen.

Aber was haben wir erlebt? Es wurde von Spiel zu Spiel geschaut. Österreich und die Schweiz sind ja soweit weg. Darum ging es aber nicht. Während zur Fußball-Weltmeisterschaft Urlaubssperre, Zweiteilungsdienst, kaum Dienstfrei und verschiedene BAOen die Lage bestimmt haben, wurden die Polizeireviere und die Revierkommissariate allein gelassen. Und das nach dieser diskussionswürdigen Polizeistrukturreform, mit immer weniger Personal auf der Straße. Ich sehe noch die Koordinatoren, die auf Anweisungen, Einsatzbefehle, Kräfteanforderungen von „oben“ hofften. Nichts da, seht alleine zu wie ihr fertig werdet. Die Bereitschaft unserer Kolleginnen und Kollegen, sich zu Absicherungsmaßnahmen bei der Fußball-EM einzubringen, sich insbesondere bei den Public-Viewing-Veranstaltungen einplanen zu lassen, war da. Aber nicht 48 Stunden vor der Angst. Wir haben Familien, die einen Anspruch auf uns haben. Polizeiarbeit ist nicht alles im Leben. Und schon gar nicht, wenn es sich um Versäumnisse unserer Polizeiführung handelt.

Vielleicht sollten wir an der FHS Aschersleben Lehrgänge wie „Schöpferische und Kreative Dienstplanungen“ aufnehmen.

Wie geht unsere Polizeiführung mit den Belangen unserer Kolleginnen und Kollegen um? Allenthalben Kopfschütteln, überall! Die Bewältigung der polizeilichen Aufgaben während der Fußball-Europameisterschaft war kein Ruhmesblatt für unsere Stabsmitarbeiter in den Behörden. Und ein verletzter Polizeibeamter ist schon einer zu viel.

Wir leben (planen) immer mehr von der Hand in den Mund, verlässliche Größen gibt es immer weniger. Nun gut, das ist vielleicht der Zeitgeist, aber wenn mal was planbar ist, dann sollten wir es auch tun. Zum Wohle unserer Beschäftigten in der Landesbereitschaftspolizei, der Einsatzdienste in den Polizeidienststellen und zur Beruhigung des eigenen schlechten Gewissens.

Volker Kaatz

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