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Aktionswoche Alkohol

Sei cool ohne Alkohol

Hannover.

„Alkohol, Verrohung und Gewalt gegen Polizisten gehen Hand in Hand“, so der Vorsitzende der GdP Niedersachsen Bernhard Witthaut und der Bundes- und Landesjugendvorsitzende Sascha Göritz heute in Hannover. Der zunehmende Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen bereitet der Polizei erhebliche Sorgen und Probleme.


Im Rahmen der bundesweiten „Aktionswoche Alkohol“ verweist auch die Gewerkschaft der Polizei auf die für die Polizei immer größer werdenden Probleme mit dem Thema Alkohol. Bundesweit wurden 2008 ca. 25.000 Kinder und Jugendliche wegen Alkoholkonsums stationär behandelt. Die Kosten dafür betrugen ca. 74 Mill. €. „Damit sind noch lange nicht die tausende Einsätze der Polizei bezahlt, die durch alkoholisierte Kinder und Jugendliche anfallen“, so Bernhard Witthaut, der niedersächsische GdP Chef.

Die Jugendorganisation der GdP „JUNGE GRUPPE“ bezieht bereits mit einer Kampagne unter dem Motto „Sei cool ohne Alkohol“ gegen den Alkoholmissbrauch Stellung. Dazu der Bundes- und Landesjugendvorsitzende der JUNGEN GRUPPE: „Ziel ist es, den Zugriff auf Alkohol durch Jugendliche deutlich zu erschweren. Als junge Polizistinnen und Polizisten sind wir in unserem Dienst regelmäßig mit alkoholisierten Jugendlichen und Heranwachsenden – also in der Altersspanne zwischen 16 und 25 Jahren – konfrontiert. Jede Kollegin und jeder Kollege kennt Situationen, wie sie durch betrunkene Jugendliche häufig verursacht werden.“

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Pressekonferenz am 19. Juni 2009 im Landtagsgebäude: Bernhard Witthaut (links) erläutert die Entwicklung des Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen und den Zusammenhang mit immer alltäglicher werdenem Gewaltaufkommen gegen Polizistinnen und Polizisten. Rechts im Bild Bundesjugendvorsitzender und niedersächsischer Landesjugendvorsitzender Sascha Göritz sowie Reiner Fischer, Pressesprecher der GdP Niedersachsen (Mitte)
Fotos: UR
 


Die häufigsten Auffälligkeiten durch Alkoholmissbrauch sind:
    • Belästigung der Bürger durch öffentliche Trinkgelage.
    • Randalieren und Sachbeschädigungen. Parkende Autos, Schaufenster, öffentliche Einrichtungen werden häufig unter Alkoholeinfluss absichtlich beschädigt.
    • Selbstschädigung. Was als Party auf dem Bürgersteig oder in der Kneipe beginnt, endet manchmal im Delirium. Der Abtransport mit dem Polizeiwagen nach so genanntem „Flatrate“- oder „Binge-Trinken“ kostet Zeit, Personal und Geld.
    • Gewaltdelikte. Aus Streitereien werden Prügeleien, aus einem hitzigen Wortgefecht schnell der Tatbestand der Körperverletzung. Auch schwere Gewaltdelikte wie sexuelle Nötigung, Raub bis hin zum Totschlag geschehen häufig unter Alkoholeinfluss.

„Alkohol hat eine deutlich enthemmende Wirkung, die sich bei notwendigen polizeilichen Handlungen dann sehr schnell verbal oder durch Gewaltdelikte gegen unsere Kollegen wendet“, so Bernhard Witthaut.

Das häufigste Rauschtrinken findet bei Männern und Frauen in den Altersgruppen 18- bis 20-Jährige (37,3%) und 21- bis 24-Jährige (29,7%) statt.
„Fröhlich – Enthemmt – Filmriss...“ Der Anteil Jugendlicher, die exzessiv trinken, ist nach wie vor hoch. Studienergebnisse der Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung aus dem Jahr 2008 zeigen, dass 20% der 12- bis 17-Jährigen so genanntes „Binge Drinking“ praktizieren: jeder fünfte Minderjährige hat also in den letzten 30 Tagen mindestens einmal fünf und mehr alkoholische Getränke hintereinander konsumiert. Bei jungen Erwachsenen (18- bis 25-Jahre) steigt dieser Wert auf über 40%.

Unheilvolle Allianz: Alkohol und Gewalt
Und schließlich die dritte Dimension: 96000 Deliktsfälle gefährlicher und schwerer Körperverletzung, 2000 Tötungsdelikte sowie 6000 Delikte bzgl. Vergewaltigung und sexueller Nötigung sind zu beklagen. „Der Konsum von Alkohol und illegalen Drogen, der einen eigenständigen Risikofaktor für gewalttätiges Verhalten darstellt, ist unter Jugendlichen weit verbreitet.“ Dies stellt auch ein Forschungsbericht des KFN 2009 unter Prof. Christian Pfeiffer als eine von insgesamt neun Thesen fest. Danach konsumieren 22,9% mindestens einmal wöchentlich Alkohol. Besorgniserregend erscheine in diesem Zusammenhang auch die Verbreitung des Rauschtrinkens unter Jugendlichen. 53,8% der Jugendlichen hätten von Rauscherlebnissen im zurückliegenden Monat berichtet, wobei als „besondere Risikogruppen Jungen, Haupt- und Realschüler und Jugendliche aus ländlichen Gebieten“ ausgemacht wurden.

Auch aus der Nds. Kriminalstatistik kann eindeutig der Zusammenhang von Kinder- und Jugendkriminalität nachgewiesen werden. Danach waren in mehr als 50.000 aufgeklärten Fällen die Tatverdächtigen alkoholisiert. Von 1999 bis 2008 hat sich die Zahl der alkoholisierten Kinder und jugendlichen Straftätern mehr als verdoppelt. 2008 waren es 5430 Fälle. Bei 1857 Fällen von schweren Körperverletzungen bei Jugendlichen standen 454 (rund ¼ aller Fälle) unter Alkoholeinfluss.

Eindeutige wissenschaftliche Untersuchungen verweisen auf den Zusammenhang zwischen dem Konsumverhalten in Bezug auf Alkohol und die Preisrelation. So ist in Deutschland bereits eine Kiste Bier (10 Liter) unter 5,00 Euro zu haben. Das gleiche gilt für eine Flasche hochprozentigen Alkohols (z. B. Doppelkorn). In Kombination Bier und eine Flasche hochprozentigen Alkohols wird von einer Handelskette Werbung mit einem Preis von 6,99 Euro gemacht. Neben dem Konsumverhalten in Bezug auf das Preisverhältnis ist auch eindeutig der Einfluss der Werbung auf Kinder und Jugendliche in Bezug auf das Alkoholverhalten festzustellen (wer mehr Werbung sieht – Fernsehverhalten -, ist eindeutig mehr gefährdet, als der Jugendliche, der weniger Werbung im Fernsehen sieht). Besonders kritisch wird dies, wenn diese Werbung von so genannten Sympathieträgern (Schauspieler, Sportler, u. ä.) präsentiert wird.

Deshalb fordert die Jugendorganisation der GdP:
    • Die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes von Seiten der Händler
    • Die Einhaltung und der Vollzug des Jugendschutzgesetzes durch die zuständigen Verwaltungsbehörden.
    • Ein Werbungsverbot für Alkohol.
    • Betrunkene Jugendliche sollen die Kosten für ihren Abtransport zukünftig selbst übernehmen.
    • Das Thema „Jugend und Alkoholkonsum“ muss weiter in die öffentliche Wahrnehmung gerückt werden.
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