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6. Landesfrauenkonferenz tagt in Eutin

Nina Tiesch als Vorsitzende gewählt

Nina Tiesch bleibt die Vorsitzende der Frauengruppe der Gewerkschaft der Polizei des Landesbezirks Schleswig-Holstein. Bei der 6. Landesfrauenkonferenz in Eutin wurde die 31-jährige Kriminaloberkommissarin als Nachfolgerin von Imke Kalus in ihrem Amt bestätigt.

Seit Mai 2016 hatte Tiesch die Funktionen kommissarisch inne, nachdem die bis dahin als Vorsitzende fungierende Kalus aus dienstlichen Gründen ihr Amt zur Verfügung gestellt hatte. Einstimmig wählten die 38 Delegierten aus ganz Schleswig-Holstein die Beamtin des Landeskriminalamtes, die seit gut elf Jahren GdP-Mitglied ist. Nina Tiesch freute sich sichtlich über ihre Wahl. Sie habe sich vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Fahnen geschrieben, berichtete sich in einem Presseinterview. „Vor allem sollen die Frauen in der Gewerkschaft der Polizei (GdP) präsenter und lauter werden“, sagte die 31-jährige LKA-Beamtin. Sie steht mit ihrer Wahl rund 1500 Frauen in der GdP vor. Das bisherige vielfache Agieren hinter verschlossenen Türen werde beendet, sagte Tiesch selbstbewusst. Ferner würden die Bemühungen forciert, Frauen in Teilzeit mehr Raum zu geben. „Die werden häufig noch schief angesehen“, erklärte Tiesch der Presse. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei insbesondere vor dem Hintergrund des Schichtdienstes in der Polizei ein besonderes Thema, unterstrich die Vorsitzende der Frauengruppe.

Einstimmig wurden auch die weiteren Vorstandsposten besetzt. Zu Stellvertretenden Vorsitzenden wurden Kirsten Pautzke (47) und Yvonne Lüthje (36) gewählt. Kassiererin wurde Rebecka Köhnke, Schriftführerin Angelika Schümann und Beisitzerin Tarif Norina Gloy-Leinweber. Die Konferenz wählte auch die Delegierten der Frauengruppe für den 31. Landesdelegiertentag. Das sind Norina Gloy-Leinweber, Yvonne Lüthje, Kirsten Pautzke, Jaqueline Ursic und Swantje Stieh. Ersatzdelegierte sind Rebecka Köhnke, Maren Nielsen, Kathrin Bertelsen, Silke Cieplik, Ursula Janssen.

Zur Bundesfrauenkonferenz werden aus Schleswig-Holstein Nina Tiesch, Tania Radant, Imke Kalus und Norina Gloy-Leinweber entsandt. Als Vertreterin der Frauengruppe wird Kirsten Pautzke an der DGB Bezirkskonferenz Nord teilnehmen.

Als besondere Gäste begrüßte Nina Tiesch die Vertreterin der Bundesfrauengruppe Wilma Wäntig, Staatssekretärin Anette Langner (Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung), Innenminister Stefan Studt und Lisanne Stracka (Abteilungsleiterin für Frauen- und Gleichstellungspolitik im DGB Nord) sowie den Geschäftsführenden Landesvorsitzenden Torsten Jäger und die neue Geschäftsführerin der schleswig-holsteinischen GdP Dr. Susanne Rieckhof.


„Gleich geeignet - gleich gestellt!? ZEIT FÜR GLEICHSTELLUNG“ lautet das Motto der Konferenz mit rund 50 Teilnehmerinnen aus dem Bereich von Polizei und Justiz.

Am Motto orientieren sich auch die Gäste in ihren Grußworten.

Es sei viel erreicht worden, nicht zuletzt bei der einstigen „Männerdomäne Polizei“, sagte Anette Langner. „Aber es gibt auch noch viel zu tun. Und vieles geht viel zu langsam“, so die Staatssekretärin. Auch wenn Schleswig-Holstein in der Gleichstellung auf einem guten Weg sei, so würden Impulse für eine starke Frauenbewegung benötigt, denn es bestehe ein „riesiger Nachholbedarf bei der
Gleichstellung“ – insbesondere auf politischer Ebene, unterstrich die Staatssekretärin. Und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei jedoch kein polizeitypisches Anliegen, sondern werde mit anderen Berufsgruppen geteilt, sagte Langner. Besorgt zeigte sich indes Lisanne Stracka, Abteilungsleiterin für Frauen- und Gleichstellungspolitik im DGB Nord: „Gleichstellung ist nicht mehr selbstverständlich.“ Parteien wie die AfD würden das Thema Gleichstellung in die 50er Jahre zurückdrehen. Diese Tendenz ist sehr gefährlich“, warnte Stracka. Aktuelle Zahlen zum Dienst von Frauen in der Landespolizei lieferte Innenminister Studt. Studt rief in Erinnerung, dass 1986 die ersten Frauen ihren Dienst in der Landespolizei aufgenommen hätten Derzeit befänden sich rund 2400 Polizistinnen im Landesdienst, die Frauenquote liege bei den insgesamt etwa 8000 Beamten somit bei 27,63 Prozent. Damit sei inzwischen mehr als jeder vierte Polizist in Schleswig-Holstein ist eine Frau. Doch Frauen seien bei der Polizei weiter auf dem Vormarsch. „Die Landespolizei wird nach und nach weiblicher“, so der Innenminister deutlich. Dies machte Studt auch an Zahlen fest. So habe es im vergangenen Jahr bei den Einstellungen einen Höchststand seit 2008 gegeben: 37 Prozent der eingestellten Nachwuchskräfte, also 168, seien junge Frauen. Damit sei 2016 der Jahrgang mit der höchsten Einstellungsquote von Frauen. Studt erinnerte daran, dass es vor zehn Jahren noch gerade 32 Frauen gewesen seien, die eingestellt worden seien. Es stelle sich jedoch die Gretchen-Frage: „Wie halten wir es als Landespolizei, als Organisation, mit der Gleichstellung?“, so Studt gestern Die klassische Rollenverteilung halte sich gerade in der Polizei beharrlich. Der Anteil der Frauen in Führungspositionen sei noch ausgesprochen überschaubar. Da ist noch eine ganze Menge Luft nach oben“, sagte der Minister. Studt gab jedoch zu bedenken, dass für eine Führungsposition durchaus eine gewisse Berufserfahrung und eine Menge an Qualifikationen nötig seien. Und beides brauche bekanntlich Zeit.

Thomas Gründemann
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