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Der Landesbezirk und Geschäftsführer Karl-Hermann Rehr erinnern sich

Delegiertentag und Mauerfall

Liebe Kolleginnen und Kollegen...

Vom 8. bis 10. November 1989 fand in Husum der 24. Delegiertentag statt. Ich habe ganz persönliche Erinnerungen daran, weil es der erste Delegiertentag war, den ich alleine organisieren durfte. Hatte ich vorher noch Herbert Reichel an meiner Seite, so war ich dieses Mal auf mich selbst angewiesen. Dann platzte die historische Bombe.

Der Landesbezirk Schleswig-Holstein organisierte damals noch den damaligen Bundesgrenzschutz und brachte knapp 8.000 Mitglieder auf die Reihe. Und in Husum waren wir erstmals nicht alle in einem Hotel untergebracht, sondern verteilten uns auf vier verschiedene Häuser.

Dieser Delegiertentag war auch deshalb bemerkenswert, weil es zu Kampfkandidaturen im Geschäftsführenden Vorstand kam, die zu einem unerfreulichen Ausgang führten. Lange Zeit blieben die Narben sichtbar und zogen sich durch das spätere Gewerkschaftsleben.


 
Delegiertentag 1989 und heiße Diskussionen
 

In Erinnerung ist er mir auch deshalb besonders, weil meine Frau mit unserem damals sechs Wochen alten Sohn in unsere Tagungsstätte kam und mich besuchte. Heute reise ich ihm hinterher, um ihn zu sehen.

Dies alles war jedoch nicht der Grund für diese Zeilen, sondern in diesen Delegiertentag platzte die Nachricht vom Fall der Mauer in Berlin. Mit offenem Mund saßen wir vor den Fernsehern oder hörten Nachrichten. Es war alles unglaublich! Das Entscheidende war in der Zeit zwischen 19.00 und 21.00 Uhr. Der Delegiertentag war zum Feiern übergegangen, das Polizeimusikkorps spielte in der Husumer Stadthalle auf, es wurde gelacht und viel erzählt, aber auf einmal rauschte die Nachricht durch die Reihen: „Habt ihr schon gehört ….?“


 
Delegiertentag 1989 in der Tagesordnung und bei der Freiheit
 

Als wir uns am Morgen des 10. November in der Husumer Stadthalle wiedersahen, wussten wir es tatsächlich aus den Nachrichten: “Reisefreiheit für DDR-Bürger.“ Julius Gillhaus, der damalige Kassierer, stand im Foyer der Husumer Stadthalle und rechnete schon sechs neue Landesbezirke zusammen, aus denen später aber nur fünf wurden. Es hatte Mecklenburg und Vorpommern separiert.

Der Kollege Georg Ledig, Delegierter der damaligen Kreisgruppe Lübeck BGS, stellte zu Beginn der Tagesordnung den Antrag, dass das Lied „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ gemeinsam gesungen werden sollte. Der Antrag fand aber leider nicht die erforderliche Mehrheit, und so ging es in der normalen Tagesordnung weiter. Für sich gesehen hatte dieser Vorschlag bestimmt seine Berechtigung, aber manche haben es einfach nicht glauben können, was nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich in Deutschland geschehen war.

Als wir an diesem Nachmittag nach Hause fuhren, lief im Auto das Radio. Immer und immer wieder neue Nachrichten, die das Ende eines Unrechtsstaates besiegelten. Es zuckte hier und da noch, aber das eigentlich Unglaubliche war geschehen. Keine Macht des hochgerüsteten Warschauer Paktes griff ein. Willi Brandt sagte später: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört.“
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