Dringender Bedarf an geeignetem Nachwuchs
Weitere Wasserschutzpolizisten werden benötigt


Die GdP befragte die drei jungen Uniformträger (Foto mit der Leiterin der Wasserschutzpolizei, Polizeidirektorin Andrea Funk, und dem Ersten Polizeihauptkommissar Klaus Ehlers) zu ihrer Entscheidung für die Laufbahn bei der Wasserschutzpolizei.
Josef Koning und Alexander Lutomsky, die beide ihr Praktikum beim Wasserschutzpolizeirevier in Kiel absolvierten, beantworteten die nachfolgenden drei Fragen.
Josef Koning: Nach dem Realschulabschluss folgte ein Jahr bei der Bundeswehr. Danach holte Josef Koning das Abitur nach. Um den Unterhalt bestreiten zu können, betätigte er sich in dieser Zeit nebenbei jedes Wochenende auf dem Wochenmarkt als Verkäufer bei einer Metzgerei. Nach dem Abitur begann Josef Koning auf Wunsch der Eltern ein Landwirtschaftsstudium, war jedoch auch gelegentlich bei einer Tischlerei auf Montage. Aus seinem inneren Wunsch heraus, bewarb er sich neben dem Agrarstudium erfolgreich bei der Polizei.
Alexander Lutomsky hat vor der Wasserschutzpolizei Nautik studiert und war kurz zur See gefahren.
Warum habt ihr euch seinerzeit für die Polizei bzw. Wasserschutzpolizei beworben?
Josef Koning: Ich wollte Schutzmann sein. In unvorhergesehenen Situationen zu agieren, Entscheidungen zu treffen und das Beste aus einer Situation zu machen. So etwas liegt mir und treibt mich an. Ich wollte einem Beruf nachgehen, bei dem ich für mich das Gefühl habe, Sinnvolles tun zu können. Das ist mir wichtig. In der Bewerbungsphase fragte mich dann jemand, ob ich nicht Lust hätte, in den Verwendungszweig Wasserschutzpolizei (WSP) zu gehen, was ich kurzerhand bejahte. Und das ganz ohne maritime Vorbildung.
Alexander Lutomsky: Als Inhaber nautischer Patente und Erfahrungen aus der Seefahrt bin ich für die WSP prädestiniert. Darüber hinaus verbleibe ich damit im maritimen Tätigkeitsbereich, so dass die WSP für mich keine große Umstellung bedeutete.
Was hat euch (mit Blick auf die Wasserschutzpolizei) an der Ausbildung besonders gut gefallen? Wo seht ihr vielleicht Optimierungsbedarf?
Josef Koning: Ein absolutes Highlight der Ausbildung war für mich die Praktikumszeit auf dem WSP-Revier Kiel. Ich habe dort im Schutze einer großartigen Dienstgruppe meine ersten Schritte im Leben eines Wasserschützers machen können und wollte am Ende gar nicht mehr zurück an die FHVD. Optimierungsbedarf gibt es immer und überall. Ich fand es beispielsweise denkbar ungünstig, dass der Fachlehrgang-Küste (FLK) an der WSP-Schule in Hamburg in den Zeitraum des 6-monatigen Hauptpraktikums fiel und sich unsere Chance, praktische Erfahrungen zu sammeln, um 3 Monate verkürzte. Aus meiner Sicht könnte der FLK nach Absolvierung des Studiums begonnen werden, auch da man dann die speziellen Inhalte direkt im Anschluss anwenden und vertiefen könnte.
Alexander Lutomsky: Gefallen hat mir natürlich der praktische Anteil, der leider viel zu kurz war. Verbesserungswürdig wäre die Ausdehnung des Praxissemesters auf dieselbe Dauer wie bei der Schutzpolizei.
Welche Gedanken verbindet ihr mit den Aufgaben bei eurer künftigen Wasserschutzpolizei-Dienststelle?
Josef Koning: Ich habe einfach unendlich Lust loszulegen. Um ehrlich zu sein, ich kenne bestimmt auch noch nicht alle Aufgaben, die mich auf der neuen Dienststelle erwarten werden.
Alexander Lutomsky: Unter anderem die Kontrolle von Zeugnissen, Patenten und Dokumentationen, Einhaltung von Umweltvorschriften und die Seeunfalluntersuchung.
Könnt ihr jungen Menschen auch ohne maritime Vorbildung empfehlen, sich für die Wasserschutzpolizei zu bewerben? Wenn ja, warum?
