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Verkehrsforum 2012

Experten fordern Zugang der Polizei zu digitalen Unfallspuren

Experten fordern Zugang der Polizei zu digitalen Unfallspuren - Foto: GdP

Während die Autoindustrie ihre Fahrzeuge immer mehr aufrüstet und selbst in Kleinwagen Fahrassistenzsysteme inzwischen schon fast zur Grundausstattung gehören, verharrt die Polizei noch immer im Analogzeitalter, wenn sie nach einem schweren Verkehrsunfall versucht, den Unfallverursacherdie Unfallursache zu ermitteln. Ein Anachronismus. Denn seit der flächendeckenden Einführung von ABS und von elektronischen Stabilisierungs- und Spurhaltesystemen ist die Unfallaufnahme der Polizei längst an ihre Grenzen gestoßen, weil es herkömmliche Bremsspuren zum Beispiel oft nicht mehr gibt. Die Bordelektronik der beteiligten Unfallfahrzeuge, mit deren Hilfe die Fahrzeughersteller im Handumdrehen Geschwindigkeit, Lenkrichtung, Straßenlage und Bremsverhalten in den entscheidenden Sekunden vor dem Crash auslesen können, bleibt für die Polizei dagegen tabu, denn die Automobilindustrie mauert. Sie verweigert der Polizei bislang selbst nach tödlichen Verkehrsunfällen den Zugang zu den Computerprogrammen, die eine Auswertung der Bordelektronik möglich machen würde, wie auf dem GdP-Forum der Aachener Spurensicherungsexperte Franz Josef Arentz aus leidvoller Praxis berichtete. Eine Blockadehaltung, die auch von der Angst der Unternehmen geprägt ist, dass ihnen ihre eigene Kundschaft den Rücken kehren könnte, wenn bekannt wird, dass sie die Polizei dabei unterstützen, Raser zu überführen.

In zwei Forderungen waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des GdP-Verkehrsforums am 19. November in Düsseldorf deshalb einig:
1. Die Polizei muss Zugang zu den digitalen Unfallspuren der beteiligten Fahrzeuge erhalten, denn sonst wird die Zahl der Unfallbeteiligten, die unschuldig als Unfallverursacher beschuldigt werden, in den kommenden Jahren steigen. Zum Beispiel bei Fahrzeughaltern, die nur deshalb aus einer Nebenstraße auf die vorfahrtberechtigte Straße eingebogen sind, weil sie den mit einer vollkommen überhöhten Geschwindigkeit herannahenden Unfallgegner noch nicht sehen konnten.
2. Zudem muss der Zugang der Polizei zu den digitalen Unfallspuren in den Fahrzeugen gesetzlich geregelt werden, denn auf freiwilliger Basis funktioniert das nicht. Schon deshalb nicht, weil die Unternehmen sonst Wettbewerbsnachteile befürchten müssen. Eine klare gesetzliche Grundlage bietet zudem den Vorteil, dass die so gewonnenen Daten später gerichtsfest verwertbar sind.
Die Sicherung digitaler Unfallspuren war aber nicht das einzige Thema des Verkehrsforums der GdP, das in diesem Jahr unter dem Titel „Digital abgehängt? Verkehrspolizei 2020“ stand. Weitere Themenschwerpunkte waren der Einsatz moderner Fahrerassistenzsysteme und die Nutzung von Section Control zur Geschwindigkeitsüberwachung.
Weil immer mehr Elektronik in die Fahrzeugsteuerung Einzug hält, gehen Verkehrssicherheitsexperten in den kommenden Jahren zwar von tendenziell sinkenden Unfallzahlen aus, ein Selbstläufer ist das aber nicht, wie auf dem Forum Welf Stankowitz vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat und der Kölner Verkehrspsychologe Prof. Dr. Egon Stephan betonten. Denn entscheidend ist auch in Zukunft der Faktor Mensch: Wenn immer stärker die Technik die Fahrzeugsteuerung übernimmt, nimmt bei den Autofahrern tendenziell die Gefahr der Selbstüberschätzung zu.
Trotzdem wäre für die Verkehrssicherheit bereits viel gewonnen, wenn die neuen technischen Möglichkeiten gezielt genutzt werden würden. So sollte nach Meinung der Forums-Teilnehmer zumindest für LKW ein Notfallbremsassistent gesetzlich vorgeschrieben werden. Auch die Forderung der GdP nach Nutzung von Section Control zur Geschwindigkeitsüberwachung traf auf dem Forum auf große Unterstützung. „Section Control wird in vielen europäischen Ländern seit Jahren mit großem Erfolg eingesetzt. Es ist überfällig, dass wir auch in Deutschland die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen. Sonst verlieren wir den Anschluss“, sagte auf dem Forum GdP-Vorstandsmitglied Michael Mertens. Wichtig ist dabei für die GdP vor allem der die erzieherische Wirkung. Section Control sollte deshalb vorher am Straßenrand angekündigt werden. Zudem will die GdP auch mobile Anlagen einsetzen, die von der Polizei betrieben werden.
Mertens, der im GdP-Vorstand für den Verkehrsbereich zuständig ist, will dafür sorgen, dass die Forderungen des Forums jetzt in die Politik getragen werden. „Die Durchsetzung von Section Control und das Zugriffsrecht auf digitale Fahrzeugdaten – das ist das Bohren dicker Bretter“, meinte Mertens auf dem Forum. „Aber das können wir als GdP.“






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