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Kriminalforum 2015

Bei 80 bis 100 Vorgängen pro Monat bleibt kaum Zeit für die Ermittlung der Täter

Düsseldorf.

33 566 Wohnungseinbrüche hat es im ersten Halbjahr 2015 in NRW gegeben, bis Ende des Jahres werden es mehr als 65 000 sein. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote von 14,1 auf 11,1 Prozent gesunken. Verantwortlich für die starke Zunahme der Einbrüche ist auch ein neue Täterstruktur: Zunehmend kommen die Einbrecher nicht mehr aus dem Umfeld des Tatortes, sondern reisen über große Strecken an. Um die Täter trotzdem zu überführen, hat die GdP auf ihrem Kriminalforum am 4. November in Düsseldorf eine schnellere Auswertung der DNA-Spuren der Täter und eine personelle Verstärkung der Kriminalkommissariate gefordert. Eine Forderung, die bei den mehr als 100 Kripo-Experten, die der Einladung der GdP zum Kriminalforum gefolgt waren, auf breite Zustimmung gestoßen ist.

80 bis 100 Fälle bekommt ein Sachbearbeiter im Schnitt jeden Monat auf den Schreibtisch. Selbst in Urlaubszeiten oder während des Besuchs von Weiterbildungsmaßnahmen werden neue Fälle dazu gepackt. Wolfgang Spies, zuständiges Vorstandsmitglied der GdP für die Kripoarbeit, hatte deshalb beim Kriminalforum ausdrücklich darauf hingewiesen, dass unter diesen Voraussetzungen bei vielen Einbrüchen ein echtes Ermittlungsverfahren nicht mehr stattfindet. „Liegen keine Zeugenaussagen oder Anhaltspunkte vor, die auf Tatverdächtige schließen lassen, wird die Mehrzahl der Fälle ohne weitere Nachforschungen eingestellt“, sagte er. „Das ist auch für die Kolleginnen und Kollegen frustrierend, weil sie die Täter überführen wollen, statt Straftaten zu verwalten.“

Bereits 2010 hatte die GdP auf ihrem ersten Kriminalforum zu Wohnungseinbrüchen gefordert, dass in NRW in einem Pilotprojekt einzelne Einbruchskommissariate personell so verstärkt werden, dass sie wieder Zeugen vernehmen und Hinweisen vor Ort nachgehen können. Dann würde sich sehr schnell zeigen, welche Mindeststärken in den Ermittlungskommissariaten erforderlich sind. Umgesetzt hat das Innenministerium diese Forderung bislang nicht. GdP-Landesvorsitzender Arnold Plickert und sein Stellvertreter Wolfgang Spies nutzten deshalb das K-Forum, um noch einmal eindringlich an diese Forderung der GdP zu erinnern. Beide betonten aber auch, dass sich der Mehrbedarf nur dann abdecken lässt, wenn das Land in den kommenden Jahren wieder mehr Polizisten einstellt. Bislang hat Rot-Grün das nur für 2015 zugesagt.

Einen breiten Raum hat in dem Kriminalforum die Frage eingenommen, welche neuen Strategien und Fahndungsansätze die Polizei in NRW nutzen kann, um trotz der schwierigen Rahmenbedingungen die Zahl der Wohnungseinbrüche wieder zu reduzieren und mehr Täter zu überführen. Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann hat dazu aktuelle Entwicklungstrends im Bereich der Einbruchskriminalität und beim Taschendiebstahl vorgestellt. Sorge bereit ihm vor allem der seit Jahren wachsende Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger. Von den 2800 Tatverdächtigen, die die Polizei in NRW in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Bereich der Wohnungseinbrüche ermitteln konnte, gilt das für 1416 Tatverdächtige, also jeden zweiten. Bei den Taschendiebstählen liegt der Anteil reisender Täter nach Erkenntnissen des LKA sogar bei 70 Prozent. Sie reisen tagsüber für ihre Taten nach Deutschland ein und verschwinden nachts wieder über die Grenze. Klassische Ermittlungstätigkeit kommt bei dieser Tätergruppe schnell an ihre Grenzen. Auf dem GdP-Forum sprach sich Schürmann deshalb ausdrücklich für eine enge Verzahnung der Arbeit des Ermittlungs- und des Wach- und Wechseldienstes bei der Bekämpfung von Einbrechern und Taschendieben aus. Auch die Einbeziehung der Hundertschaften bei Schwerpunktkontrollen müsse vorgesetzt werden.

Bodo Buschhausen, Leiter eines Einbruchskommissariats im Polizeipräsidium Essen, kann in seinem Fachreferat zum gleichen Fazit. Neben einer verstärken Präsenz der Polizei in Brennpunkten setzen die Essener auch auf die gezielte Verfolgung besonders aktiver reisender Täter. Sie werden langfristig observiert, um so auch gegen größere Tätergruppen erfolgreich Strafverfahren durchführen zu können. Dass bei der Verfolgung von Einbrechern auch die Einsatzhundertschaften in NRW eine wichtige Rolle spielen, erläuterte zudem der Wuppertaler Zugführer Volker Droste. Wichtig für den Erfolg ist nach seiner Erfahrung, dass die unterstützende BP-Einheit frühzeitig an der Erstellung der konkreten Einsatzkonzeption beteiligt ist.

Auch die gezielte Nutzung der Informationstechnik soll in NRW in Zukunft bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität eine größere Rolle spielen. Anfang September ist in Köln und Duisburg ein Pilotprojekt zu Predictive Policing angelaufen. Dieter Kretzer, Leitender Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Duisburg, dämpfte zwar auf dem GdP-Forum die Erwartung, dass das neue Fahndungsinstrument, das die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs in einem konkreten Straßenzug voraussagen soll, schnell zu einem spürbaren Kriminalitätsrückgang führen wird, er sieht aber im Predictive Policing ein großes Zukunftspotenzial. „Das System hilft uns, eine bessere Datenlage zu schaffen, aber zunächst muss das System mit Daten gefüttert werden, und es muss lernen, aus diesen Daten die richtigen Schlüsse zu ziehen“, sagte Kretzer auf dem GdP-Forum. „Deshalb hilft uns das System, aber es nimmt uns nicht die Arbeit ab.
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