Josef Koning: Ich kann jedem empfehlen, der Lust auf die Tätigkeit hat, es zu versuchen. Erst dann wird man selbst einen Eindruck bekommen, ob der Beruf eines Wasserschutzpolizisten einen erfüllt oder eben nicht. Dabei bieten sich Praktika an. Menschen ohne maritime Vorbildung kommen für mich insbesondere für eine Empfehlung in Frage, wenn sie schon etwas von der zivilen Arbeitswelt verstehen. Wir haben täglich mit Menschen Umgang, die relativ hart ihr Geld verdienen, da ist es hilfreich, eine Vorstellung davon zu haben, was es bedeutet, „sein Geld hart zu verdienen“.
Alexander Lutomsky: Empfehlen könnte man es schon, ob man sie davon begeistern könnte, ist eine andere Frage. Ich glaube nicht, dass die WSP vorzugsweise ihre Reihe durch junge Menschen füllen sollte. Das maritime Tätigkeitsfeld ist wenig "schillernd" und "actionbehaftet", was meiner Meinung nach für die meisten Einsteiger bei der Polizei ein großer Pullfaktor ist. Als Zielgruppe für die WSP sehe ich eher Personen, die die „Sturm- und Drangphase hinter sich gelassen haben und ihren beruflichen Werdegang pragmatisch sehen. Außerdem: Bevor man sich Gedanken über Personalakquise ohne maritime Vorbildung macht, sollte man vielleicht mal aktiv um Personal mit maritimer Vorbildung werben. So etwas, wie Plakate in der Seefahrtschule aufhängen lassen oder sich bei der Zentrallen Heuerstelle in Hamburg vorstellen. Das erfordert kaum Ressourcen, aber dennoch wird es nicht gemacht. Dabei ist Schleswig-Holstein für Nautiker und Ingenieure sehr attraktiv, da während des Studiums Zulagen gezahlt werden und man danach sofort zum POK ernannt wird. Leider sind diese Vorzüge zurzeit ein gut gehütetes Geheimnis.

- Der Wasserschutzpolizei in Schleswig-Holstein ist Bestandteil einer verzahnten, nationalen maritimen Sicherheitsstruktur der Bundesrepublik Deutschland. Die Einhaltung von See- und Binnenschifffahrtsvorschriften, Straf- und Ordnungswidrigkeitenverfolgung, sowie Gefahrenabwehr im Bereich der Schifffahrt, maritimer Umweltschutz, Fischereiaufsicht im Küstenmeer sind u.a. Aufgaben der Wasserschutzpolizei. Zur professionellen Bewältigung dieser Aufgaben besteht dringender Bedarf, geeigneten Nachwuchs zu finden und auszubilden. Auch die GdP sieht die personelle Entwicklung bei der Wasserschutzpolizei mit Sorge. Das Personal bei der Wasserschutzpolizei müsse deutlich aufgestockt werden. Die GdP wolle eine angemessene wasserschutzpolizeiliche Präsenz gerade in Schleswig-Holstein als Wirtschafts- und Tourismusstandort. „Diese Präsenz ist insbesondere auch dringend notwendig, um die Sicherheit auf dem Wasser zu gewährleisten“, so Andreas Kropius, Wasserschutzpolizist und Stellvertretender GdP-Landesvorsitzender.
- „Wir brauchen für die Wasserschutzpolizei dringend eine Attraktivitätssteigerung, beispielsweise durch verbesserte Chancen, Enddienstgrade zu erreichen oder auch durch eine verbesserte Einstiegsbezahlung“, so Bernd Möller, Vorsitzender des Landesfachausschusses Wasserschutzpolizei. „Wir brauchen in der Wasserschutzpolizei eine hohe Kernkompetenz und eine hohe maritime Fachlichkeit, die wir nur durch gute Bezahlung in Konkurrenz zur freien Wirtschaft erreichen können“, unterstreicht Möller.
- In Schleswig-Holstein ist die Wasserschutzpolizei als Abteilung 4 des Landespolizeiamtes organisiert. Die Abteilung 4 mit Ihrer Leiterin, Polizeidirektorin Andrea Funk regelt landesweit den „Wasserschutzpolizeilichen Aufgabenvollzug“, das „Bootswesen“ und die „Maritime Sicherheit“. Die drei Wasserschutzpolizeireviere in Brunsbüttel, Kiel und Lübeck mit ihren nachgeordneten Stationen und Bootspräsenzdiensten gewährleisten an 365 Tagen und Nächten die Präsenz vor Ort. Stationen bzw. Bootsstandorte sind Helgoland, Büsum, Husum, Flensburg, Kappeln, Fehmarn und Heiligenhafen.
- Wer Näheres über die Wasserschutzpolizei in Schleswig-Holstein wissen möchte oder möglicherweise an einer Bewerbung interessiert ist, kann sich gerne an Bernd Möller unter bernd.moeller@polizei.landsh.de, Telefon 0431-160.60062, oder Andreas Kropius, andreas.kropius@im.landsh.de, Telefon 0176-24075434, wenden.
Text: Thomas Gründemann
Der Landesvorstand
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