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Eine unglaubliche Geschichte ...

Teil 1

Im Land hinter den Erzbergen, am großen Fluss, in der Stadt mit den goldenen Kronen auf den hohen Dächern trafen sich ein Ministerpräsident, ein Innenminister und ein Finanzminister heimlich auf ein, zwei Humpen Bier. So beginnt die Geschichte.

Schnell hat sie sich beim einfachen Volk in den Wirtshäusern des Landes von Mund zu Mund weiterverbreitet.
Wo das Wirtshaus steht in dem sich das Treffen ereignet haben soll, kann niemand sagen, aber man ist sich ganz sicher, dass dieses Treffen stattgefunden hat.
    Nach einer herzlichen Begrüßung soll als erster der Finanzminister das Wort ergriffen haben:
    „Das Bier geht heute auf meine Rechnung! Ich gebe einen aus!"
      Ministerpräsident und Innenminister schauen ungläubig:
      „Nee?!" Wirklich? Das gibt’s doch nicht! Seit wann gibst Du denn einen aus?"
        Allgemeines Gelächter.
          Finanzminister: „Tut doch nicht so scheinheilig! Ihr wisst doch: Kohle ist genug da. Die Steuereinnahmen sprudeln ohne Ende und jetzt so kurz vor der Wiederwahl kann ich schon mal einen ausgeben. Man muss doch schließlich was für das Volk tun!"
            Innenminister: „Du hast noch Geld übrig?"
              Finanzminister: „Nicht gleich übrig, Kleiner! Das Meiste ist schon im Haushaltentwurf 2015/ 2016 verplant! Rest geht in die Sparbüchse!"
                Ministerpräsident: „Na wie denn nun, Kollege Finanzminister? Haben wir Geld oder haben wir kein Geld?"
                  Der Finanzminister lächelt: „Na, ja. Wie soll ich`s sagen. Offiziell haben wir natürlich kein Geld, aber für gewisse Spielräume… Prost!“
                    Die Humpen stoßen zusammen, dass es nur so kracht und alle drei nehmen einen kräftigen Schluck.
                      Innenminister: „Versteh‘ ich nicht!“


                      Finanzminister (etwas barsch, aber bedeutungsvoll): „Denk mal nach. Was meinst Du, warum der Haushaltsentwurf 2015/2016 so geheim ist?“

                      Innenminister: „ Aha, jetzt verstehe ich. Deswegen sprach der Ministerpräsident neulich vom Polizeistaat!? Da gibt’s also mehr Geld für neue Stellen und neue Technik bei der Polizei ..."

                      Finanzminister: „Ach Quatsch. Was wollen wir denn damit? Lass Dich einfach mal überraschen. Ist halt' im Moment auch für Dich noch gaaanz geheim!"

                      Innenminister: „Versteh‘ ich wieder nicht. Also doch noch weniger…"

                      Ministerpräsident (fährt dazwischen): "Schluss jetzt! Ist doch völlig klar! Geheim ist geheim!"

                      Innenminister: „Aber … ich wollt ja nur …“

                      Finanzminister: „Papperlapapp – seit wann willst Du denn was?“

                      Innenminister: „Ja aber, ich meine ja nur … wir haben doch schon so schön eingespart: das Weihnachts- und Urlaubsgeld bei den Beamten, haben Leistungsstufen und -prämien statt Leistungsbezahlung, haben jahrelang Beamte mit mehr als zwei Kindern kurzgehalten, bei der Beamtenversorgung gespart, der...“

                      Finanzminister: „Hör auf mit dem Gejammer. Beamtenversorgung, ich kann’s nicht mehr hören. Hast Du überhaupt einen Schimmer, was diese Klagen der Gewerkschaft der Polizei mich gekostet haben? Die haben auch noch gewonnen und ich kann 10 Millionen abdrücken. Haben wir u. a. der GdP zu verdanken! Irgendwie werden wir das wieder reinholen müssen."

                      Ministerpräsident: „Genau! Und dann noch der Spott. Das hätten uns unsere Juristen ersparen können! Wirtin! Bringen Sie uns bitte noch drei Humpen. Na dann, Prost!“

                      Innenminister und Finanzminister: „Prost!“
                        Ministerpräsident: „Dieses Wernesberger ist aber auch ein super Bier!

