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Motivation wird begraben werden

- DEUTSCHE POLIZEI: Fach- und Mitgliederzeitschrift – mit weitem Abstand auflagenstärkste Zeitschrift im Polizeibereich

Schwerin.

Die Auflösung der Kfz-Werkstätten und der Dienstküche in der Bereitschaftspolizei sind beredende Beispiele... Ein Bericht aus dem Landesjournal Mecklenburg-Vorpommern

Liebes Innenministerium, liebe Landespolitiker,

Sie stehen kurz davor, sehenden Auges unsere Polizei und erst recht die Motivation der Polizeibeschäftigten zu Grabe zu tragen!!! Viele sagen, das ist heute nicht mehr meine Polizei. Dieser Meinung schließe ich mich vorbehaltlos an.

Wir sind alle zur Polizei gegangen, um unseren Dienst am Bürger zu leisten. Das kann ich Ihnen aus 16 Dienstjahren versichern. Das wollten und wollen wir noch immer. Am Bürger und nicht am „Kunden“!!! Elemente der freien Marktwirtschaft bestimmen jetzt unser Leben. Glauben Sie wirklich, dass in einem Non-Profit-Unternehmen – Polizei - diese Elemente anwendbar sind? Pseudomanagementlehren halten immer mehr Einzug in die Polizei. Input - Output, Controlling, Evaluierung, etc. bestimmen unseren Alltag. Sie planen ständig nur am „grünen Tisch" und haben dabei leider die polizeiliche Praxis und den arbeitenden Polizisten nicht mehr in Ihrem Blickwinkel. Die Auflösung der Kfz-Werkstätten und der Dienstküche in der Bereitschaftspolizei sind beredende Beispiele für ersteres und eine unrealistische „Koste es was es Wolle“-Politik. Verschlechterung des Service und höhere Kosten werden schön geredet und bekommen einen modernen Anstrich.

Dabei nehme ich an, dass Sie noch nie in einer unserer Kfz-Werkstätten gewesen beziehungsweise jemals durch die Bereitschaftspolizei verpflegt worden sind. Es entsteht unweigerlich der Eindruck, dass kein Durchblick mehr besteht, aber zu jedem und zu allem eine Meinung existiert. An echte Polizeiarbeit wie zum Beispiel der Bekämpfung der Kriminalität oder der Verkehrsunfälle ist kaum noch zu denken. Hier jedoch besteht der Kernunterschied zur freien Marktwirtschaft. Unser Dienst am Bürger ist individuell, jeder Fall ist anders. Er passt in keine Schablone und ist nicht in pauschalisierten Zeiten zu messen. Ich wünsche es Ihnen nicht, Opfer einer Straftat zu werden. Sollte es aber doch so sein, müsste nach 10 Minuten bei Ihnen der Einsatz ebenso abgebrochen werden, denn mehr Zeit steht Ihnen statistisch nicht zu. Zeit scheinen Sie bei anderen Gelegenheiten reichlich zu haben.

Ich denke an die vielen „netten“ Veranstaltungen für Führungskräfte. Einige nehmen teil, weil sie neugierig sind. Einige, weil sie hingehen mussten und andere, weil sie ihre Dienstzeit so oder so herum bekommen müssen. Da für die Praxis kaum etwas dabei raus kommt, ist es meines Erachtens nur eine sehr spezielle Form von Hochleistungsleerlauf. Es kommt nicht nur darauf an, das Wort Dialog in den Mund zu nehmen oder über Mitarbeiter zu reden sondern mit ihnen. Wann sie über ihre Mitarbeiter geredet haben, wissen Sie sicherlich noch, aber wann haben Sie mit ihnen geredet? Interessiert Sie überhaupt, was ihre Mitarbeiter denken? Viele Arbeiter, Angestellte und Polizeibeamte haben das Gefühl, dass sie schon lange nicht mehr ernst genommen werden, dass das, was sie zu sagen haben, weder gehört wird, noch dass man es hören will. Wenn Sie sich schon in der Wirtschaft bedienen, dann übernehmen Sie doch auch solche Strategien, in deren Mittelpunkt der Mitarbeiter steht und dessen Zufriedenheit.

Oder passt das nicht zu den Sparvorgaben der Finanzministerin?


Marco Bialecki
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