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Volles Rohr

Die JUNGE GRUPPE (GdP) im Gespräch mit der „Autorisierten Stelle Digitalfunk BOS"

Mainz.

Die Welt wird immer digitaler. Das merken wir auch regelmäßig in unserem polizeilichen Alltag: twitternde Polizei, Facebookseiten der Polizei, IT-Kriminalitätsphänomene wie Cybercrime, das Projekt mobiler Arbeitsplatz und nicht zuletzt: der Digitalfunk.

Seit seiner flächendeckenden Einführung in Rheinland-Pfalz im Jahr 2013 hat sich einiges verändert. Zukünftig soll der technische Fortschritt uns noch einige Neuerungen bringen, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt mit dem Digitalfunk in Verbindung bringen kann.

Dazu gehören Begriffe wie zAVT (zentrale Abfrage- und Vermittlungstechnik), zELS (zentrales Einsatzleitsystem), zNuE (zentrales Notruf- und Einsatzmanagement) und die damit verbundene GPS-Ortung von Endgeräten.


Dieses viel diskutierte und mit reichlich Scheu, fast ängstlich betrachtete Thema nahm die JUNGE GRUPPE Koblenz zum Anlass, die wichtigsten Fragen für euch im Gespräch mit dem derzeitigen Leiter der „Autorisierten Stelle Digitalfunk BOS“ (AS) Markus Moog, seinem Kollegen Jens Hoffmann, technischer Leiter der Projektgruppe Leitstelleninfrastruktur (PG LI), sowie dem Landesvorstand der GdP, Ernst Scharbach und Bernd Becker, zu erörtern.


Was ist die Autorisierte Stelle und was macht „Sie“?

Die AS ist ein Dienstleister für alle Behörden- und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) in Rheinland-Pfalz. Bei ihr handelt es sich um die einzige technische Dienststelle, die BOS-übergreifend arbeitet. Sie ist also keine rein polizeiliche Dienststelle, was auch an der personellen Zusammensetzung zu erkennen ist: Polizei- und Feuerwehrbeamte, Angestellte des Rettungsdienstes, Tarifbeschäftigte, Ingenieure, Elektrotechniker, Informatiker, ja sogar Physiker arbeiten in der AS RP.
Ihr Service ermöglicht überhaupt den Betrieb des Digitalfunks: Sie baut, betreut und optimiert das Netz, sie beschafft, programmiert und verwaltet die Endgeräte und sie steht bei funktechnischen Angelegenheiten 24/7 zur Verfügung. Im Rahmen dieser Aufgaben ist die AS gemeinsam mit der PG LI auch mit der der Beschaffung von Hard- und Software beauftragt und am Ausbau der Leitstellen beteiligt.


Das zentrale Einsatzleitsystem

Das zELS soll in Zukunft die Aufgaben der Einsatzdokumentation und Einsatzverwaltung in der Leitstelle übernehmen; zum Beispiel den Status der eingesetzten Kräfte anzeigen, Kräfte orten und daraus Bewegungsrichtungen feststellen („tracken“) Dispositionsvorschläge unterbreiten, Einsätze auf einer digitalen Karte anzeigen, und, und, und… kurz gesagt: ein landeseinheitliches Einsatzleitsystem, das weitreichende Unterstützungsmöglichkeiten und Schnittstellen zu den gängigen und zukünftigen Informations- und Sachbearbeitungsprogrammen bietet. Die Beschaffung des zELS soll landesweit für alle BOS einheitlich erfolgen.

Die Zentralisierung des Notruf- und Einsatzmanagements soll parallel unabhängig von der zELS-Beschaffung auf alle Präsidien ausgedehnt werden. Wir sprechen dabei vom zentralen Notruf- und Einsatzmanagement (zNuE). Das beim PP Mainz bereits laufende Pilotprojekt zielt darauf ab, dass alle Notrufe im Präsidialbereich bei der FZ auflaufen.

Der Grad der Zentralisierung und die Arbeitsteilung zwischen der FZ und den Inspektionen/Einsatzkräften werden nicht durch die Technik vorgegeben. Alle Beteiligten arbeiten gemeinsam in einem System, über Schnittstellen und Aufgabenverteilung wird durch die Nutzer – die Präsidien – entschieden. Es handelt sich um eine landesweit vernetzte IT-Anwendung. Bei Überlastung oder Ausfall einer kompletten FZ könnten deren Aufgaben von einer anderen FZ, technisch sogar von einer anderen BOS-Leitstelle aus, übernommen werden.

