"Polizei braucht Tarifkräfte"
5. GdP-Tarifkonferenz mit Innenstaatssekretärin Söller-Winkler
„Jede und Jeder von Ihnen, der für diese Organisation arbeitet, ist ein wertvoller Teil des Ganzen. Sie alle werden Tag für Tag gebraucht und Ihnen allen wird zum Teil Enormes abverlangt“, sagte Söller-Winkler. Das gelte für Techniker im IT-Bereich oder Schreibkräfte, die beispielsweise Vernehmungsprotokolle zur Kinderpornografie protokollierten genauso wie für die rund um die Uhr arbeitenden Angestellten auf der Datenstation in Kiel oder Spurensicherer im Tarif-Beschäftigten-Verhältnis, so die Staatssekretärin.
„Deshalb stellen wir beständig neue Tarifkräfte ein, fast 120 seit Herbst 2015“, unterstrich Söller-Winkler. Dazu zählte die Staatssekretärin zur Unterstützung der Terrorabwehr Internet- und Funkzellen-Auswerter, Islam-Wissenschaftler oder Betreuer für Islamismus-Rückkehrer, aber auch Fachlehrer für die erhöhten Ausbildungszahlen in der PD AFB mit Schwerpunkten Informatik und Sport sowie Tarifkräfte zur Begleitung von Schwerlasttransporten. Aktuell liefen sogar Ausschreibungen für insgesamt sechs Puppenspieler für den „Polizeikasper“. „Das Puppenspiel zur Verkehrsprävention ist anerkannt wichtig, soll aber in Zukunft nicht mehr durch Polizei-Vollzugspersonal geleistet werden“, erklärte die Innenstaatssekretärin. Auch wenn dauerhaft nicht auf befristete Arbeitsverträge in der Landespolizei verzichtet werden könne, werde jedoch angestrebt, noch in diesem Jahr alle schon länger befristet tätigen Beschäftigten zu entfristen. Und dies unter sehr enger Einbindung der Personal-Vertretungen und der Berufs-Verbände. „Gerade auf diesem Feld haben GdP-Vertreter viele gute und zielführende Ideen eingebracht“, lobte Söller-Winkler. So seien beispielsweise die Entfristungen für das top-ausgebildete Tarif-Personal des Kampfmittel-Räumdienstes in aktueller Bearbeitung, sagte Söller-Winkler. Luftbild-Auswerter, die nach möglichen zündfähigen Bomben des 2. Weltkriegs suchten, seien in der Regel Hochschul-Absolventen und mit ihren Informatik-Abschlüssen auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt, und das auch in benachbarten Bundesländern. „Die Landespolizei Schleswig-Holstein sollte nicht Gefahr laufen, dieses Personal durch falsche Verträge oder aber unangemessene Entlohnung zu verlieren. Auch diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen guten Chancen einer persönlichen Weiterentwicklung im öffentlichen Dienst des Landes“, sagte Manuela Söller-Winkler.
Ferner kündigte die Staatssekretärin weitere Schritte zu Entwicklungs-, Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für die Tarifbeschäftigten der Polizei an. Und eine angemessene Bezahlung. „Grundgehälter und Zulagen müssen angemessen, gerecht, plausibel und vergleichbar sein. In Teilen seien deshalb auch Höhergruppierungen bzw. Hebungen angezeigt, so Söller-Winkler. So dürften beispielsweise auf nahezu identischen Arbeitsplätzen Bestandskräfte nicht niedriger eingestuft sein als Neu-Einstellungen.
Darüber hinaus gelte: Die Landesverwaltung wolle ein moderner Arbeitgeber sein, und alle notwendigen Arbeitsplätze müssten mit guten Leuten besetzt werden. „Das wird bei schwindenden Nachwuchs-Zahlen zunehmend schwieriger“, stellte die Staatssekretärin fest. Auch die als Arbeitsgeber sehr beliebte Polizei werde ihre Schlachten im sogenannten „War of talents“ noch zu schlagen haben. Das gelte sowohl für den Vollzug als auch für den Tarifsektor. Vor allem sei es eine Herausforderung, sehr gut qualifiziertes Tarifpersonal nicht nur zu gewinnen, sondern auch an die Polizei zu binden. „Unsere Bemühungen müssen und werden sich auch weiterhin daran ausrichten, ein angenehmes Arbeitsumfeld zu erhalten“, stellte sie fest. Dazu gehöre auch die Gesundheitsprävention. Die Landespolizei sei hier in vielen anderen Ressorts bereits deutlich voraus. Dennoch gebe es aus den Reihen der Verwaltungsbeamten und des Tarifpersonals die Erwartung, die Möglichkeiten des Dienstsports ebenfalls eröffnet zu bekommen. Unter dem Gesichtspunkt des betrieblichen Gesundheits-Managements müsse auch hier offensichtlich zu neuen Gedanken-Ansätzen gekommen werden. „Andere Bundesländer haben hierzu bereits Ideen entwickelt, die wir uns anschauen werden“, versprach Söller-Winkler. Die Staatssekretärin dankte der GdP für die Unterstützung. „Sie sind mit ihrem ausgewiesen Fachverstand stets ein konstruktiv-kritische Gesprächspartner“, so Manuela Söller-Winkler. Die Aussagen der Staatssekretärin fielen bei den Gewerkschaftern auf fruchtbaren Boden. „Wir erwarten, dass sich der Dienstherr auf den demografischen Wandel einstellt und Fachkräfte findet und bindet. Und auch für die Tarifbeschäftigten fordern wir attraktive Altersteilzeitmodelle in der Landespolizei“, konstatierte Norina Gloy-Leinweber (Lütjenburg), die Vorsitzende der GdP-Tarifkommission. Unruhe gab es jedoch in der Frage der diesjährigen Meldung von Tarifbeschäftigten der Polizei für die so genannten „Qualifizierungs-Lehrgänge I und II. Staatssekretärin Söller-Winkler hatte bedauert, dass es nicht gelungen sei, für die Landespolizei Plätze anzumelden. „Das ist nicht optimal gelaufen, das soll nicht wieder passieren“, so die Staatsekretärin. Damit gab sich der Stellvertretende Landesvorsitzende Andreas Kropius nicht zufrieden. Seit längerem habe der Hauptpersonalrat bei der Personalverwaltung die Anmeldung von Plätzen für die Polizei angemahnt. Es habe genügend Zeit dafür gegeben, so Kropius. „GdP und Personalräte geben sich nicht zufrieden, es muss doch möglich sein, in Verhandlungen mit der Staatskanzlei für die Polizei wenigstens jeweils noch einen Platz für die Qualifizierungslehrgänge im September zu besetzen“, unterstrich Andreas Kropius. Manuela Söller-Winkler versprach, die Angelegenheit noch einmal zu prüfen. „Die Forderung ist legitim. Es ist noch nicht klar, warum die Meldung nicht erfolgte. Ich werde mich darum bemühen, diesen Mangel zu beheben. Aber ich kann nichts versprechen“, erklärte die Staatssekretärin.
- Norina Gloy-Leinweber als Vorsitzende der Tarifkommission wiedergewählt
- Teilnehmer am 31. Delegiertentag