Zum Inhalt wechseln

Schichtdienstforum 2015

Anforderungen an die künftige Schichtdienstgestaltung formuliert

Anforderungen an die künftige Schichtdienstgestaltung formuliert, Foto: GdP/Jürgen Seidel
Düsseldorf.

Ende des Jahres läuft die Experimentierphase aus, in der in den Behörden neue Schichtdienstmodelle erprobt werden können. Spätestens dann muss das Innenministerium eine neue Arbeitszeitverordnung der Polizei (AZVOPol) vorlegen, mit deren Hilfe die gesundheitsbelastenden Faktoren des durchgehenden Wechselschichtdienstes deutlich reduziert werden können. Auf einem Schichtdienstforum am 10. Juni in Düsseldorf hat die GdP dazu einen umfassenden Forderungskatalog vorgestellt, der nicht nur bei den mehr als hundert anwesenden Kolleginnen und Kollegen aus dem Wach- und Wechseldienst, sondern auch bei den ebenfalls anwesenden Schichtdienstexperten der Polizei und der Arbeitswissenschaft auf breite Zustimmung gestoßen ist.

Drei des insgesamt 18 Punkte umfassenden Forderungskatalogs fanden auf dem Forum besondere Aufmerksamkeit: 1. Der tägliche Schichtdienst darf nicht länger als acht Stunden dauern. Eine Forderung, die vor allem arbeitsmedizinisch begründet ist, weil jenseits der 8-Stunden-Grenze die Unfallgefahr stark steigt, was bei Einsätzen zu einem hohen Risiko führt. 2. Die wöchentliche Arbeitszeit im Schichtdienst muss von 41 auf 35 Stunden reduziert werden. Das kann auch durch eine Faktorisierung der Schichtdienstzeiten erreicht werden, bei der die Stunden im Nacht- und Wochenenddienst mit einem Faktor von mindestens 1,2 gewichtet werden. 3. Zudem fordert die GdP, dass Polizisten, die 20 Jahre im durchgängigen Schichtdienst gearbeitet haben, einen Rechtsanspruch bekommen, zumindest vorübergehend aus dem Schichtdienst herausgenommen zu werden, um sich gesundheitlich zu erholen.
Vorstandsmitglied Michael Mertens, der das Positionspapier der GdP maßgeblich entwickelt hat, erinnerte auf dem Forum daran, dass Politik immer auch das Bohren dicker Bretter ist. „Vor allem die Reduzierung des Schichtdienstes auf 35 Stunden wird nicht einfach zu erreichen sein“, sagte er. „Aber unsere Forderung ist sehr gut begründet, denn wir wollen verhindern, dass junge Kolleginnen und Kollegen im Schichtdienst verschlissen werden, um später reihenweise aus gesundheitlichen Gründen ausfallen.“ GdP-Landesvorsitzender Arnold Plickert erinnerte zudem daran, dass von einer weniger gesundheitsbelastenden Gestaltung des Schichtdienstes auch das Land als Arbeitgeber der Polizisten profitiert, weil dadurch die hohe Krankenquote bei der Polizei sinken würde.
Eine im vergangenen Jahr vom Innenministerium eingesetzte Arbeitsgruppe Schichtdienst ist in ihrem Abschlussbericht zu ähnlichen Handlungsempfehlen wie die GdP gekommen. Michael Roggow, Geschäftsführer der vom Innenministerium eingesetzten Arbeitsgruppe, sagte dazu auf dem Forum, dass es auch in Zukunft nicht ein einheitliches Schichtdienstmodell für alle Behörden geben wird, dass aber landesweit geltende Mindeststandards festgelegt werden müssen. Die Arbeitsgruppe hat dazu unter anderem vorgeschlagen, dass Dauer und Lage der wöchentlichen Ruhezeit verbindlich durch die AZVOPol geregelt werden. Zudem sollte die vorgeplante Schichtlänge einheitlich auf acht Stunden festgelegt werden.
Weitere Impulse kamen auf dem Schichtdienstforum von Ralf Kaster, der das in Bielefeld entwickelte Fünf-Schichten-Modell vorgestellt hat. Der Leiter Gefahrenabwehr und Einsatz im PP Duisburg, Rüdiger Wollgramm, erläuterte am Bespiel seiner Behörde, wie die Sicherstellung der Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit der Polizei mit dem Ziel, gesundheitsbelastende Faktoren in der Schichtdienstgestaltung zu minimieren, vereinbart werden kann. Die Arbeitswissenschaftlerin Hiltraud Grzech-Sukalo erläuterte zudem, warum maximal drei Nachtschichten aufeinander folgen sollen und warum die Schichten vorwärts rotieren müssen. Beide Forderungen werden auch von der GdP geteilt.
Wie sich diese Forderungen in die Schichtdienstpläne bei den Behörden vor Ort integrieren lassen, haben die Teilnehmer des Schichtdienstforums anschließend in vier parallel laufenden Workshops diskutiert. Einer der Erkenntnisse dabei: Um die Gesundheitsbelastungen des Schichtdienstes nachhaltig reduzieren zu könne, ist eine Langfriststudie über die negativen Auswirkungen eines längeren Verbleibs im durchgehenden Wechsel-Schicht-Dienst überfällig. Die bislang hierzu für den Polizeibereich vorliegenden Studien sind zu kurzfristig angelegt.
This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen. This link is for the Robots and should not be seen.
Unsere Wirtschaftsunternehmen