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GdP Information

406 Nachwuchspolizisten feierlich vereidigt

GdP: Würdiger Rahmen für Festakt

Neumünster.

Es war eine imposante Kulisse, die sich den 406 Polizeiwärterinnen und Polizeianwärter bei ihrer Vereidigung in den Holstenhallen in Neumünster bot. Im Beisein von Innenminister Hans-Joachim Grote legte der Polizeinachwuchs feierlich seinen Diensteid auf die Landesverfassung ab. Die Ränge der Halle 1 waren fast bis auf den letzten Platz gefüllt, als die jungen Schutz-, Wasserschutz- und Kriminalpolizisten unter dem herzlichen Applaus den Innenraum betraten, um für diesen Festakt Platz zu nehmen.

Hunderte Familienangehörige und Freunde der 158 Frauen und 248 Männer wohnten der feierlichen Vereidigung bei. Aber auch unzählige hochrangige Vertreter der Polizei , die Polizeibeauftragte des Landes Samiah El Samadoni und der Landesvorsitzende der Türkischen Gemeinde Dr. Cebel Küçükkaraca sowie die Landtagsabgeordneten Tim Brockmann (CDU), Jörg Hansen (FDP) und Kathrin Wagner-Bockey (SPD) nahmen an der feierlichen Zeremonie teil.
Bevor der Festakt zur Vereidigung eröffnet worden war, hatte Polizeiseelsorger Volker Struve den Tag mit einem Gottesdienst eingeleitet. Bei der Gestaltung hatte ihm abermals Thorsten Maaß tatkräftig zur Seite gestanden. „Schritte wagen“ lautete der Titel des Gottesdienstes. So verlasen Ann-Christin Mundt, Ainhoa Escribano Böhm, Annemarie Sommerfeld und Freya Franke als Start in ihr Berufsleben als Polizisten ihre persönlichen Diensteide. Mit ihren Fürbitten gaben Klaus Riedl, Dennis Bock, Michael Wilksen und Andreas Kropius dem Polizeinachwuchs gute Wünsche mit auf den beruflichen Werdegang.

In einem Anspiel aus dem polizeilichen Berufsalltag unterstrichen Alica Kompa, Frederieke Boog, Jens Reinartz, Jacob Hübner, Daniel Hübner und Nicklas Riechmann, dass sich auch eine Polizistin oder Polizist nicht mit seinem Problem einigeln sollte und es stattdessen besser sei, „den Schritt zu wagen“ und darüber zu reden oder sich Beratung oder Hilfe zu holen.

Den musikalischen Part übernahm wie im vergangenen Jahr Jessica Lehme, am Keyboard begleitet von Axel Riemann.

Mit viel Beifall honorierten die neuen Auszubildenden und ihre Angehörigen den kurzweiligen Gottesdienst. „Für mich sind die persönlichen Diensteide der Auszubildenden immer wieder berührend und wichtig. Hier zeigt sich die Bedeutung des Ethik-Unterrichts für das Rollenverständnis“, meinte Christiane Balzer, die Leiterin des Fachbereichs Allgemeinbildung in der PD AFB, auf Nachfrage. Sie schätze das große Engagement von Pastor Struve.
Aber auch die Leiterin der PD AFB Maren Freyher fand anerkennende Worte für den angesehenen Polizeipastor, der vom Leitenden Pastor des „Hauptbereichs Seelsorge und gesellschaftlicher Dialog“ Sebastian Borck unterstützt wurde. „Sie haben trotz einer nicht ganz einfachen persönlichen Zeit aufgrund von einzelnen medialen Darstellungen den Gottesdienst anlässlich der Vereidigung wieder einmal außerordentlich gestaltet und damit erneut die ethischen Werte der Landespolizei über ihren Gottesdienst versinnbildlicht und die Werte ins Bewusstsein gerufen. Dass sie diese selbst verkörpern, haben sie jüngst verdeutlicht“, hob die Leitende Polizeidirektorin hervor. Für die Demokratie sei es mehr denn je essentiell, dass Menschen werteorientiert Haltung zeigen und aufstehen. „Und bei einigen Professionen ist es zudem per se unabdingbar“, ergänzte Freyher. In ihren Worten an den Polizei- Nachwuchs gab sie zu bedenken, dass sich dieser mit der Berufswahl der Gesellschaft und damit dem Bürger verpflichtet habe. Das Handeln müsse an den ethischen Werten der Verfassung ausgerichtet sein, so die Leiterin der PD AFB. „Die an Sie gestellten gesellschaftlichen Ansprüche können dabei vielfältig und auch widersprüchlich sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie bei ihrer Berufsausübung gestärkt werden. Und zwar durch Ihre Kollegen und Vorgesetzte, durch Ihr privates Umfeld und durch die Bürger selbst, die nach wie vor ein generelles gesellschaftliches Vertrauen in die Institution Polizei haben“, sagte Maren Freyher.

Und auch kritische Diskussionen über und mit der Polizei seien bei einem der Gesellschaft verpflichteten Beruf und auf einer Demokratie basierenden Staatssystem selbstverständlich.

Und Landespolizeidirektor Michael Wilksen wandte sich ebenfalls an den Polizeinachwuchs. Mit seinem Bekenntnis übernehme dieser ab sofort die volle persönliche Verantwortung für sein polizeiliches Handeln, die ihm niemand mehr abnehmen werde und können. „Dies muss Ihnen bewusst sein und für immer in Ihrem Bewusstsein bleiben. Für eine Polizei in einem demokratischen Rechtsstaat ist dieses Selbstverständnis nach meiner Auffassung zwingend“, stellte Wilksen fest.

