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Aktionstag

25. März: „Equal Pay Day“

Dieser Tag markiert den Zeitraum, den Frauen in Deutschland über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu kommen.

Die bundesweite Offensive „Equal Pay“ verfolgt allerdings nicht nur am jährlichen Aktionstag selbst, sondern das ganze Jahr über das Ziel, den konstruktiven Dialog zur Entgeltgleichheit zu fördern und richtet sich grundsätzlich gleichermaßen an alle Akteure der Wirtschaft, an Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen, an Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und an die breite Öffentlichkeit.

Was sind die Ursachen von Entgeltunterschieden zwischen Frauen und Männern?

Das ‚Aktionsbündnis’* versucht u. a. dieser Frage nachzugehen und Antworten zu finden. Die Gründe sind komplex. Fakt ist, dass hierfür auch bestehende Rollenbilder und die Aufgabenverteilung in Familien ursächlich sind. Das gleiche gilt für das Berufswahlverhalten von Männern und Frauen. So arbeiten Frauen häufiger in Branchen, in denen das Entgeltniveau niedriger ist. Frauen sind seltener in gut bezahlten Führungspositionen vertreten und verfügen über weniger Berufsjahre, was sich negativ auf Gehaltsentwicklungen auswirkt. Bestehende Rollenbilder beeinflussen die Aufgabenverteilung in den Familien und das sich auf das Einkommen auswirkende Berufswahlverhalten. Schließlich sind staatliche Rahmenbedingungen für die Entgeltunterschiede mitverantwortlich.

Bisher stagniert der prozentuale Lohnunterschied von 23%, so ersichtlich aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes vom Juni 2o1o. Dies ist ein guter Grund für das ‚Aktionsbündnis’, einen weiteren Equal Pay Day für das Jahr 2011 anzuberaumen.

Bestehende Rollenbilder und die Aufgabenverteilung in Familien am Beispiel „Hausarbeit“

Wer mehr im Haushalt arbeitet, investiert weniger in Bildung und Karriere. Das fand Dr. Silke Anger, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung „Längsschnittstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) am DIW Berlin heraus. Frauen und Männer unterschieden sich in der Anzahl der Hausarbeitsstunden. Hausarbeit habe einen negativen Einfluss auf das durchschnittliche Monatseinkommen von Frauen. Männer arbeiten nach wie vor weniger im Haushalt als Frauen. Unter Vollzeitbeschäftigten verrichten Männer etwa eine Stunde weniger Hausarbeit pro Tag. Dadurch können Frauen insgesamt weniger Zeit und Energie in ihre Erwerbstätigkeit investieren. Tatsächlich zeigen Einkommensanalysen, dass die für häusliche Tätigkeiten wie Kochen, Putzen oder Waschen verwendete Zeit, den individuellen Arbeitsverdienst negativ beeinflusst. Die ungleiche Verteilung von Hausarbeit zwischen den Geschlechtern trägt somit zur unterschiedlichen Entlohnung von Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt bei.

Eine geringere Belastung mit Hausarbeit könnte die Einstellung von Frauen gegenüber dem Arbeitsmarkt grundlegend ändern.

Dies könnte sie ermutigen, stärker in ihre Karriere zu investieren. Grundlegend für die Umverteilung von Hausarbeit in Partnerschaften ist allerdings, dass Frauen einen hohen Bildungsabschluss besitzen, oder mindestens ebenso qualifiziert sind wie ihr Partner. Ein hoher Bildungsabschluss verbessert nicht nur die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, sondern auch die Chancen, in einer Partnerschaft weniger Hausarbeit verrichten zu müssen, was wiederum Karriere und Einkommen begünstigt.1

Auch im öffentlichen Dienst kann von Entgeltgleichheit nicht gesprochen werden.2

Formal werden im Besoldungsrecht gleiche Tätigkeiten auch gleich bezahlt. Dennoch verdienen vollzeitbeschäftigte Frauen weniger. Im Gegensatz zu Männern erreichen sie seltener das Spitzenamt der Laufbahn. Je höher die Besoldungsgruppe, desto geringer der Frauenanteil. In Teilzeit scheint es sogar fast ausgeschlossen, Führungsfunktionen überhaupt erreichen zu können. Teilzeit und Erwerbsunterbrechungen wegen Kindererziehung wirken sich mittelbar auf die Karriereentwicklung aus. Wer weniger Stunden in der Woche arbeitet oder längere Zeit aussetzt, erhält schlechtere Beurteilungen. Unterbleiben Beförderungen wegen Beurteilungen oder Teilzeit, oder finden sie erst später statt, kann der Rückstand nicht mehr aufgeholt werden.

Auch für den Bereich der Wirtschaftsakademikerinnen ist nach zehn Jahren Berufstätigkeit festzustellen, dass nur drei Viertel das Gehalt ihrer Kollegen bekommen. Bei Betrachtung der eigenen Karrierechancen reflektieren sie die Frage nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer schon mit und fühlen sich stärker als Männer dafür zuständig, funktionierende Arrangements zu finden.3


Die wichtigsten Ziele im Überblick:

    • Partnerschaftliche Aufteilung der Familienarbeit zwischen Frauen und Männern
    • Ganztagsplätze in Kitas und Ganztagsschulen
    • Besondere Unterstützung für Alleinerziehende
    • Gleiche Teilhabe von Frauen auch an Führungspositionen
    • Die vermeintliche Selbstverständlichkeit durchgängiger Anwesenheit am Arbeitsplatz und die Verfügbarkeit darüber hinaus müssen bewusst in Frage gestellt werden

Waltraut Thyssen, Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand


Fußnoten:

1 Quelle: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 6/2009 vom 4. Februar 2009, Seite 102 ff., Mohrenstraße 58, 10117 Berlin

2 Quelle www.beamten-magazin.de

3 Quelle: „Auf halbem Weg. Die Studien- und Arbeitsmarktsituation von Ökonominnen im Wandel“ von Andrea-Hilla Carl, Friederike Maier und Dorothea Schmidt, Edition sigma Berlin 2008


Mehr Infos:

    • Die belgische Gewerkschaft FGTB zeigt mit ihrem Video-Clip den „Frauenschlussverkauf -25%“
      www.dgb-frauen.de/themen/entgeltgleichheit/film-frauen-schlussverkauf/
    • Equal Pay Day Seite bei den DGB-Frauen http://www.dgb-frauen.de/
    • Equal Pay Day & Gender Pay Gap – Geschlechtergleichstellung auch beim Einkommen: Seit 2008 findet jedes Jahr der Equal Pay Day statt, an welchem der Gender Pay Gap, also der prozentuale Durchschnitts-Bruttoverdienst von Frauen und Männern errechnet wird. Das Aktionsbündnis besteht aus der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), dem Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) Germany, dem Deutschen Frauenrat (DF) – in dem auch der DGB vertreten ist – und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Kontakt: Ilona Kneißler, Koordination des Equal Pay Day, Tel. 04 81 – 42 11 49 34, E-Mail info@equalpayday.de
    • www.gdp.de/Niedersachsen >> Frauengruppe
    • Infos in Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Equal_Pay_Day
Red.

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