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Pressemitteilung

Mord an Yasmin und Alexander - ein Kommentar von Sabrina Kunz

Mainz.

Nach dem schrecklichen Mord an unserer Kollegin Yasmin und unserem Kollegen Alexander sitzen die Fassungslosigkeit und die Trauer weiterhin tief.



Beeindruckt von einer Berichterstattung bei WELT.de vom 05. Februar 2022 (https://www.welt.de/politik/deutschland/article236680193/Herbert-Reul-Schluss-mit-der-Herrenreiter-Attituede-gegenueber-Polizei.html) unter der Überschrift "Politik muss ihre moralische Herrenreiter-Attitüde gegenüber der Polizei ablegen" formulierte Landeschefin Sabrina Kunz auf ihrem persönlichen Facebook-Profil einen Kommentar, der scheinbar durch viele Kolleginnen und Kollegen ähnlich empfunden wird. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen diesen nicht vorenthalten:

"Diese Berichterstattung spricht mir aus dem Herzen. Seit weit mehr als 12 Jahren beklagen wir im ganzen Bundesgebiet - aber insbesondere auch in Rheinland-Pfalz - die Zunahme von Gewalt, Respektlosigkeit und Diffamierungen unserem Berufsstand gegenüber. Dabei haben sich Hemmschwellen verschoben. Dass diese schrecklichen Morde an Yasmin und Alex passieren mussten, um die Gesellschaft endlich aufzurütteln, macht mich so unendlich traurig und betroffen. Die Anteilnahme ist wichtig und wir sind dafür auch sehr dankbar. Dabei alleine darf es aber nicht bleiben.

Wenn sich nur ein Polizist oder eine Polizistin scheinbar oder tatsächlich in der Wahrnehmung von Einzelnen, Medien oder Politikerinnen und Politikern falsch verhält, springen alle, die meinen was sagen zu können, darauf und alle Polizeibeschäftigte werden durch die Mangel genommen: Rufe nach Beschwerdestellen, Kennzeichnungspflichten, Antidiskriminierungsstellen etc. werden laut.

Dass wir seit deutlich mehr als einem Jahrzehnt den mahnenden Finger zu dem Zustand unserer Gesellschaft heben, weil wir dies alltäglich im Dienst live erleben, führt immer erst sehr spät zu einem Aufschrei. Das ist nur schwer zu verstehen und das frustriert viele von uns.

Wir brauchen wieder einen gesellschaftlichen Rückenwind, welcher dem Staat - und demzufolge insbesondere der Polizei - wieder mehr Wertschätzung, Anerkennung und Respekt verschafft. Einen Rückenwind, der stärkt. Die Kultur des ständigen Hinterfragens staatlichen und polizeilichen Tuns muss ein Ende haben. Wir sind eine Bürgerpolizei, welche die Gesellschaft und die Menschen schützt und durchgreift, wenn es sein muss, weil es anders nicht mehr geht. Und das wollen wir auch bleiben. Wir sind weder eine Bedrohung, noch eine Gefahr.

Wir brauchen einen starken und stolzen Staat, der Probleme nicht nur ernsthaft benennt, sondern auch gemeinschaftlich an Lösungen arbeitet.

Hierzu gehört es auch, die Welt realistisch und nicht „blumisch“ zu sehen. Wir sind als Polizei rund um die Uhr und nachts dort, wo sich unser gesellschaftlicher Bodensatz abspielt. Momente, in denen wir Abgründe, Not und Elend erleben und all das, von dem viele Menschen glauben, dass es das doch gar nicht geben kann.

Wir brauchen einen Staat, der sich zu wehren weiß, der all dies nicht duldet und sich auch mit aller Konsequenz durchsetzt. Dass der Mann (Täter), der aus Idar-Oberstein kommt und zu Straftaten und Morden an Polizistinnen und Polizisten aufruft, wegen eines fehlenden Haftgrundes wieder auf „freien Fuß“ muss, zeigt die systemischen Schwächen auf, die es anzupacken gilt. Das gilt auch für das zu erwartende Strafmaß.

Dies erfordert auch eine vollumfängliche Stärkung der Justiz und eine ernstgemeinte Diskussion über den Zustand unseres Rechtsstaates in Gänze."