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Fachkräftemangel auch bei der Polizei?

Mainz.

Qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Polizei zu finden und sie zu binden, ist schon heute eine große Herausforderung und wird zukünftig immer schwieriger. Insbesondere im IT-Bereich und in anderen Spezialgebieten ist eine Konkurrenz zur freien Wirtschaft, aber auch innerhalb des öffentlichen Dienstes festzustellen.

Unterschiedliche Eingruppierungs- und Entgeltsysteme bei den Ländern, dem Bund und den Kommunen führen zu Abwanderung von Fachkräften. Forderungen der GdP nach Zulagen für Fachkräfte wurden bisher nicht aufgegriffen; weil die Landesregierung noch immer die Meinung vertritt, dass der öffentliche Dienst keinen Fachkräftemangel zu verzeichnen habe.

Kurzer Rückblick: Bis 2005 galten für den öffentlichen Dienst einheitliche Tarifverträge Im Oktober 2005 wurde für die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen der TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) abgeschlossen. Für die Beschäftigten der Länder wurde eigenständig verhandelt, und zum 01. November 2006 trat der TV-L (Tarifvertrag Länder) in Kraft. Hessen ist aus der Tarifgemeinschaft der Länder ausgetreten und hat einen eigenen Tarifvertrag (TV-L/H).

Diese Spaltung führt zu unterschiedlichen tariflichen Regelungen für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Und die Beschäftigten der Länder tragen die rote Laterne, weil sie stets hinterher hinken. Geringere Tabellenentgelte, verlängerte Stufenlaufzeiten in der „kleinen“ Entgeltgruppe 9 oder geringere Höhergruppierungsgewinne sind Beispiele für die Benachteiligung.

Kein Wunder, dass die Polizei keine Fachkräfte wie z.B. Ärztinnen und Ärzte findet oder die Qualifikation mancher Bewerberinnen und Bewerber zu wünschen übrig lässt. Fakt ist: Wer die besten Köpfe haben will, muss auch bereit sein, sie anständig zu bezahlen. Sonst gehen sie woanders hin. Das Problem haben Bund und Kommunen aber auch das Land Hessen schon lange erkannt. Sie zahlen zur Deckung des Personalbedarfs oder zur Bindung von Fachkräften Zulagen bis zu 1.000 Euro monatlich. Daran sollte sich die Landesregierung ein Beispiel nehmen.

Norbert Jung, Tarifbeschäftigter im PP ELT: „Wir fordern unsere Landesregierung auf: Verschließt nicht länger die Augen vor der Problematik. Erstellt eine Fachkräftestrategie für den öffentlichen Dienst und setzt euch dafür ein, dass die Eingruppierungsregelungen von Bund und Kommunen in der nächsten Tarifrunde für die Länder übernommen werden. Wir brauchen qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, um die Polizeiarbeit weiterhin professionell fortzuführen und die innere Sicherheit zu gewährleisten."