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Kriminalität: Analog weniger, digital mehr

Mainz.

„Das scheinbare Absinken der statistisch erhobenen Fallzahlen darf keinesfalls als Signal zum Personalabbau verstanden werden!“. Offenbar ist die Landes-GdP in diesem Punkt einer Meinung mit Innenminister Lewentz, der die Beibehaltung des Einstellungsniveaus von 580 Anwärterinnen und Anwärtern pro Jahr angekündigt hat.

Es gehe darum, so GdP-Vize Bernd Becker, alle Bereiche der Polizei auf einen Stand zu bringen, der der Aufgabenlast einerseits und der Funktionalität andererseits gerecht werde.
Dabei sei die bloße Zahl erfasster Straftaten nicht das allein ausschlaggebende Kriterium. Becker: „Die Bearbeitung wird in Zeiten der Digitalisierung und steigender Anforderungen an die Beweisführung immer aufwändiger und komplexer“.
Und außerdem dürfe aus Sicht der GdP durchaus bezweifelt werden, dass die Gesamtkriminalität wirklich zurückgehe. „Das gilt auf jeden Fall für die analoge und herkömmliche Kriminalität. Dass unsere Kolleginnen und Kollegen beim Thema Einbruchdiebstahl über Verfolgungsdruck und Aufklärung sowohl einen Rückgang der Fallzahlen, als auch eine Steigerung der Aufklärungsquote erreichen konnten, ist eine super Sache“, schließt sich Becker dem Lob des Ministers an.
Er weist jedoch darauf hin, dass die Kriminalität rund um das Internet seit Jahren massiv ansteigt und bei Weitem nicht in vollem Umfang in der Kriminalstatistik dargestellt wird. Die GdP schätzt, dass etwa das Doppelte der rund 12.000 erfassten Fälle von den Polizeidienststellen im Land bearbeitet werden. Sven Hummel vom Fachausschuss Kriminalpolizei der GdP erläutert: „Diese Straftaten werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst, wenn es keine Hinweise auf einen Tatort in Deutschland gibt. Die Ermittlungsarbeit fällt trotzdem an und es gibt auch Geschädigte in Rheinland-Pfalz.“ Man gehe darüber hinaus von einem enorm großen Dunkelfeld nicht angezeigter Straftaten aus.

Bei der Einstellung von Polizistinnen und Polizisten sieht die GdP die Landesregierung auf einem guten Weg und fordert für den Einzelhaushalt 2021 die Beibehaltung von 580 Einstellungen. Das führe zu einem absehbaren Personalaufbau um 600 auf etwa 9.500 im Jahr 2025. 10.000 Vollzeitstellen sind nach Berechnungen der GdP erforderlich, um Funktionalität und Aufgabenlast gerecht zu werden.
Zudem müsse die Polizei – insbesondere die Kriminalpolizei - mit Spezialistinnen und Spezialisten verstärkt werden. Tarifvertreter René Klemmer sieht an dieser Stelle große Probleme: „Wir bieten als Polizei ganz spannende Arbeitsplätze, aber mit der Bezahlung, die wir anbieten können, sind wir weder am Arbeitsmarkt erfolgreich, noch in der Lage, Abwanderungen zu verhindern“. Die derzeitige Möglichkeit, Zulagen zu zahlen sei bei Weitem nicht ausreichend, für konkurrenzfähige Bezahlung zu sorgen. Das Land sei gefordert, sich am Arbeitsmarkt nach der Decke zu strecken.
Das durch Minister Lewentz angekündigte Vorhaben, geeignete Bewerber mit IT-Studium zu Polizistinnen und Polizisten auszubilden, begrüßt die GdP ausdrücklich.

Als Herkulesaufgabe bezeichnet GdP-Mann Becker die Digitalisierung der Polizeiarbeit, die nicht nur auf Bundesebene und beim Landeskriminalamt eine Riesenherausforderung sei, sondern sich bis zu jedem einzelnen Sachbearbeiter und jeder Sachbearbeiterin auswirke.

Vor dem Hintergrund der sprunghaft ansteigenden Fälle von Kinderpornographie fordert die GdP aktuell die Beschaffung moderner Auswerteprogramme als landeszentrale Anwendung. Hummel: „Wenn ein dringender Bedarf festgestellt wird, sollte es möglich sein, die erforderlichen Haushaltsmittel flexibel bereitzustellen“.



Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist die mit Abstand größte Interessenvertretung der Polizeibeschäftigten in Rheinland-Pfalz. Sie engagiert sich für ihre landesweit rund 9.300 Mitglieder, für die Zukunftsfähigkeit der gesamten Polizei sowie auf dem Gebiet der Gesellschaftspolitik.

Bei Rückfragen steht Ihnen unser stellvertretender Landesvorsitzender Bernd Becker gerne zur Verfügung:

Mobil: 01705414752
E-Mail: Bernd.Becker@gdp.de
Die Pressemeldung findet ihr HIER zum Ausdrucken.