Um dies alles zu ermöglichen wird die zentrale Abfrage- und Vermittlungstechnik (zAVT) benötigt. Dies ist im Kern ein IT-Projekt, das sowohl Soft- als auch Hardwarekomponenten enthält (Einsatzleittisch, Touch-Bedienteile, Server, PCs und Anschaltekomponenten usw.).Das heißt, in der nächsten Zeit werden alle Führungszentralen im Land umgebaut und technisch auf den Stand gebracht, das Vorhaben auch umsetzen zu können.

Bis zur vollständigen „Umrüstung“ sind noch viele einzelne Arbeitsschritte notwendig. Aktuell wird die Ausschreibung für das zELS, die Einsatzleitsoftware, die den ELIAS ablösen soll, vorbereitet. Sobald ein geeignetes System gefunden bzw. entwickelt ist, kommt dieses in eine Testphase, die nach einiger Zeit evaluiert wird.

Markus Moog: „Wir haben mit der Einführung der neuen Leitstellentechnik ein Mammutprojekt vor uns. Aber das Gesamtpaket ist die Zukunft und die Basis einer professionellen Einsatzabwicklung, die gerade bei der heutigen Einsatzbelastung und den veränderten Einsatzlagen erforderlich ist!“


GPS-Ortung von digitalen Endgeräten

Um die Einsätze wie beschrieben koordinieren zu können, bedarf es neben der Verwendung des Statusgebers auch der GPS-Ortung der Funkgeräte. Dies soll zunächst an den in den Funkstreifenwagen verbauten Endgeräten (MRT-Mobile-Radio-Terminal) erfolgen. Dabei ist es möglich, die Weg- und Zeitparameter des Trackings (Nachverfolgung) variabel einzustellen. Das kleinste mögliche Zeitintervall beträgt 30 Sekunden. Die jeweilige FZ bekommt somit einen Überblick über die im Dienstgebiet verfügbaren Kräfte sowie deren aktuellen Status inklusive des Standortes in Form einer Kartendarstellung. Die Ortung ist dabei bis auf wenige Meter genau, natürlich je nach Stärke des GPS-Signals.

„Aber dann sieht man ja, dass wir gerade im McDrive stehen oder nachts in der Garage der Dienststelle, anstatt Streife zu fahren!!!“ Genau! Aber: Ist das verboten? Nein! Einsatzverpflegung, Sachbearbeitung auf der Dienststelle und Ermittlungen sind alltägliche Bestandteile im „Einsatzleben“ eines Polizeibeamten.

Zwei Punkte sind hier trotzdem spielentscheidend:
    1. Unsere Eigensicherung!
    2. Eine optimale Einsatzdisposition!

Unserer Meinung nach brauchen wir keine Angst vor der GPS-Ortung zu haben. Dieses technische Einsatzmittel ermöglicht uns ein hohes Maß an Professionalität bei der Bewältigung von polizeilichen Einsatzlagen. Es verbessert die Eigensicherung unserer Kolleginnen und Kollegen deutlich, denn im Notfall kann schnell und „unbürokratisch“ geholfen werden.

JUNGE GRUPPE Koblenz:
„Natürlich bedarf es bei der Einführung und späteren Nutzung dieser modernen Technik der fortwährenden Begleitung durch den Personalrat und die Gewerkschaften, damit erhobene Daten nicht missbräuchlich verwendet und rechtliche Rahmenbedingungen durch den Arbeitgeber eingehalten werden. Wir bleiben an diesem Thema dran.“

Zur Info: Rechtlich manifestiert sich die GPS-Ortung durch den § 32g BDSG (Bundesdatenschutzgesetz). Hiernach darf der Arbeitgeber den geografischen Standort (Ortungssysteme) seiner Beschäftigten zur Sicherheit jener und zu deren Einsatzkoordinierung erheben, verarbeiten und nutzen.

Vielen Dank an dieser Stelle an den derzeitigen Leiter der Autorisierten Stelle, Herrn Markus Moog, sowie seinem Kollegen Jens Hoffmann für dieses aufschlussreiche und offene Gespräch!