Landesjournal Niedersachsen Mai 2019 - Leitartikel - Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf
Gerade für den Bereich des sozialen Lebens gibt es eindrucksvolle Filme und Spots, die dieses „Dilemma“ auf den Punkt bringen. Mir ist einer ganz besonders in Erinnerung: darin geht der Vater an Heiligabend zum Nachtdienst, kommt frühmorgens gerädert nach Hause, schaut vor dem Schlafengehen noch kurz bei seinen Kindern in ihren Zimmern vorbei und muss nach wenig Schlaf wieder aufstehen, weil der nächste Nachtdienst ruft.
Schichtdienst wird es bei der Polizei immer geben, aber es geht um die Ausgestaltung, um die Ruhephasen, um die Regeneration. Dazu muss die Wochenarbeitszeit reduziert werden und die Rahmenbedingungen müssen insgesamt verbessert werden. Viele fühlen sich im Schichtdienst fast wie „Aussätzige“. Am besten sollen sie immer erreichbar und einsatzbereit sein. Etliche haben sich damit arrangiert – nach dem Motto „Was soll man auch sonst machen?“.
Der Umgang mit dem Schichtdienst und den Schichtdienstleistenden ist offensichtlich für diejenigen, die dies selbst nicht kennen, schwierig. Deshalb müssen umso mehr die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Sichtweise von Beschäftigten und Arbeitnehmervertretungen wie der GdP ernst genommen werden.
Diese Schwierigkeit, das nachzuvollziehen, trifft offensichtlich auch für den niedersächsischen Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) zu. Er hatte am 11. Februar 2019 in der NDR-Sendung „Hallo Niedersachsen“ gesagt, dass die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes nicht nur auf die Entgelte schauen sollten, sondern auf die wirklichen Vorteile, wie zum Beispiel die Vereinbarkeit von „Familie und Beruf“.
Daraufhin hat die GdP ihn angeschrieben und ihm vorgeschlagen, ihn einmal intensiver über die Probleme der Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Beruf, insbesondere für Schichtdienstleistende, zu informieren. Kurz darauf kam eine Einladung seinerseits und Sebastian Timke, Schichtdienstleistender und Mitglied im geschäftsführenden GdP-Landesvorstand sowie ich selber waren am 19. März zu Gast im Finanzministerium.
Minister Hilbers hörte sehr aufmerksam zu, gab sich verständnisvoll und bewertete die Aussagen als durchaus nachvollziehbar. Man sei dabei, die Situation kontinuierlich zu verbessern, auch die im Schichtdienst.
Wir haben in dem Gespräch deutlich gemacht: Die Arbeit von Schichtdienstleistenden muss mehr wertgeschätzt und anerkannt werden. Sie stehen im Blickpunkt der Öffentlichkeit, werden verbal und tätlich angegriffen, von Einigen respektlos behandelt, mit Anzeigen überzogen und machen dennoch eine hervorragende Arbeit für die Sicherheit im Land und somit für die Bürgerinnen und Bürger. Das Vertrauen in die Polizeiarbeit ist hoch und sie verdient noch mehr Unterstützung durch die Politik. Es wird seitens der GdP durchaus gesehen, dass sich die Politik für mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen, angemessenere Besoldung und eine verbesserte Ausstattung/Ausrüstung stark macht. Dennoch muss ein zusätzlicher Investitionsschub für die Polizeiarbeit freigegeben werden und der Schichtdienst muss dringend bessere Rahmenbedingungen erhalten.
Der Austausch mit der Politik wird dazu beitragen, dass die Arbeit der Schichtdienstleistenden mehr Gehör erhält. Die GdP bleibt weiter dran.
Dietmar Schilff,
GdP-Landesvorsitzender
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