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Einkommensrunde 2008 für Bund und Kommunen:

Schlichtungsvorschlag: Mogelpackung oder schwerer Fall von Dyskalkulie*?

Einigungsversuch im öffentlichen Dienst

Berlin/Magdeburg.

Heute findet die entscheidende Phase im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes in Potsdam statt. Eine erste Bewertung des Späth-Vorschlages hat in der Schlichtungskommission zu der Empfehlung "Ablehnung" geführt, die von den übrigen Gewerkschaftsvertreterinnen und -vertretern geteilt wurde. Eine Frage bleibt offen: Wollen die Arbeitgeber die Öffentlichkeit täuschen oder können sie tatsächlich nicht rechnen?

Heute findet die entscheidende Phase im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes in Potsdam statt. Arbeitgeber und Gewerkschaften starten einen letzten Versuch, noch zu einer Einigung zu kommen. Ohne Kompromiss sind Streiks bereits im April so gut wie sicher. Gestritten wird weiter vor allem über höhere Einkommen und längere Arbeitszeiten. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble appellierte an die Verantwortung der Gewerkschaften.
Der Vorschlag des Arbeitgeber- Schlichter wurde bereits von den Gewerkschaften abgelehnt.

Ab dem 01.04.08 soll das Entgelt um 4 Prozent West/Ost Bund erhöht werden. Auf das ganze Jahr gerechnet, sind es also für 2008 nur 3,0 Prozent. (Erst ab 01.08.08 Ost VKA) Hinzu kommt für die Entgeltgruppen 1 bis 8 eine Einmalzahlung von 450 €, das sind, auf das Jahr gerechnet, noch einmal 1,3 Prozent.

Für die Entgeltgruppen 1 bis 8 bedeutet dies im Ergebnis für das Jahr 2008 zunächst eine Einkommensverbesserung von insgesamt 4,3 Prozent.

Für die Entgeltgruppen 9 – 15 bedeuten die 4 Prozent für 2008 ebenfalls nur insgesamt 3 Prozent, da sie erst ab dem 1. April gezahlt werden. Die Einmalzahlung entfällt für diese Gruppen.

So ergibt sich auf den ersten Blick für das Jahr 2008 bei den Entgeltgruppen 1 bis 8 eine Einkommensverbesserung von 4,3 Prozent und bei den Entgeltgruppen 9 bis 15 eine Einkommensverbesserung von 3 Prozent.

Da die Arbeitgeber selbst die Arbeitszeit mit 2,6 Prozent pro Stunde umrechnen, wenn es um eine Verkürzung geht, muss im Gegenzug natürlich jede Arbeitszeitverlängerung ebenfalls mit 2,6 Prozent berechnet werden, die von den Arbeitnehmern bezahlt werden.

Für die Entgeltgruppen 1 bis 8 sind also bei einer Verlängerung der Arbeitszeit von um eine Stunde (ab 1. Juli 2008), 1,3 Prozent wieder abzuziehen. Die tatsächlich angebotene Einkommensverbesserung liegt also für das Jahr 2008 insgesamt nur bei 3 Prozent.

Für die Entgeltgruppen 9 bis 15 gilt diese Rechnung ebenfalls: Die Arbeitszeitverlängerung muss abgezogen werden. Die tatsächliche angebotene Einkommensverbesserung liegt für das Jahr 2008 in diesen Gruppen also nur bei 1,7 Prozent.

Für das Jahr 2009 beträgt nach der gleichen Rechnung (Prozentuale Erhöhung + Einmalzahlung – Arbeitszeit) die Einkommensverbesserung in den Entgeltgruppen 1 bis 8 insgesamt nur magere 0,7 Prozent. Für die Entgeltgruppen 9 bis 15, die keine Einmalzahlung erhalten, kommt sogar ein Minus von 0,6 Prozent heraus.

Verkauft wird diese Mogelpackung vom Arbeitgeber-Schlichter Lothar Spät als eine Einkommensverbesserung in Höhe von 8 Prozent.

Sollte dahinter nicht die offene Absicht eines Betrugs der Öffentlichkeit stehen, sondern das mathematische Niveau der Arbeitgeber widerspiegeln, kann den Bürgern nur angst und bange bei der Verwaltung ihrer Steuergelder werden.

*Dyskalkulie ist eine Entwicklungsverzögerung des mathematischen Denkens bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen (Synonyme sind Rechenschwäche oder Arithmasthenie).

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