                          Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja! Die Gewerkschaft der Polizei! Die hat doch überall was auszusetzen. Als wir den Stellenabbau nur in den Mund genommen hatten, kam sofort nichts als Abwehr. Als wenn das auffällt! Du musst einfach mal `ne Granate rauslassen wie ich am Montagabend zur TV-Wahldebatte im MDR bei der Live-Schaltung. 380 Leute mehr auf der Straße und 480 Bürgerpolizisten - und alle haben‘s geglaubt. Tatsächlich haben wir seit 2009 schon mal 613 Polizeivollzugsbeamte weniger. Und in den nächsten Jahren geht es so weiter - besser kann man nicht sparen.“
                          Innenminister: „Wird da nicht auch an der Sicherheit gespart? Wenn ich richtig rechne und nachdenke, hatten wir doch 2004 noch 15.286 Beschäftigte in der Polizei, 2025 sollen es nur noch 11.252 sein. Das sind doch 4.034 Leute weniger! Geht das überhaupt?“
                            Finanzminister: „Und ob das geht! Ihr habt doch alle keine Ahnung vom Sparen, habt überhaupt kein Geldgefühl! Und die Einkommen der Beamten erst. Die sind doch immer noch viel zu hoch. Die sollten sich mal ansehen, wie man sich in der freien Wirtschaft für viel weniger Moneten abstrampeln muss. Außerdem ist der Krankenstand in der Wirtschaft halb so hoch wie in der Polizei. Während unserer letzten Wahlperiode mit der FDP ist der von 29 Krankentagen auf 30,5 gestiegen - pro Polizist. Und die GdP? Faselt von Überlastung, von Personalmangel, von Kaputt-Sein! Blaumachen nenn‘ ich das."
                              Ministerpräsident: „Recht hast Du! Vielleicht sollten wir den öffentlichen Dienst zur freien Wirtschaft machen?“
                                Finanzminister: „Super Idee! Da könnten wir auch an Löhnen und Pensionen sparen und hätten Berge von …“
                                  Innenminister: „Versteh‘ ich nicht. Auch die Polizei privatisieren? Das geht doch bestimmt nicht.“
                                    Ministerpräsident: „Geht nicht, gibt’s nicht! Man muss natürlich auch wollen!“
                                      Finanzminister: „Und denkt daran, wo geht ein Politiker nach seiner Kariere hin? Richtig - in den öffentlichen Dienst?“
                                        Hahahahahah ... Alle drei brechen in ein herzhaftes Gelächter aus.

                                        Die Wirtin unterbricht kurz: „Bitte nicht so laut meine Herren, nebenan ist eine Trauergesellschaft.“

                                        Das Lachen verstummt, dafür wird ein kräftiger Schluck genommen.

                                        Ministerpräsident zum Innenminister: „Na, Du sitzt ja auch da wie ein Trauerkloß, kannst ja gleich rübergehen.“

                                        Innenminister: „Naja, mit dem Stellenabbau … da mussten wir ja auch zurückrudern. Ein paar Neueinstellungen mehr brauchen wir aber nun doch.“

                                        Finanzminister: „Wie jetzt? Willst Du damit etwa sagen, dass die GdP doch Recht hatte?“

                                        Innenminister: „Nein, nein, ich meine ja nur. Da wären wir auch selbst drauf gekommen, wenn wir nämlich die Sicherheit von 2009 bis 2013 betrachten. Steter Anstieg der Kriminalität von 279.467 auf 312.500 Straftaten, obwohl wir immer weniger Einwohner werden …“

                                        Finanzminister: „Genau: immer weniger Einwohner sind logischerweise immer weniger Polizisten - ist doch meine Rede! Was gibt’s da nicht zu verstehen?“

                                        Innenminister: „Naja, die Anzahl der Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner sind aber in den letzten fünf Jahren auch um 1.051 gestiegen. Deutschlandweit sind wir, seitdem wir hier das Sagen haben, damit von Platz vier auf Platz neun gerutscht. Hat das was mit den Einwohnern zu tun?“

                                        Finanzminister: „Hör auf mit diesem schrecklichen Zahlensalat - wir sind hier nicht in der Mathestunde.“

                                        Ministerpräsident: „Schluss jetzt damit! Übertreibt nicht! Ihr macht ja so als ob alles nur steigt. Die Aufklärungsquote ist beispielsweise kontinuierlich gesunken. Immerhin etwas! Prost!“

                                        Innenminister und Finanzminister: „Prost!“

                                        Fortsetzung folgt morgen.
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