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Kolumne

Führungskräfte

Kesselsdorf:.

Am letzten Dienstag fuhren wir nach Wiesbaden. Obwohl die Autobahnen schnee-und eisfrei waren, war es eine schwere Fahrt. Viele sächsische Kollegen und Kolleginnen hatten sich in dieser Nacht auf den Weg zur Trauerfeier für Peter Raisch gemacht. Aus Achtung und Trauer für und um ihn. 12 Jahre lang war er Präsident des Landeskriminalamtes in Dresden und war dann 2003 nach Wiesbaden gegangen um dort das hessische Landeskriminalamt zu führen.

Wir haben uns im Herbst 1991 in Dresden kennen gelernt. Peter Raisch war damals aus dem Westen nach Sachsen gekommen um beim Aufbau zu helfen. Im Gegensatz zu manchen, aus dem Westen, die nur sich selbst geholfen haben - war er allerdings für Sachsen tatsächlich ausgesprochen hilfreich.

In einer Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs, in der die Kriminellen sich immer unangefochten glauben, mit einer völlig verunsicherten Sächsischen Polizei, nicht funktionierenden alten Strukturen, ständig laufenden Vergangenheitsüberprüfungen. - wem konnte man trauen und wem nicht – hat er das Landeskriminalamtes in Sachsen aufgebaut.
Ich war damals Minister und er war mir unterstellt. Aber Peter Raisch war in dieser Zeit mein Lehrmeister und wurde mir zum Freund.
Von ihm habe damals gelernt, dass Sicherheit kein Spielball politischer Interessen sein darf.
Dazu ist das Thema zu ernst.

Ich habe gelernt, dass es keine politischen Entscheidungen gegen den Sach- und Fachverstand von Sicherheitsexperten geben darf. Der Preis ist zu hoch.
Und ich habe gelernt, dass Polizist kein Beruf, sondern eine Berufung ist, und dass unsere Gesellschaft nur deswegen so sicher lebt, weil sich viele in diesem Beruf selbst nicht schonen. So wie auch Peter Raisch sich nie geschont hat.
Das die sächsische Polizei nach sehr kurzer Zeit schon einen so guten Ruf hatte, ist auch seinem Sach- und Fachverstand und seinen Führungsqualitäten zu verdanken.

Über 500 Menschen folgten der bewegenden Trauerfeier. Es wurde ganz deutlich: Die hohe Achtung vor ihm hing nicht nur mit seiner fachlichen, sondern auch mit seiner sozialen Kompetenz zusammen. Denn er hatte immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter und hat sich ohne Wenn und Aber vor seine Leute gestellt, wenn sie seiner Meinung nach von anderen ungerecht angegriffen wurden. Dafür hat er auch nicht den Konflikt mit dem Minister gescheut.
Nach der Trauerfeier fragten mich einige junge Kriminalisten, warum es eigentlich so wenige Führungskräfte wie ihn gäbe, die so viel Vertrauen bei ihren Mitarbeitern haben.
Vielleicht werden sie manchmal falsch ausgesucht, in dem man nur auf Fachkompetenz und politische Anpassungsfähigkeit setzt.
Nur-ohne soziale Kompetenz können sie nicht wirklich führen .Oder?

Heinz Eggert
Staatsminister a. D.
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