Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2015
Alles wieder im Lot?

Heute haben der Innenminister Markus Ulbig und der Präsident des LKA Sachsen, Dr. Jörg Michaelis, die PKS 2015 vorgestellt. Eine der ersten Botschaften war, dass mit 314.861 Straftaten gegenüber dem Jahr 2014 12.335 Straftaten weniger registriert wurden und die Aufklärungsquote auf 55,7 Prozent gestiegen ist (2014: 54,8 Prozent).

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die sächsische Sicherheitspolitik 2015 auf dem richtigen Weg war und die Kolleginnen und Kollegen trotz der Mehrbelastung (Asylbewerber, Versammlungen und Aufzüge etc.) noch genügend Zeit für den täglichen Dienst hatten. Die dargestellten Ergebnisse könnten als Bestätigung dieser These herhalten. Eines ist klar: die Polizeibeschäftigten in Sachsen rissen sich im letzten Jahr wahrlich den Allerwertesten auf, damit es bezüglich der Kriminalitätsstatistik nicht noch weiter bergab geht. Platz 11 in der Rankingliste der Bundesländer war schon 2014 alles andere als rosig.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass reichlich 314.000 Straftaten zwar ein Rückgang der Kriminalität visuell abbilden, aber innerhalb der letzten sieben Jahre immer noch das das zweitschlechteste Resultat darstellen.
Nun gilt es zu analysieren, welchen Wert diese Zahlen besitzen, denn die PKS ist mit Vorsicht zu genießen. Bedenkt man allein, dass ca. 75.000 „offene“ Straftaten auf den Schreibtischen liegen und somit keinen Eingang in die Statistik gefunden haben, so relativiert sich dieses Ergebnis schon. Bedenkt man weiter, in welchen Bereichen vor allem ein Rückgang der Straftaten zu verzeichnen ist, so setzt sich diese Betrachtungsweise fort. Weniger Rauschgiftdelikte (als klassische Kontrolldelikte) könnten durchaus ein Anzeichen dafür sein, dass weniger Kontrollen stattgefunden und die Gemeinsamen Fahndungsgruppen für andere Aufgaben „herhalten“ mussten. Weniger registrierte Diebstähle könnten durchaus ein Indiz für zurückgegangene Anzeigenfreudigkeit der Betroffenen sein. Wen wundert’s, wenn die Aufklärungsquote in diesem Bereich seit nunmehr 10 Jahren ständig gesunken ist, 2015 erstmalig auf unter 30 Prozent!

Den sächsischen Bürger beschäftigt vielmehr, dass die Anzahl der Wohnungseinbrüche (einer der sensibelsten Bereiche) um 10 Prozent zugenommen hat und sich damit seit 2006 nahezu verdoppelt hat, dass mehr Gewalt auf den Straßen herrscht, dass die politisch motivierten Gewaltexzesse zunehmen. Aber auch, dass die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen in die Höhe schießt.

Es darf als keinesfalls heißen, sich nun hinsetzen, auszuruhen und sich ob der vermeintlich positiven Zahlen in der Sonne zu aalen.
Der richtige Schluss heißt: Analyse des Zahlenmaterials und klare Kante in Bezug auf die Festlegungen der daraus zu ziehenden Konsequenzen.

Man muss nicht alles schlecht reden. Ein Hoffnungsschimmer ist die am Rande der Pressekonferenz getroffene Aussage des Innenministers, dass der Haushalts- und Finanzausschuss des sächsischen Landtages heute mehrheitlich dem Stellenabbau-Stopp zugestimmt habe.

Es wäre auch die falscheste Idee, sich auf dem richtigen Weg zu wähnen und wieder polizeilich kürzer treten zu wollen, weil ja alles im Reinen zu sein scheint.
Die GdP Sachsen fordert weiterhin eine Aufstockung der sächsischen Polizei um ca. 3.000 Stellen.