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Der Finger

Foto: GdP
Foto: GdP

Es fing an, wie ein ganz normaler Arbeitstag. Dass ich im Krankenhaus landen und um meine Zukunft bangen würde, war erstmal nicht abzusehen.

Folgendes passierte: Kollegen forderten Unterstützung für einen Hausfriedensbruch in einem Elektromarkt an. Der Grund: Ein Gast randalierte, weshalb die Polizei helfen sollte, den Mann aus dem Geschäft zu befördern. Die Situation eskalierte, ein Kollege und ich mussten eingreifen.

Inmitten einer Menge von Schaulustigen stand ein Mann, der brüllend um sich schlug. Ich näherte mich dem Störenfried von hinten, packte ihn und brachte ihn zu Boden. Damit die Kollegen dem Unruhestifter Handschellen anlegen konnten, fixierte ich mit beiden Händen seinen Kopf. Einen Moment lang war ich unachtsam und bekam nicht mit, wie der Beschuldigte seinen Kopf in Richtung meiner Hand drehte. Plötzlich biss er in meinen rechten Ringfinger und ließ nicht mehr los. Auch wenn er, laut meiner Kollegen, nach einer kurzen Weile von meiner Hand abließ, kam mir der Moment wie eine halbe Ewigkeit vor. Unter heftigen Scherzen befürchtete ich, dass der Mann meinen Finger abbeißen und er mir einen Teil meines Fingers entgegen spucken würde.

Als ich dann meinen Finger sah, dachte ich, dass der Knochen durch sei. Schnell wurde ich ins Krankenhaus gefahren. Die behandelnde Ärztin meinte: „Das sieht so aus, als ob der Knochen gebrochen sei.“ Ein Röntgenbild gab jedoch Entwarnung. Glücklicherweise!

Konsequenz: Ich musste zwei Wochen lang Antibiotikum zu mir nehmen und regelmäßig den Verband um meinen Finger wechseln. Außendienst war aufgrund des Verbands nicht möglich, weil ich keine Waffe bedienen konnte.

Heute nach sechs Wochen: Ich spüre immer noch ein Taubheitsgefühl in dem Finger.
Meine Ärztin vermutet, dass durch den tiefen Biss die Nerven beschädigt wurden.

Seit dem Ereignis hoffe ich, dass sich die Wunde nicht entzündet bzw. dass keine Folgeschäden auftreten. Schließlich bin ich noch nicht Beamter auf Lebenszeit. Und wenn man so mitbekommt, aus welchen Gründen gegen die Kollegen ein PDU-Verfahren (Feststellung der Polizeidienstunfähigkeit: Würde verhindern, dass der Kollege verbeamtet wird und weiterhin als Polizist arbeiten kann. Anmerkung der Redaktion) eingeleitet wird, dann macht man sich schon Sorgen um seine Zukunft.

Damit die Betroffenen nicht mit ihren Behörden in Konflikt geraten und mit beruflichen Konsequenzen rechnen müssen, wurden die Berichte anonymisiert.
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