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GIP: Zwei Jahre Gesundheitsmanagement in der Polizei - Eine vorläufige Bestandsaufnahme aus gewerkschaftlicher Sicht -

 

 

Im Oktober 2007 hatte der Personalrat  der PI Braunschweig den Polizeihauptpersonalrat (PHPR) im Nds. Innenministerium um Unterstützung in Sachen „Gesundheit in der Polizei“ gebeten. Der PHPR hat sich nachdrücklich beim LPPBK für die Installierung eines Polizeiprojektes eingesetzt. Staatssekretär Meyerding unterstützte das Ansinnen und im Februar 2008 konstituierte sich die Landesarbeitsgruppe (LAG) „Gesundheit in der Polizei (GIP)“.

Die Begründung des Personalrates der PI Braunschweig war, „...dass der Abzug von Personal aus dem Stadtgebiet Braunschweig zu einer Steigerung der Arbeitsbelastung und dadurch bedingt auch zu einer Steigerung der Krankenquote geführt hat. Bis zu 8 % der Beschäftigten können täglich krankheitsbedingt nicht zum Dienst erscheinen. Dadurch steigt die ohnehin erhöhte Belastung für die sich im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen noch einmal an.“
Von dieser Situation sind viele Dienststellen betroffen und können ein Lied davon singen.
 
 
Die Begründung des Personalrates der PI Braunschweig war, „...dass der Abzug von Personal aus dem Stadtgebiet Braunschweig zu einer Steigerung der Arbeitsbelastung und dadurch bedingt auch zu einer Steigerung der Krankenquote geführt hat. Bis zu 8 % der Beschäftigten können täglich krankheitsbedingt nicht zum Dienst erscheinen. Dadurch steigt die ohnehin erhöhte Belastung für die sich im Dienst befindlichen Kolleginnen und Kollegen noch einmal an.“
Von dieser Situation sind viele Dienststellen betroffen und können ein Lied davon singen.

Gesundheit in der Polizei, dieses sog. weiche Thema, fand nicht bei allen Verantwortlichen sofort und uneingeschränkt Zustimmung, denn es geht in diesem Projekt nicht nur um gesunde Ernährung und ein bisschen mehr Sport, sondern es dreht sich um die wirklich krank machenden Dinge, wie z. B. mangelnde Information und Kommunikation, schlechtes Betriebsklima, Unter- und Überforderung, Führungsprobleme, „Mobbing“ und „Bossing“, Arbeitsplätze, Arbeitszeit usw..
Es war also viel Überzeugungsarbeit durch die Arbeitsgruppe zu leisten, der auch die Beschäftigtenvertreter (Frauenbeauftragte, Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen und Personalrat) angehören und die das Projekt von Anfang an aktiv unterstützen. Mit Hilfe fachlicher Beratung der Leibniz-Universität Hannover hatte sich die AG einen anspruchsvollen Zeitplan gegeben. Ziel war und ist es auch weiterhin, das Projekt so schnell wie möglich in die Alltagsorganisation zu implementieren.
Nach der Findungs- und Überzeugungsphase hat sich dann doch eine ansehnliche Anzahl von Dienststellen für das Projekt angemeldet. Nunmehr arbeiten 17 Pilotanten intensiv an diesem wichtigen Projekt, nachdem es Ende Mai 2009 einmal kurz wackelte. Zu dieser Zeit wurden einschneidende Entscheidungen getroffen, die zu erheblichen Unmut bei den Pilotdienststellen und auch in der Landesarbeitsgruppe geführt haben.

Wir erinnern uns: Aufgrund der im April 2009 durch den Finanzminister verhängten 10%igen Haushaltssperre waren die bereits bewilligten Mittel i.H.v. 217.000 Euro eingefroren worden. Die „Haushaltsnotlage“ soll auch der Grund für die Nichtdurchführung einer eigentlich notwendigen Mitarbeiterbefragung gewesen sein.
Die Pilotdienststellen hatten sich der Sache wegen dann aber darauf verständigt, die Bestandserhebung in Form von vertraulichen Diagnoseworkshops (DW) durchzuführen. Die gemeldeten  Prozessbegleiter/-innen wurden für diese Aufgabe qualifiziert und seit Herbst 2009 sind überall schon DW und in einigen Bereichen auch schon Gesundheitszirkel (GZ) mit den Beschäftigten angelaufen. Während  in den DW die Probleme erhoben, die Kolleginnen und Kollegen am meisten betreffen, geht es in den GZ um konkrete Lösungsvorschläge.
Die vor Ort im Nebenamt agierenden Kolleginnen und Kollegen in den Koordinierungsgruppen sowie die Prozessbegleiter/-innnen sind allesamt überzeugt von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieses Projektes, tauschen sich auf den landesweiten  Netzwerktreffen über Erfolge und Misserfolge aus und lernen so voneinander.
Im weiteren Verlauf des Projektes wird es nun darauf ankommen, konkrete Maßnahmen durchzuführen, damit auch Erfolge sichtbar werden und einen „Masterplan“ für die Einführung in die Alltagsorganisation zu erarbeiten.

Dauerhafte Organisationsaufgabe

Gesundheitsmanagement, wie die Maßnahme  auch besonders in großen Betrieben genannt wird, kann nicht mit einem Pilotprojekt beendet sein und darf auch kein Placebo werden, sondern muss dauerhafte Organisationsaufgabe werden.
Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Man kann nicht erwarten, dass man einen sich seit Jahren im Winterschlaf befindlichen alten Bären, innerhalb kürzester Zeit zu einem agilen Jungbären umfunktionieren kann. Aber der Anfang ist gemacht, im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die nach Darstellung von Fachleuten immer noch nicht oder nur zögerlich bereit sind, in die Gesundheitsvorsorge zu investieren, obwohl die Belegschaften altern und die physischen und psychischen Belastungen zunehmen.
Die GdP hat verstärkte Gesundheitsfür- und -vorsorge seit Jahren gefordert und wird weiterhin die Aktivitäten konstruktiv-kritisch, im Sinne der Kollegenschaft, begleiten. Ein kleiner Dank sei denjenigen übermittelt, die sich seit zwei Jahren und länger auf den unterschiedlichsten Ebenen und in verschiedenen Funktionen für dieses so wichtige Thema engagieren.

Gerne sei hier erneut an die Aussage des Innenstaatssekretärs Meyerding erinnert:  „Gesundheitsmanagement ist kein Wellness-Programm und es geht auch nicht um gesunde Ernährung, sondern um die Identifizierung und den Abbau belastender Faktoren. Es geht um die Frage, wo Arbeit krank macht, ob durch schlechtes Arbeitsklima, durch Schichtdienst oder schlecht organisierte Arbeitsabläufe. Das macht es so bedeutend“ (ReformZeit 4/  Dezember 2008).
An dieser Aussage und an den notwendigen Schritten wird das Thema „Gesundheit in der Polizei“ gemessen werden!

Dietmar Schilff, stv. Landesvorsitzender

Artikel im LandesJournal Niedersachsen von DEUTSCHE POLIZEI , Ausgabe 3/2010 >>>

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