Zum Inhalt wechseln

Zu wenig Dienstsport

Fitnessprogramm für Polizisten wird überdacht

Kiel.

Keine Zeit für Dienstsport – Landespolizei plant für dieses Jahr neues Trainingskonzept für die Beamten

Der Abbau von 122 Stellen bei der Polizei ist vom Tisch – die Probleme des Personalmangels sind es nicht. Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) sind für 2015 mehr als 485 000 Überstunden aufgelaufen, weit mehr als in den Vorjahren. Und die hohe Arbeitsbelastung hat Folgen – für die Fitness der Beamten. Der Dienstsport kommt zu kurz, weil immer weniger Beamte Zeit dafür finden. Trotz der Verpflichtung, sich fit zu halten, machen laut Landesrechnungshof nicht einmal 40 Prozent aller Beamten im Dienst Sport. Das vorgegebene Ziel von mindesten vier Stunden pro Monat und Polizist werde nicht erreicht. Momentan wird nicht einmal mehr erfasst, wer welche Stunden absolviert, wie Ove Fallesen vom Landespolizeiamt bestätigt. „Über die Jahre hat sich da Übergewicht angesammelt, manch einer kann Täter nicht mehr so schnell verfolgen“, ist aus Polizeikreisen zu hören. GdP-Geschäftsführer Karl-Hermann Rehr nimmt die sportfaulen Beamten in Schutz: „In Zeiten einer so hohen Arbeitsbelastung steht die Regeneration im Vordergrund. Wie sollen Polizisten, die bereits acht Stunden Dienst hinter sich haben und dann noch als Hundertschaft losgeschickt werden, im Dienst Sport machen?“ Der Landesrechnungshof allerdings sieht eher den finanziellen Aspekt der Misere. Vier Stunden Dienstsport entsprechen 127 Vollzeitkräften und damit Personalkosten von mehr als zehn Millionen Euro. Selbst bei der derzeit geringen Teilnahme sind es noch vier Millionen Euro – eine Summe, der „eher ein geringer Nutzen“ gegenübersteht. In diesem Jahr soll nun alles besser werden. „Aufgrund des Berichtes des Landesrechnungshofes plant eine Arbeitsgruppe Neuregelungen zum Sport in der Landespolizei“, sagt Sprecher Ove Fallesen. Die ersten Ergebnisse befänden sich in der internen Erörterung und seien daher noch nicht öffentlich. Durchgesickert ist, dass die Dienstsportstunden künftig erfasst und die Angebote strenger an die spezifischen Anforderungen der Polizei angepasst werden. Die Gewerkschaft begrüßt das. „Die körperliche Fitness gehört zum Beruf, deshalb haben wir ja auch immer noch einen anspruchsvollen Sporttest bei der Einstellung“, sagt Karl-Hermann Rehr. „Wir brauchen Sportarten, die den Beamten so lange wie möglich fit halten und dafür sorgen, dass es keine Ausfälle gibt, denn schließlich steigt ja auch der Altersdurchschnitt bei der Polizei.“ Das Arbeitszeitproblem löst ein neuer Erlass aber nicht. Wo keine Zeit für Sport im Dienst ist, bleibt nur die Freizeit. Manuela Söller-Winkler, Staatssekretärin im Innenministerium, hat bereits für selbstverständlich erklärt: „Die vier Stunden Dienstsport im Monat können und sollen vor allem ein Anreiz für mehr Sport im Alltag sein.“ Auch eine regelmäßige Fitness-Kontrolle wird wohl im neuen Sporterlass stehen.  
Eckard Gehm/Schleswig-Holsteininscher Zeitungsverlag
This link is for the Robots and should not be seen.