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Polizeiverwaltung/Versorgung im Einsatz

„Die Versorgung ist das Herzstück eines jeden Einsatzes“

Sabine Kaunzner ist Leiterin der Wirtschaftsverwaltung der PI Göttingen und ist seit etwa 15 Jahren für die Versorgung verantwortlich. (Foto: GdP/DP 5/2021)
Sabine Kaunzner ist Leiterin der Wirtschaftsverwaltung der PI Göttingen und ist seit etwa 15 Jahren für die Versorgung verantwortlich. (Foto: GdP/DP 5/2021)
Hannover.

Aus der DP Ausgabe 05/2021: Das Thema Versorgung bleibt ein Dauerbrenner. Im Januar haben wir zuletzt über Kritik an der Einsatzversorgung berichtet, als uns vermehrt Meldungen aus der Bereitschaftspolizei erreichten, die von aktuellen Missständen berichteten. Sabine Kaunzner aus der Wirtschaftsverwaltung der PI Göttingen kennt die Klagen – und kann sie verstehen. Seit etwa 15 Jahren ist sie verantwortlich für die Versorgung in der Polizeiinspektion. Sie kann auf vielfältige Entwicklungen zurückblicken, die es bezüglich des Themas gab und kennt sich aus mit der Frage, wie eine gute Versorgung in der Polizei aussehen sollte. Wir haben sie dazu interviewt.

DP: Erkläre uns doch einmal kurz, worin genau deine Aufgaben in der Wirtschaftsverwaltung bestehen

Sabine Kaunzner: Ich bin Leiterin der Wirtschaftsverwaltung der PI Göttingen. In meinem Bereich sind 15 Beschäftigte tätig, für die ich die Dienst- und Fachaufsicht habe. Wir haben ein Haushaltsvolumen von ca. 2 Mio. Euro, die es unter dem Grundsatz der Haushaltsführung in Absprache mit der Führung zu bewirtschaften gilt. Alle Kosten, die für originäre Polizeiarbeit benötigt werden sowie alle Aufgaben im Liegenschaftsbereich werden in der Wirtschaftsverwaltung bewältigt. Diese Aufgabenaufzählung ist nur beispielhaft. Wir sind die Dienstleister innerhalb der Polizei.

DP: Welche Defizite siehst du aktuell beim Thema Versorgung?

Sabine Kaunzner: Das grundsätzliche Problem sehe ich darin, dass das Thema Versorgung oftmals von Seiten der Behörden nicht so ganz ernst genommen wird. Prinzipiell müssen die Einsatzkräfte so versorgt werden, wie es ihnen rechtlich zusteht. Entscheidend ist dabei aus meiner Sicht, dass die Erlasslage voll im Sinne der Einsatzkräfte ausgelegt wird. Ich habe oft den Eindruck, dass die Einnahme von Mahlzeiten als unnötiger Zeitaufwand angesehen wird. Es kann doch nicht sein, dass erwartet wird, dass die Kräfte satt von zu Hause kommen und darüber hinaus dann nur ein minimales Angebot gemacht wird. Das mag für die Einsatzführung so einfacher sein, aber die Verpflegung stellt für die Motivation und Leistungsfähigkeit einen ganz wichtigen Faktor dar. Meine Erfahrungen zeigen, dass sie in diesem Sinne das Herzstück des Einsatzes ist.

DP: Was macht eine gute Versorgung im Einsatz denn aus?

Sabine Kaunzner: Das kann man pauschal nicht sagen. Die Versorgung muss je nach Art und Ort des Einsatzes angepasst werden. Klar ist aber: Die Kräfte haben im Laufe der Jahre ihre Essgewohnheiten verändert, und zwar zum Positiven. Dicke, blähende Mahlzeiten sind nicht mehr der Hit. Es geht nicht mehr darum, schnell satt zu werden. Stattdessen legen sie Wert auf eine gesunde und nahrhafte Versorgung, die nicht belastet. Das wirkt sich natürlich auch im Einsatz positiv aus. Ich bin daher dafür, dass der Inhalt der Lunchpakete überdacht und regelmäßig überarbeitet wird. Das gleiche gilt übrigens auch für deren Preis.

DP: Das bedeutet aber natürlich zusätzlichen Aufwand für Planung, Verwaltung und auch in der Ausführung.

Sabine Kaunzner: Natürlich wird für die Planung und auch für die Zubereitung einiges an Arbeitszeit verwendet, die damit zusätzlich zu den Aufgaben im „normalen Polizeileben“ benötigt wird. Aber mal ehrlich: Wieviel Zeit wird in den Vorbereitungsstäben in unendlichen Besprechungen als selbstverständlich angesehen? Und auch auf das allgemeine Gesundheitsmanagement wird in der Organisation Polizei so ein starkes Augenmerk gelegt, dass es schon stark verwundert, dass das Thema Versorgung dabei kaum Beachtung findet.

DP: Eine Lösung, die immer wieder im Raum steht, sind externe Caterer, die diese Aufgaben übernehmen können. Was denkst du dazu?

Sabine Kaunzner: Externe Dienstleister können eine gute Unterstützung liefern, aber niemals die Kernaufgaben einer internen Lösung übernehmen. Einem Caterer fehlt es dafür einfach an Verständnis und Erfahrung in Bezug auf die Abläufe eines Polizeieinsatzes. Die Einsatzversorgung muss immer wieder spontan und flexibel reagieren können, zum Beispiel bei einem vorzeitigen Einsatzende, einer Verlagerung oder Verlängerung. Das führt regelmäßig zu Komplikationen mit Dienstleistern, bedarf langwieriger Planungen und macht auch die Kosten unkalkulierbar. Hinzu kommt die soziale Komponente: Wir erfahren oft, wie wichtig die Essensausgabe auch für einen kurzen kollegialen Austausch oder ein paar motivierende Worte ist. Solche wichtigen Momente fallen dann einfach weg.

DP: Was wird vonseiten der Behörden getan, um die Versorgungslage zu verbessern?

Sabine Kaunzner: Landesweit gab es in den Behörden schon die unterschiedlichsten Arbeitsgruppen zum Thema „Versorgung“. Teilweise haben diese auch gute Konzepte entworfen. Allerdings mangelt es an der Umsetzung der AG-Ergebnisse. Ein Beispiel dafür ist die Erstellung einer Verfügung für die standardisierte Versorgung im Einsatz innerhalb einer Behörde. Diese wurde zwar angekündigt, ist aber bis heute nicht erfolgt. Leider geht es auch in der AG in erster Linie um die Betrachtung der finanziellen Bewertung.

DP:  Was wünschst du dir für die Zukunft der Einsatzversorgung?

Sabine Kaunzner: Dass diesem Thema mindestens genauso ein Augenmerk gewidmet wird wie der Ausrüstung und der Ausstattung von Einsatzkräften. Ein bisschen mehr Vertrauen in die Erfahrung der polizeieigenen Versorgungsgruppen. Sie haben jahrelang hervorragende Arbeit geleistet! Getreu dem Motto „Ohne Mampf keinen Kampf“.



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