Der Landespolizeidirektor stellte aber auch klar: „Wir sind kein Staat im Staate. Wer so etwas behauptet, hat ein ganz anderes Bild von dieser Landespolizei als zumindest ich. Die Polizei in Schleswig-Holstein hält sich an Recht und Gesetz. Das ist unser Auftrag und den erfüllen wir, denn wir alle haben auch einmal den Diensteid geleistet“.

Weil der Polizeiberuf anspruchsvoll sei, sei auch die Qualifikation dafür besonders wichtig. Dank eines qualifizierten Ausbildungspersonals werde der Polizeinachwuchs den Ansprüchen einer Bürgerpolizei in Schleswig-Holstein ganz sicher gerecht werden. In der Landespolizei finde seit vielen Jahren eine sehr professionelle Ausbildung statt. Sie sei heute richtigerweise viel stärker werteorientiert ausgeprägt und angelegt als in früheren Zeiten. Dazu gehört auch das Fach Berufsethik, dass bei unserem Polizeipastor Herrn Struve in guten Händen liegt“, hob Wilksen hervor.

„Als Garant für die Innere Sicherheit unterliegen wir zu Recht einer umfassenden öffentlichen Kontrolle. Das gilt beispielsweise für die unabhängige Prüfung von Vorwürfen durch die Staatsanwaltschaften und die Gerichte. In diese Prüfungen habe ich genauso großes Zutrauen wie in das rechtsstaatliche und professionelle Handeln der Kolleginnen und Kollegen des operativen Dienstes“, stellte der Landespolizeidirektor fest. Die Anwärterinnen und Anwärter würden in Zukunft die Landespolizei prägen. Sie seien die Zukunft – mit ihrem Charakter, ihrer Haltung, ihrer Individualität, ihrem Verantwortungsbewusstsein und der gewissenhaften Wahrnehmung ihrer Aufgaben. „Tun Sie es mit Verstand, mit Herz und mit Mut. Ich vertraue Ihnen“, sagte Michael Wilksen abschließend.

Innenminister Hans-Joachim Grote ermutigte die jungen Polizisten. „Sie haben sich entschieden, einen ganz besonderen Beruf zu ergreifen. Ihre Uniform macht diesen Beruf nach außen sichtbar. Und Sie werden bald bemerken: Damit verändert sich vieles. Denn diese Uniform ist nicht nur Schutz- und Arbeitskleidung. Die Uniform macht auch deutlich: Hier steht der Staat. Hier steht ein Mensch in Uniform, der Dienst für die Gemeinschaft tut. Hier steht ein Mensch, der Recht durchsetzt. Diese Menschen werden Sie sein“, so Grote. Die Landespolizei brauche motivierte und selbstbewusste Polizistinnen und Polizisten, Menschen, die mitdenken und bereit seien, Verantwortung zu übernehmen und die zu den Grundwerten unserer Gesellschaft stünden.

„Die Landespolizei ist an Recht und Gesetz gebunden. Und sie handelt nach Recht und Gesetz. Ich habe volles Vertrauen in die Polizistinnen und Polizisten, die in unserem Land die Sicherheit der Menschen gewährleisten“, unterstrich der Minister. Auf die neuen Polizistinnen und Polizisten warte ein ausgesprochen anspruchsvoller Beruf, der auch Schattenseiten habe. Denn Polizistin und Polizist zu sein bedeute auch, häufig nachts, an Wochenenden und auch an Feiertagen zu arbeiten. Es bedeute, dass fast alle Einsätze überraschend kommen, und es bedeute auch, dass man als Polizist im Dienst Dinge zu sehen bekomme, die manchmal nicht leicht zu verarbeiten seien. „Deshalb geben wir Sie in die Obhut sehr erfahrener und motivierter Ausbilderinnen und Ausbilder. Sie alle werden Ihnen Handwerkszeug für Ihren Berufsalltag mitgeben“, versprach Grote. Dies gelte für die Polizeidirektion in Eutin genauso wie für die Fachhochschule in Altenholz. Und genauso für die Praxis-Dienststellen in ganz Schleswig-Holstein. „Sie werden Fachwissen erwerben und Einsatztechniken üben. Lernen, wie man Gespräche führt mit Tätern, Opfern und Zeugen. Am Ende werden Sie in der Lage sein, nicht nur die objektive Sicherheitslage zu erfassen, sondern auch das subjektive Sicherheitsgefühl in ihrem Dienstbezirk richtig einordnen können“, so Hans-Joachim Grote abschließend. Bevor Innenminister Grote als oberster Dienstherr der Landespolizei den Polizeianwärterinnen und -anwärtern feierlich den Amtseid abnahm, war es Ann-Christin Mundt und Jan-Erik Renner vorbehalten, den Prolog vorzutragen.

Großen Zuspruchs erfreute sich auch das Bundespolizei-Orchester Hannover für seine schwungvolle musikalische Begleitung der Vereidigung.

Am Ende des Festaktes war auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) beeindruckt: „Es ist großartig, dass die Vereidigung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen in einem so außergewöhnlichen Rahmen in den Holstenhallen ermöglicht worden ist. Es sind sicherlich Eindrücke, die unvergesslich bleiben werden. Am Ende der Ausbildung werden gut vorbereitete Polizistinnen und Polizisten die Dienststellen von Schutz-, Wasserschutz- und Kriminalpolizei verstärken“, so der Stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Sven Neumann.


Text/Fotos: Thomas Gründemann
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Impressionen vom Festakt

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