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Bayern

Papstbesuch wird «kein Polizeifestspiel»

München:.

Bayern erwartet eher Verkehrs- als Sicherheitsprobleme - Trotzdem Scharfschützen und versiegelte Gullis

Gleich zu Beginn seines Besuchs kommt der Papst den Bayern am nächsten. Mehr als 10.000 Menschen werden sich am kommenden Samstag auf dem Münchner Marienplatz drängen, wenn Benedikt XVI. aus dem gepanzerten Papamobil aussteigt und durch eine nur fünf Metern breite Gasse zur Mariensäule geht. Ein Papst zum Anfassen - für Sicherheitsleute ein Albtraum.

«Wir haben uns minutiös vorbereitet. Jeder Schritt ist durchgeplant», sagt Polizeisprecher Peter Reichl. Das Gebet am Marienplatz ist die einzige für jedermann frei zugängliche Veranstaltung beim sechstägigen Papstbesuch. Taschenkontrollen wird es immerhin geben, wie beim Public Viewing während der WM.
Mehr als 5.000 Polizisten sind eine Woche lang im Dienste des Herrn. Die meisten von ihnen kümmern sich aber nicht um das Kirchenoberhaupt, sondern um die An- und Abreise und die Sicherheit der 600.000 Gläubigen, die mit Sonderzügen und Tausenden Bussen zu den drei Papstmessen in München, Altötting und Regensburg kommen wollen. Der Verkehrskollaps ist programmiert - das dürfte das größte Problem werden.

Der Papst sei ja «kein besonderes Hassobjekt in der islamistischen Szene», erklärte der bayerische Innenminister Günther Beckstein. Die Sicherheitsvorkehrungen sind weit geringer als beim Besuch von US-Präsident George W. Bush in Stralsund. Zum Beispiel müssen die Anwohner der Fahrtrouten und Veranstaltungsorte beim Papstbesuch ihre Fenster nicht geschlossen halten.

Für die persönliche Sicherheit des Papstes sorgen Leibwächter der Schweizergarde und der italienischen Polizei sowie das bayerische Landeskriminalamt und das BKA. Zwei Straßen vor dem Erzbischöflichen Palais in München, wo der Papst schläft, sind Sperrzone - Zutritt nur für Anwohner. Abwässerkanäle und hunderte Gullis wurden mit Sprengstoffhunden überprüft und versiegelt. Die Polizei postiert auch Scharfschützen, und bei Verstößen gegen die Überflugverbote bei den Veranstaltungen stehen Hubschrauber und Abfangjäger bereit. «Es kann immer mal einen Verrückten geben», erklärt Becksteins Sprecher Michael Ziegler.

Schon bevor der Papst in Rom abfliegt, werden in München der zentrale U- und S-Bahnhof Marienplatz sowie die Fahrtstrecken des Kirchenoberhaupts
einschließlich der Nebenstraßen für Autos gesperrt. Kein Auto darf mehr parken - selbst abgestellte Fahrräder werden ebenso wie Papierkörbe und Blumentröge entfernt und zu Sammelstellen gebracht. Sie würden der Masse der Schaulustigen im Weg stehen, könnten aber auch als Bombenversteck dienen.

Stundenlange Fußmärsche zu Bahn und Bus
Nach herrenlosem Gepäck in Pilgerzügen und Bahnhöfen, aber auch nach Taschendieben halten 1.500 Bahnpolizisten Ausschau. Die Bahn rechnet mit einer Million zusätzlicher Fahrgäste. Aus Norddeutschland und Österreich sollen 65 Sonderzüge Gläubige nach Bayern bringen, 3.000 Bahnbeschäftigte machen Zusatzschichten. Die S-Bahn setzt 480 zusätzliche Züge ein, darunter Leihgaben aus Stuttgart und Frankfurt, die U-Bahn fährt im Drei-Minuten-Takt - trotzdem haben die Pilger nur die Wahl zwischen einstündigen Fußmärschen und «mehrstündigen Wartezeiten» vor den nächstgelegenen Bahnhöfen. Über 3.000 Busse werden zur Sonntagsmesse in München anreisen - aber auch vom Parkplatz zur Messe steht ihnen eine Stunde zu Fuß bevor.

Für Autos werden während des Papstbesuchs großflächig Fahrverbote verhängt. In Regensburg wird die A3 gesperrt und zum Busparkplatz umfunktioniert. Im München Osten werden ganze Stadtteile und Nachbargemeinden sowie die A99 vorübergehend gesperrt, die Straßen zur Messe sind für Rettungskräfte und den Papst reserviert.

Auf dem Messegelände stehen acht Unfallhilfstellen mit Notärzten und 2.000 Malteser-Helfer bereit. Die Sanitäter rechnen vor allem mit Kreislaufzusammenbrüchen: Die langen Wege, das stundenlange Stehen werde vielen zu schaffen machen. Klappstühle sind ebenso verboten wie Glasflaschen, Besteck, Schirme und Kinderwagen - was als Wurfgeschoss verwendet oder im Fall einer Massenpanik im Weg stehen kann, darf nicht aufs Gelände.

Trotz allem gibt sich die Polizei relativ gelassen. Anders als beim Bush-Besuch müsse nicht mit gewalttätigen Protesten zu rechnen, und anders als bei der WM seien auch keine Hooligans zu erwarten. «Das ist ein anderes Publikum, da wollen Gläubige den Papst sehen», sagt Ziegler. «Das werden keine Polizeifestspiele.» (Quelle: Neue Epoche-Online)


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